Auf dem Weg von der Küste in die Anden durchqueren wir die „Atacama-Senke". Trostloser und staubiger geht es nicht mehr. Aber zwischen Staub, Geröll und Steinen liegt ein Schatz - Kupfer! Seit circa 100 Jahren wird es hier abgebaut, Chile ist heute mit Abstand der größte Kupferproduzent der Welt. In der Atacama liegt in der Nähe von Calama das Kupfer-Bergwerk Chuquicamata, der größte Tagebau weltweit mit einer Grube, die fünf Kilometer lang, drei Kilometer breit und über einen Kilometer tief ist! Nächstes Jahr soll die Grube für den weiteren Abbau geschlossen und das Bergwerk unter Tage verlegt werden. Wir können uns die letzte Chance nicht entgehen lassen, eine Besichtigungstouren durch die aktive Mine zu machen.
Kurz vor Calama übernachten wir bei einem verlassenen Geister-Bahnhof. Wer ist wohl früher einmal hier ein- und ausgestiegen? Kilometerweit lebt hier kein Mensch. Vielleicht war es nur das Haus des Stationsvorstehers, bei dem die Dampflokomotiven Wasser und Kohle aufgetankt haben. Heute hängen vor den nicht enden wollenden Güterzügen drei Diesel-Loks, die mit geschätzten 20 km/h durch die Wüste walzen und angereichertes Kupfer von Calama nach Antofagasta bringen. Ein Vorgeschmack auf die Dimensionen die uns am nächsten Tag in der Mine erwarten.
Ausgerüstet mit langärmliger Kleidung, festem Schuhwerk, Sicherheitsweste und Helm fährt uns der Bus der Betreibergesellschaft Codelco zunächst zur Geisterstadt Chuquicamata. Sie liegt unmittelbar neben der Mine und wurde vor über 10 Jahren aus gesundheitlichen Gründen evakuiert. Feinstaub in der Luft - mehr will uns unser Guide nicht verraten. Wie man dem jahrelang in der Wüste entsorgten Arsen beikommt, erfahren wir nicht. Vieles in Chuquicamata ist noch erhalten: neben Wohnhäusern sehen wir Supermarkt, Sportplatz, Kino, Kirche, Spielplatz und ein Hotel.
Aber ausgerechnet das Marmor-bestückte modernste Krankenhaus Chiles wurde mittlerweile durch Abraumhalden zugeschüttet, die wie Wanderdünen die Gebäude unter sich begraben. Beängstigend. Immerhin hat man jetzt erkannt, dass es sich bei der Siedlung um nationales Monument handelt, dessen Rest es zu erhalten gilt …
Während wir uns weiter durch riesige Abraumhalden (sie sind von echten Bergen nur durch ihre platte Oberkante zu unterscheiden und heißen daher torta) der Mine nähern, kommt uns der Gedanke, dass das Arbeiten hier mit dem in Sibirien vergleichbar sein muss. Es ist zwar ein „bisschen“ wärmer, aber die Bedingungen sind nur durch eine ordentliche Aufwandsentschädigung zu kompensieren. Und so ist es: das Durchschnittsgehalt in der Mine liegt bei 2000 EUR pro Monat und ist damit mehr als dreimal so hoch wie im übrigen Chile.
Und jetzt fahren wir mit unserem Bus tatsächlich ein Stück in das größte von Menschenhand gegrabene Loch hinein! Die Bilder sprechen für sich.