Zurück aus dem Valle de Elqui fahren wir direkt an der Pazifikküste entlang weiter nach Norden. Eine gut präparierte Piste windet sich durch Steinwüste, nicht nur die verlassenen Minen und Abraumhalten in der Landschaft erinnern an Geröllhalden. Alles ist grau und verstaubt, Büsche und Kakteen sind eigentlich schon tot und haben keine Farbe mehr. Dazu kommt der Müll. Es soll hier ein Sport sein, in der Landschaft Zielwerfen mit Bierflaschen zu veranstalten. Schön ist es nicht wirklich. Vielleicht bizarr. Sicher arm.
Ohne Nebel bieten sich uns phänomenale Aussichten: teilweise gleichzeitig auf Anden und Pazifik.
Selbst das kleine Dorf Punta de Choros, von wo die Schiffe zum Nationalpark Pingüino Humboldt ablegen, wirkt eher wie eine Geisterstadt. Alles ist neblig trüb, so werden wir den Nationalpark-Inseln draußen vor der Küste keinen Besuch abstatten. Immerhin können wir in einem Mini-Markt unser Telefonguthaben aufladen.
Entlang der Pazifikküste die typische „Aussicht“ - Nebel.
Wir fahren wie geplant auf der Küstenstraße weiter nach Norden. Ohne Probleme erreichen wir nach einer Stunde die Region Atacama, und landen damit sprichwörtlich in der Wüste. Das Navi weigert sich plötzlich vehement, den von uns eingeschlagenen Weg zu übernehmen. Für die nächsten 36 km wird uns eine Fahrzeit von 11:33 Stunden angezeigt und die Navigationsanweisung lautet „Bitte wenden!“. Das kann ja gar nicht sein, es wird sich wohl um einen Kartenfehler handeln. Die Straße ist in unseren Karten deutlich zu erkennen, auch wenn man zugegebenermaßen „ziemlich weit reinzoomen muss"…
Bestätigt von zwei jungen Fischern - mit leichtem Pick-up auf Monsterrädern - bleiben wir stur und fahren weiter. Bis Peter vor lauter Konzentration auf die Straße nicht mehr ans Fotografieren denkt. Und Heike ziemlich schweigsam wird, bis auf die Passagen, wo sie das iMobil im Tiefsand zum Durchhalten anfeuert. Wir steigen öfter aus, um die weitere Strecke zu Fuß zu erkunden und erwischen trotzdem „Holzwege“, die uns in den Rückwärtsgang zwingen. Wenden geht schon lange nicht mehr.
Der letzte Regen - vor wieviel Jahren eigentlich? - hat an einigen Stellen die Piste weggespült und trockene „Flussläufe“ hinterlassen. Weggebrochene Pistenränder und angsteinflößende Schräglage ziehen die gut fünf Tonnen unseres Vehikels ganz schön in Richtung Tal. Wir wühlen uns durch, klettern gaaanz langsam über Steine und nehmen die nächste Steigung im Tiefsand mit vieeel Schwung. Für 8 Kilometer benötigen wir 53 Minuten, das sind 9,2 km/h. Ja, das Navi hat es schon vorher gewusst. An Umdrehen ist nicht zu denken - nicht noch einmal, bitte!
Links die Hütte unserer Algen-Sammler, auch sie hat - wie fast alle Behausungen - ein Solarpaneel und eine Satellitenschüssel auf dem Dach. Das Trinkwasser wird mit dem LKW gebracht.
Kurz vor Sonnenuntergang landen wir bei Algen-Sammlern, die uns begrüßen als kämen wir vom Mond. Und wir begrüßen sie, als wären sie die ersten Menschen. Zuerst fragen wir nach dem weiteren Weg. Der soll hinter dem nächsten Hügel viel besser werden! Heike verklickert ihnen, dass es sehr anstrengend war und wir müde sind. Ob wir hier schlafen dürfen? Ja, selbstverständlich!
… es wurde tatsächlich viel besser. Nach drei Kilometern kam nicht nur eine ordentliche Straße, sondern auch das erste Verkehrsschild (siehe Titelfoto oben).
Die Moral von der Geschicht: Traue keinen Fischern mit Pick-up auf Monsterrädern!