Nach ausgiebiger Erkundung des Pumalín Parks stellen wir uns in Caleta Gonzalo zur nächsten Fährfahrt an. Von hier bis Hornopirén, ca. 70 km weiter nördlich, gibt es keine Verbindung auf dem Landweg. Die Anden steigen senkrecht aus dem Pazifik empor und noch kein Ingenieur hat es geschafft, durch diese Landschaft eine Trasse zu ziehen. Dieses Stück der Carretera Austral muss immer per Fähre zurückgelegt werden. Wir haben die 5-Stunden-Fähre nach Hornopirén für den nächsten Morgen um 10:30 Uhr gebucht … Soweit der Plan. Kommen wir zur Realität!
14:30 Uhr: Im Moment stehen wir immer noch in der inzwischen stark angewachsenen Autoschlange, die auf die Fähre wartet. Die Morgen-Fähre ist ausgefallen. Wir hoffen, die 15-Uhr-Fähre kommt demnächst. Immerhin sind wir das erste Auto in der Schlange, da wir gleich hier übernachtet haben.
17:30 Uhr: Die 15-Uhr Fähre war ein „Missverständnis". Jetzt soll die Fähre um 17:30 Uhr kommen - und kommt tatsächlich wenig später durch den Fjord getuckert. 18:15 Uhr legen wir ab, die Fähre gibt ihr Bestes und wir kommen um 22:45 Uhr in Hornopirén an.
Autoschlange an der Fähre durch unser Rückfester betrachtet:
manche schlagen ihre Dachzelte auf und machen ein Nickerchen.
Fantastisches Wetter haben wir auf der Fahrt um die Halbinsel Hualaihué: Vor schneebedeckten Vulkanen, tiefblauen Fjorden und grünen Hängen stehen bunte, mit Schindeln verkleidete Häuser, bei Ebbe liegen am Strand die umgekippten Fischerboote - eine echte Bilderbuch-Landschaft! Aber man darf sich nicht täuschen lassen. Zwar tummeln sich die Kinder im Wasser, aber das hat vielleicht gerade einmal 10°C und die Lufttemperatur liegt bei frischen 16°C. Dabei ist Hochsommer - Hochsommer bei 42° Süd, das entspricht der Breite von Rom im Norden!
Haben wir die letzten zwei Wochen diverse Male unsere Pläne den Erdrutschen und Fahrplänen der Fähren angepasst, sind es diesmal Holzbrücken mit 2-Tonnen-Beschränkung, die uns auf unserer weiteren Fahrt nach Norden „umleiten“. Statt auf dem Landweg um den Estuario Reloncavi, einen 50 km langen und 5 km breiten Fjord, herum zum Vulkan Osorno zu gelangen, werden wir schon wieder auf eine Fähre geleitet, die uns zwar nicht aus der Bahn wirft, aber über den Fjord und damit aus der Richtung bringt. So beschließen wir, den Vulkan auf später zu verschieben und stattdessen zuerst auf die Insel Chiloé weiter zu fahren. Wie gelangt man auf eine Insel? Mit der nächsten Fähre, aber das wird die schnellste Verbindung die wir bisher erlebt haben. Wir fahren in den Hafen und werden gerade noch als letztes Auto auf das Schiff gewunken. Noch bevor unser Motor aus ist, wird die Rampe hochgefahren und wir fahren mit voller Kraft voraus. Drei weitere Fähren kommen uns auf der 5-km-breiten Meerenge entgegen - fast scheint es, dass sie um die Wette fahren.
Bei all unseren Fährfahrten hatten wir unheimliches Glück: zwar haben die Blattfedern des iMobil hin und wieder ordentlich geknarzt und die Kabine geschaukelt, aber für hiesige Verhältnisse hatten wir jedesmal sehr ruhiges Meer, gutes Wetter und hin und wieder sogar ein paar Delphine als Begleitung. So hielt sich die Einnahme von Vomex sehr in Grenzen ;-)