Nach unserer Seen-Schleife durch die Argentinische Schweiz geht es auf der Ruta 40, sprich: Ruta Cuarenta, nach Norden und damit der Heimat entgegen. In drei Wochen geht unser Flieger ab Buenos Aires und zuvor müssen wir noch das Auto in Uruguay unterstellen.
Doch soviel Zeit muss sein: als Erstes statten unserer neuen „Lieblingseisdiele“ in Junín noch einmal einen Besuch ab. Wenn wir ihr schon diesen Titel verpasst haben, dann müssen wir ja wenigstens zweimal hin, oder?
Sehr schnell wechselt die Landschaft ihr Bild. Diesmal jedoch endgültig. Jetzt im Spätsommer ist es um San Martín herum immer noch sehr grün, Richtung Junín wird es schnell trocken und verdorrt, weiter nördlich folgt Halbwüste. Unglaublich wie diese Gegend Namibia ähnelt - wären da nicht im Westen die verschneiten Andengipfel.
Wir befinden uns auf ca. 1000 m in einer hügeligen Hochebene, ab und zu ein paar bunte „Koppies", Inselberge die wenige hundert Meter über die Ebene herausragen. Rechts laufen ein paar Nandus davon, die ersten größeren Tiere seit Wochen. Ab und zu ist die Graslandschaft durch ein kleines Wäldchen einer Farm unterbrochen. Und da fällt uns auf: die Straße ist sogar eingesäumt von „namibischen“ Weidezäunen - hunderte von Kilometern lang. Da liegen dann auch schon die ersten Skelette von Tieren, die im „Straßenkorridor“ verendeten. Fehlen nur noch die Autowracks. Nein, auch die entdecken wir noch, allerdings argentinisch begleitet von einem kleinen Schrein, den der Überlebende aus Dankbarkeit gegenüber seinem Schutzengel errichtet hat.
An einem der Ruta-40-Straßencamps treffen wir auf Hilu und Sigo mit ihrem Mercedes Rundhauber. Auf ihre Einträge in der App iOverlander unter der Signatur Bummel-mit-Pummel treffen wir immer wieder und bisher waren das stets sehr schöne Flecken. So finden wir es recht lustig, die Weltenbummler nun persönlich kennen zu lernen. Vor uns braucht sich ein Gewitter zusammen, Blitze, Regenbogen und dunkle Wolken hüllen die Landschaft in einen surrealen Mantel. Wir sitzen vorm Mercedes unterm Regenschirm und lauschen den Geschichten der beiden, die seit vielen Jahren zu Land und zu Wasser die Welt erkundet haben.
Legendären Straßen muss man legendäre Denkmäler setzen. Die Ruta 40, genauer gesagt Ruta National 40, ist mit über 5100 km die längste Straße der Welt, noch 1000 km länger als die Route 66 in den USA. Da ist die Mitte durchaus ein Denkmal und einen Stopp wert. So kann sich Chos Malal, das sich in der Mittagszeit als heißes Wild-West-Nest mit hochgeklappten Bürgersteinen entpuppt, mit diesem gebogenen Fahnenmast, der die Winde Patagoniens symbolisiert, wenigstens ein bisschen interessant machen.
In dieser Region und weiter Richtung Norden zum Rio Grande durchfahren wir echte Mondlandschaft. Krater, Vulkane, Lavabrocken und -geröll stehen und liegen hier „einfach so herum“. Dazwischen ausgetrocknete Flusstäler und tief in die Landschaft eingeschnittene Canyons. Ein paar verdorrte Gräser, sonst nicht. Die Gesteinsformationen sind durch den hohen Anteil an Mineralien unglaublich bunt, aber noch ist das Ende des Farbspektrums nicht erreicht…