Nach 100 Kilometern und drei Stunden Fahrt durch Chiles Badeort-Trubel sind wir nur 15 km Luftlinie von unserem Startpunkt entfernt. Wir sind auf der gegenüberliegenden Seite des Vulkans Villarrica und haben den Badeort Pucón am Lago Villarrica erreicht. Von hier windet sich die Straße steil in die Höhe dem Vulkan entgegen. Zunächst auf Asphalt, dann auf Schotter. Am ersten steilen Abschnitt rollen uns zwei PKWs rückwärts entgegen, sie kommen nicht weiter. Allrad und Differentialsperre sei Dank, arbeitet sich unser iMobil langsam durch tiefe Löcher und loses Geröll an ihnen vorbei. An der nächsten Schlüsselstelle steigen wir aus und erkunden die Piste erst einmal zu Fuß. "Machbar!“ lautet das Urteil. Der letzte Zauberhebel kommt zum Einsatz und wir erreichen unseren Übernachtungsplatz, den Spectacular Spot, wie ihn ein Reisender vor uns in iOverlander genannt hat. Wow! - spektakulär ist es hier in der Tat. Wir stehen vor dem rauchenden Krater in absoluter Lavawüste und 900 Meter unter uns schimmert der Lago Villarrica in der Abendsonne.
Dort unten liegen Myriaden von Urlaubern dicht an dicht am Strand. Hier oben sind wir allein mit dem Sonnenuntergang. Außer den hartgesottenen Bergsteigern, die mit Ausrüstung den Vulkan erklimmen, verirren sich nur zwei, drei Vulkan-Rundflieger hierher. Aber die sind weit über uns und stören wenig. Wir erinnern uns an Grindelwald und andauerndes Hubschrauber Gebrumm um Eiger, Mönch und Jungfrau - das hier sind wohl die Anfänge davon.
Von unserem Spectacular Spot geht die Wanderung Mirador los Crateres los. Nomen ist in diesem Fall nicht Omen. Schon nach wenigen Hundert Metern tauchen wir in einen dichten Südbuchenwald ein. Flechten hängen von den Bäumen, der Feuerbusch leuchtet feuriger denn je. Zwischen den Waldinseln passieren wir alte Lavaströme, die entlang der Flusstäler ihren Weg ins Tal gesucht haben. Hier blühen die ersten Blumen auf der kargen Erdkrume, wir finden in Lava „gegossene“ Baumstämme, Lavatunnel, -höhlen und andere bizarre Formen. Der eigentliche Mirador los Crateres gibt nicht mehr so viel her - heute war der Weg schon das Ziel!
Spät abends zieht es zu und am nächsten Morgen umhüllt dichter Nebel die Landschaft - ein ganz und gar typischer Tag hier. Erst gegen Mittag lichtet sich der Dunst und die Sonne gewinnt die Oberhand.