Unsere Schindelkirchen-Runde führt uns von Ancud entlang der Ostküste nach Süden. Auf dieser, dem Festland zugewandten Seite der Insel, ist es sehr beschaulich: hügelige Graslandschaft, kein Wind, „bekannte“ mitteleuropäische Vegetation. Noch vor den meist bunten Kirchen entdecken wir die farbenprächtige Häuser und Boote. Wir haben zwar wunderbares Wetter, aber auf Chiloé regnet es viel und da kann es nicht schaden, wenn durch die nebligen, tristen Tage etwas Gelbes, Grünes oder Blaues hindurchschimmert. Die Farb-Kombinationen sind unendlich!
Gegen Abend erreichen wir das Nest Tenaún. Es gibt natürlich eine leuchtend blaue Schindel-Kirche und das als authentisch angepriesene Restaurant El Cañazo - frei übersetzt etwa „Zum Schluckspecht“. Zudem soll dieses Restaurant das älteste auf Chiloé sein. Um halb sieben Uhr ist noch abgeschlossen, aber ein netter Einheimischer bedeutet uns, dass wir klopfen sollen. Sofort öffnet eine in Schürze gekleidete Mama, die uns dann auch bekocht: sie serviert uns den saftigsten Lachs, den man sich vorstellen kann. Zum Nachtisch bringt uns die Tochter zum Aussuchen drei Kuchen in der Backform - frisch gebacken und noch warm :-)
Das Ambiente im El Cañazo ist einmalig. Alte Familienfotos, Boots-Utensilien, Trockenblumen, Muscheln in Netzen, die an der Decke hängen, eine selbst geschreinerte Theke und gehäkelte Vorhänge vor Fensterscheiben, die denen im Kaninchenstall unserer Eltern Konkurrenz machen. Aber uns gefällt’s!