Jedesmal wenn wir an eine Grenze fahren, sind wir gespannt, wie krass der Unterschied zwischen hüben und drüben wohl diesmal ist. Im Fall des Übergangs von Peru nach Ecuador am Grenzübergang Macará könnte er krasser kaum ausfallen.
Ecuador ist auf den ersten Blick um einige Stufen wohlhabender, viel weniger chaotisch, besser organisiert und folglich viel weniger anstrengend, da „westlicher“. Aber wird uns das auf Dauer auch besser gefallen?
Viele Häuser, die über die „Almwiesen" zerstreut sind, gleichen spanischen Fincas, die Pick-ups verdienen den Namen Auto und sind keine Wracks. Die Cafés und Restaurants in den Provinzhauptstädten Loja und erst recht in Cuenca unterscheiden sich weder in Ambiente noch im Angebot von einer mediterranen Stadt vergleichbarer Größe und verlangen natürlich auch entsprechende Preise, d. h. sie sind um einiges teuer als in Peru.
Die grünen saftigen Wiesen erinnern stark an „Alpenvorland“. Das Restaurant könnte auch in Barcelona sein.
Der Verkehr ist wie ausgewechselt - es gelten wieder die üblichen Verkehrsregeln, die in Peru außer Kraft gesetzt schienen. Gehupt wird, um Danke zu sagen, nicht um einen von der Straße zu scheuchen. Es gibt keine Tuk-Tuks mehr, die kreuz und quer ohne jeden Plan und ohne Rücksicht auf Verluste durch die Straßen drängeln und knattern. Statt dessen stehen jetzt gelbe Taxis Schlange und im Kreisverkehr wird wieder auf die Vorfahrt geachtet. Da müssen auch wir uns wieder umgewöhnen…
Und in Cuenca trauen wir kaum unseren Augen - wir sehen den ersten Fahrradweg Südamerikas.
In Ecuador gibt man sich auch als Autofahrer gelassen.
Die Landstraßen scheinen indessen den Heimtücken der geographischen Verwerfungen noch etwas mehr ausgesetzt zu sein als in Peru. Alle fünf Kilometer schnalzen wir über ein verrücktes, gefaltetes, abgesenktes oder gehobenes Teerstück. Gott-sei-Dank haben wir recht neue Stoßdämpfer.
Auch die Mercados hinken auf den ersten Blick etwas ihren peruanischen Schwestern hinterher. Wir Neulinge erkennen das „Supermarkt-Gebäude“ in Loja gar nicht als Markthalle und innen drin sieht es fast aus so aufgeräumt aus wie in der Kleinmarkthalle in Frankfurt. Ja, und Wachteleier auf die Faust gibt es auch keine mehr. Wer weiß - vielleicht wird uns in zwei, drei Wochen doch etwas von der Exotik Perus fehlen...
Außerhalb der Mercado-Halle fühlen wir uns ja noch irgendwie heimisch, aber drinnen? Das ist ein Quantensprung gegenüber Peru.
Und wo ist der Müll abgeblieben? Er ist fast wie vom Erdboden verschluckt. In den südlichen Andenprovinzen, weiter sind wir noch nicht gekommen, ist es mindestens so sauber wie in Deutschland. Nach fünf Wochen Peru eine wahre Erholung fürs Auge und für die Seele.
Fazit der ersten Tage: Noch nie war die Diskrepanz zwischen unserem Eindruck und den statistischen Zahlen aus dem World Factbook so groß wie in Ecuador. Das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner ist laut Statistik kleiner als das von Peru, dem „Zustand" des Landes nach zu urteilen müsste es mindestens doppelt so hoch sein.
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