Unser erstes Ziel in Ecuador, ist der Parque Nacional Podocarpus. Auf rund 3000 m gelegen landen wir in den südlichsten Bergnebelwäldern Ecuadors, die dem Nationalpark auch den Beinamen Botanischer Garten Südamerikas verleihen. Wir sind inzwischen nur noch auf 4° südlicher Breite und damit weniger als 500 km vom Äquator entfernt.
Unsere erste Dschungel-Wanderung Sentiero Los Miradores sieht auf dem Papier eigentlich recht harmlos aus (Startpunkt auf 2800 m, nur 5 km, 550 Höhenmeter). Sie entpuppt sich aber als echte Herausforderung: wir klettern im Schlamm senkrecht bergauf und rutschten dann durch Schlamm wieder bergab. Da hört der Spaß auf! Dass 90 Prozent des Wegs nicht präpariert sind, sondern höchstens als ausgetretener Urwaldpfad bezeichnet werden kann, damit konnten wir nicht rechnen. Dass Kolibris bis auf Armlänge um uns herum schwirren allerdings auch nicht.
Google Maps: (-4.099508, -79.172452), Höhe ü NN: 2800 m, Temperatur (tags/nachts): 16° / 11° C
Grat-Wanderung im NP Podocarpus: Wir sind ja nicht empfindlich, aber bei einer solchen Schlammschlacht hört der Spaß auf.
Im Nationalpark Cajas ziehen wir den Sechser im Lotto - wir haben „gutes" Wetter! Es regnet kaum, der Nebel hält sich zurück und ab und zu kommt die Sonne zum Vorschein. Das ist hier eine Seltenheit. Wir können also eine der spektakulärsten Landschaften Ecuadors, den Páramo, in vollen Zügen genießen. Als Páramo bezeichnet man die äquatorialen Hochlandsteppen oberhalb der Baumgrenze.
Die erste Wanderung setzt der Grat-Wanderung von vor zwei Tagen allerdings noch eins obendrauf. Wir wollen von der Laguna Zorrocucho zur Laguna Taitachungo (Startpunkt auf 3200 m, 6 km einfach, 450 Höhenmeter) und kein Ranger rät uns davon ab. Nach zwei gemütlichen Kilometern im breiten Flusstal, wird der Weg zum Pumapfad. „Katzenpfötchen" im Schlamm inbegriffen. Weitere zwei Kilometern kämpfen wir uns durch das Unterholz, überqueren Bäche, kratzeln in Rinnsalen den Berg hoch und suchen nach dem Pfad in weglosem Dickicht. Dann reicht es! Ich weigere mich, auch nur einen Schritt weiter zu gehen, setze mich auf einen Stein, hohle mein Pfefferspray raus und warte auf den Puma… und auf meinen Mann. Letzterer kommt zum Glück eher zurück als der Puma, sonst würde ich wohl heute nicht mehr hier schreiben.
Über irgendeinen Grat da hinten soll der Weg zur Lagune führen - wir erreichen das Ziel heute nicht.
Rechts ist Pfad noch gut erkennbar, eine Stunde später gibt es keinen Weg und keine Fotos mehr.
Aber so leicht lassen wir uns nicht entmutigen. Am nächsten Tag fahren wir zum Informationscenter des Nationalparks auf 4100 m und versuchen unser Wanderglück aufs Neue. Volltreffer! Eine echte 5-Sterne-Wanderung durch den Páramo, entlang von Lagunen, durch einen magischen Wald, über gelbe Grashügel und mit einer wundervollen Flora. (Mehr Fotos der unglaublich vielfältigen Pflanzenwelt unter Impressionen.)
Google Maps: (-2.781296, -79.223852), Höhe ü NN: 3960 m, Temperatur (tags): 10° C
Die bis zu 3 m hohen Kerzen blühen leuchtend blau - wie Kunstblumen in der Landschaft. Auf dem Boden - ein einziger Moosteppich.
Auf dem Weg zurück nach Cuenca sticht die Diskrepanz zwischen Natur und Zivilisation einmal mehr ins Auge: hier reiht sich ein Ausflugslokal im US-amerikanischen Landhausstil ans andere und um das Bild komplett zu machen steht ein Animateur als schwarz-weiße Kuh verkleidet auf der Straße und wirbt für seine frischen Forellen. Disneyland nur 5 km von absolut unberührter Natur entfernt.