Gut vier Wochen sind wir mit Rosinante, unserem neuen Gefährt auf Sardinien unterwegs. Der Trend geht zum Zweitmobil! Kein klappriger Gaul, was wir uns da rausgesucht haben. Selbst Heike, zunächst gegenüber dem Alkoven-Mobil äußerst skeptisch, ist mittlerweile begeistert von dem Mini-Camper. Steht er auf einem Parkplatz neben größeren WoMos, muss man echt schmunzeln. Die Kabine ist nicht länger als bei mach einem großen Wohnmobil der Überhang hinter(!) der Hinterachse. Trotzdem ist alles drin, was der Mensch zum Reisen und zum Glück braucht: Kühlschrank mit Gefrierfach, Gasherd, Dusche, Toilette. Letztere, eine Trenntoilette, bei der feste und flüssige Hinterlassenschaften in separaten Behältern gesammelt werden, entpuppt sich ein kleines Wunder. Nach der ersten Erfahrung sieht es ganz so aus, als ob die Werbung recht hätte und wir zu Hause auf dem selbst hergestellten Kompost Kürbisse züchten könnten …
Auf unserer dritten Camper-Reise nach Italien verlassen wir uns, jedenfalls bei der Anreise, auf Altbekanntes. Luzern ist immer gut für einen Bummel und Kaffee in der Stadt. Und der nächste obligatorische Halt ist nicht weit an der Südspitze des Vierwaldstätter Sees. Es geht einfach kein Weg dran vorbei, am Fisch-Knusperli-Essen im Restaurant Seegarten in Isleten. Langweilig? Nein, Kult!
Wir haben zwar Gertrud, unser aufblasbares Kanu (diesmal nebst Paddel) dabei, aber für eine Kanu-Tour auf dem See ist es noch zu kalt. Stattdessen machen wir am nächsten Morgen oberhalb des Sees auf 1000 m eine Wanderung von St. Jakob nach Chimiboden durch kniehohen Schnee. Danach fahren wir noch bis Certosa di Pavia. Heike bugsiert die Rosinante durch die ersten italienischen Mautstellen und findet, dass Rossi ganz schön abstehende Ohren hat! Den Camperplatz am Kloster Certosa kennen wir auch schon und stehen diesmal, weil das Kloster montags geschlossen hat, ganz alleine. Gleich um die Ecke gibt es eine Bäckerei, das erste italienische Frühstück ist gesichert! Peters Neu-Entdeckung beim Brot holen: gleich neben der Bäckerei hat ein Laden mit frischer Pasta aufgemacht. Klar, dass wir auch da nicht widerstehen können!
Die schlechteste Variante ist es nicht, sich im Hafen von Genua etwas auszukennen. Dass man zum Einchecken im Parkverbot halten muss, wissen wir schon und bleiben entspannt. Danach landen wir schnell in der richtigen Warte-Reihe zum Boarden und haben noch genügend Zeit, in die Stadt zu laufen und uns einen Espresso - den ersten von unzähligen - zu genehmigen. Ebenfalls Kult!
Nachdem wir auf der Überfahrt nach Sizilien vor fünf Jahren fast verhungert wären - ehrlich, die Bordküche war Mitte April noch nicht auf Touristen eingestellt, sind wir auf Selbstversorgung übergegangen: fränkischer Pressack mit Ciabatta aus Certosa, Gürkchen, Senf, … schmecken auch auf der tyrrhenischen See ausgezeichnet. Das Ablegen ist wie jedesmal ein zeremonieller Akt, der von Deck aus beobachtet werden muss. Mit der beleuchteten Stadt im Hintergrund hat das etwas feierlich „Titanisches“, auch ohne Orchester am Pier. Das Wetter ist herrlich, das Meer ganz ruhig. Diesmal ziehen wir uns satt (!) und zufrieden ins unsere Kabine zurück.