Überreiche Farbpalette auf den „Mercados“.
Sechs Stempel müssen wir am Grenzübergang Santa Rosa, 15 km nördlich von Arica, sammeln, dann noch die übliche Zoll- und Lebensmittelkontrolle über uns ergehen lassen. Aber nach gut einer Stunde sind wir in Peru eingereist. Wie immer sind wir froh, das Prozedere hinter uns zu haben, auch wenn alles sehr viel einfacher und effizienter als in Afrika vor sich geht - vor allem ohne lästige Belagerungen von irgendwelchen Agenten, die Geld, Versicherungen und wer-weiß-was verkaufen wollen. Also erst einmal anhalten, ein Päckchen eingeschweißte Salami, die eingefrorene Bockwurst und ein Steak aus ihrem Versteck wieder zurück in den Kühlschrank befördern. Rohes Fleisch sowie rohes Gemüse und Obst darf nicht eingeführt werden. Obst haben wir aufgegessen, aus dem Gemüse einen Grenz-Eintopf „Quer-durch-den-Garten“ gekocht, aber auch für Wurst und Fleisch wollten wir nicht, dass sie im Mülleimer landen. Also mussten wir ein kleines bisschen schummeln… man wird jedes Mal cooler.
Wir waren gespannt, wie sich Landschaft und Besiedlung nach der Grenze ändern. Schon öfters waren wir nach wenigen Kilometern in einer anderen Welt. Diesmal auch:
- Wir sind noch in der Atacama, d.h. die karge sandige Hügellandschaft ändert sich nicht. Aber die Peruaner versuchen offensichtlich, die Wüste aufzuforsten. Zunächst sehen wir Baumschulen mit Olivenbäumen und Ähnlichem, dann Kakteen-Schulen. Die Setzlinge stecken wie auf Spargelfeldern in angehäuften Erdhügeln. Dann folgen fertige Olivenplantagen. Es wird grün in der Ebene.
Kleine Baum-Setzlinge der Straße entlang, kaum zu erkennen.

- In Tacna, der ersten größeren Stadt nach der Grenze, finden wir zwar keinen Supermarkt - die gibt es wohl in Peru nicht, dafür aber einen „Mercado", der alle in Chile gesehenen in den Schatten stellt. Zusätzlich zum Angebot aus den gemäßigten Breiten, gibt es jetzt alles, was die Tropen bieten. Außer Trauben und Baby-Bananen kaufen wir eine Frucht, die aussieht wie eine Knolle - außen schwarz, innen fast weiß. Das Fruchtfleisch ist wässrig-hart wie bei einer unreifen Melone. Wir schälen das Ding wie eine Kartoffel und es schmeckt wie … vielleicht ähnlich wie eine harte Birne. Wie heißt es? Das haben wir leider vergessen und Google konnte bisher auch nicht weiterhelfen.

- Brot kaufen ist schon etwas schwieriger, aber wir finden schließlich sogar eine Panadaria. Bei der Frage nach alkoholfreiem(!) Bier werden wir ausgelacht. Gut, dann werde ich wohl in Peru zum Abstinenzler.
Hähnchen - vorgegart in der Sonne. So ein
Witwe-Bolte-Huhn werden wir uns das nächste Mal kaufen.
- Unser erstes Ziel in Tacna ist aber ein Geldautomat. Das gefällt uns: die neue Währung heißt Sol, also Sonne. Alles kostet 1 Sonne, 2 Sonnen, … ist das nicht klasse? Außerdem spricht der Automat deutsch - wo gibt’s denn so was? Spricht ein deutscher Automat eigentlich auch englisch, spanisch, türkisch, wenn er eine ausländische Kreditkarte als Futter bekommt?
In ein paar Jahren spricht der
Geldautomat sicher auch chinesisch.
- Im vierten Anlauf können wir dann auch vor-authorisierte SIM-Karten kaufen (Details hier), auf die wir gleich um die Ecke an einem Kiosk auf Rädern Guthaben aufladen wollen: für 30 Sonnen (30 Sol = 7,90 EUR) gibt es 3 GByte für 30 Tage. Dem Verkäufer fallen fast die Zähne aus dem Mund - nicht 3 Sol, nicht 6, sondern 30??? Da muss erst bei der Telefongesellschaft anrufen. Nachdem er sich rückversichert hat, strahlt er über beide Backen und bucht das Guthaben auf unsere SIM-Karten. Wir sind wieder online!
Nicht jeder hat ein Handy,
öffentlicheTelefone hängen an vielen Ecken.
- Grenzübergang und Online-Gehen innerhalb von zwei Stunden - das ist rekordverdächtig und dafür müssen wir uns belohnen: wir gehen in ein kleines Bistro, bestellen nach und nach vier große Gläser frisch gepressten Ananas-Saft und bezahlen 6 Sol (1,50 EUR pro Glas). An die neuen Preise kann man sich gewöhnen und an das rasend schnelle Internet im Café auch. Das ist schneller als unser Anschluss zu Hause!

- Wir schauen auf die Uhr. Zwei Stunden ist die Zeit heute beim Grenzübergang „zurück gehüpft“. Die Sonne geht also heute in Peru um 18 Uhr unter, statt gestern in Chile um 20 Uhr. Aber der Magen lässt sich nicht betrügen, er knurrt schon. Gut 50 km wollen wir noch zur Küste fahren, das schaffen wir gerade noch bis es dunkel wird. Dann gibt es den vorgekochten Grenz-Eintopf mit der geschmuggelten Wurst ;-)
Tatsächlich passen wir uns in den nächsten Tage gar nicht an die neue Zeitzone an - wir haben uns ja kaum vom Fleck bewegt und der Sonnenstand ist noch der gleiche. Nur nach der Uhr stehen wir zwei Stunden „eher“ auf und gehen zwei Stunden „eher“ ins Bett. Kapiert?

- Der erste positive Eindruck rundet sich komplett ab, als wir am nächsten Tag einen langen Strandspaziergang in dem Badeort Boca del Rio machen: kein Müll! Kaum zu fassen.
Es wird wohl nicht so bleiben. Viele Reisende berichten von einer „Müllhalde Peru“. Sind wir schon abgestumpft? Die letzten Wochen an der Pazifikküste in Chiles Norden waren wirklich nicht mehr appetitlich. Aber nein, es gibt keinen Dreck hier. Hier können wir ein paar Tage Urlaub einschieben.
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