Nazca, berühmt für seine überdimensionalen Geoglyphen, hat noch einiges mehr zu bieten. Wir nähern uns von Süden und statten zunächst einem Gräberfeld aus der Prä-Inkazeit, der Necropolis de Chauchilla, einen Besuch ab. Die Mumien, die noch mit ihrer langen Haartracht sowie in Kleidern in den Grabkammern sitzen, sehen etwas gruselig aus und damit die jüngeren WhatsApp-Fans noch schlafen können, stelle ich sie lieber nicht in den Status ;-)
Die über die Ebene verstreuten Knochen wurden in Grabkammern drapiert.
Wir sind ja gemütlich unterwegs, so fahren wir heute gerade einmal 40 Kilometer weiter zur Ciudadela de Cahuachi, dem ehemaligen administrativen und religiösen Zentrum der Nazca-Kultur (ca. 200 v. Chr. - 800 n. Chr.). Hier erwartet uns eine labyrinthartige Anlage, gekrönt von Adobe-Pyramiden. Die Ausgrabungen scheinen gerade beendet worden zu sein, die Pyramiden und Mauern sind restauriert und strahlen in neuem Glanz.
Der nächste Tag ist ganz dem Höhepunkt der Umgebung gewidmet, den Geoglyphen von Nazca. Wir erscheinen ohne Vorbuchung am Flughafen und schon eine dreiviertel Stunde später hebt Peter mit einer kleinen Propeller-Maschine ab - Fensterplatz garantiert. Ich warte derweil geduldig im Auto auf die 200 Fotos. Meinem Magen, der schon seit einer Woche ziemlich verstimmt ist, möchte ich den kurvenreichen Flug in der Thermik der Pampa Colorada nicht zumuten. Peter gibt mir nach dem Flug recht!
Die Linien, Tiere, Menschen und geometrischen Figuren, die in den Boden gekratzt sind, werden auf 350 bis 900 n. Chr. datiert und nur dem trockenen Wüstenklima ist es zu verdanken, dass sie noch so gut erhalten sind. In den letzten hundert Jahren wurden sie freigefegt, katalogisiert und mit viel Fantasie gedeutet: Wegmarkierungen, Kalender-, Mond- und Sonnen-Ereignisse und damit einhergehende Zeitpunkte für Regen und Aussaat, rituelle Prozessionspfade, Verweis auf unterirdische Wasserkanäle und Wasserstellen bis hin zu Landebahnen für Außerirdische. Egal, welcher Theorie man sich anschließt, die Nazca-Linien verlieren nichts von ihrer Faszination: ein 70-m-große Affe, eine fast 190-m-lange Eidechse, ein 300-m-langer Vogelschnabel, Spiralen, Zickzack-Linien, mehrere kilometerlange Linien, die ohne Rücksicht auf den Untergrund kerzengrade in der Landschaft verlaufen. Überdies orientiert sich alles an der Maßeinheit einer kurzen Elle (33 cm). Da waren wohl Mathematiker am Werk oder eben doch Außerirdische…
Schon die Landschaft allein macht den Flug lohnenswert, die Geoglyphen, hier die Spinne, machen einen Höhepunkt daraus.
Und um einmal eine Vorstellung von den Preisen zu geben: der Eintritt zur Necropolis kostet 8 „Sonnen“, d.h. 2,10 EUR; der Eintritt zu den Pyramiden ist frei, der Flug über die Nazca-Linien kostet 60 USD.