Nichtsahnend haben wir vor genau zwei Jahren Peru Richtung Deutschland verlassen. Gerade machte Gemunkel über einen neuen Virus die Runde. Im September 2020 wollten wir für eine Amazonas-Runde zurückkehren. Aber schon eine Woche nach unserem Heimflug und noch zwei Wochen vor dem Lock down in Deutschland, wurden die Landesgrenzen in Peru geschlossen. Dicht - dicht für zwei Jahre!
Wir haben die Zeit auch in Europa intensiv für Reisen zwischen Mittelmeer und Ostseeküste genutzt, aber irgendwann wurde das Fernweh und die Sorge um unser Auto in Cusco zu groß. Ende Dezember 2021 haben wir Flüge nach Peru gebucht. Vollkommen im Ungewissen, wie die nächste Reiseetappe aussehen könnte.
Zwar konnte man inzwischen wieder innerhalb Perus reisen, die terrestrischen Grenzen zu den Nachbarländern waren aber weiterhin geschlossen. Die Hoffnung auf Grenzöffnungen nicht aufgebend, war zwischen einer Sechs-Wochen-Rundreise in Peru und einer dreimonatigen Durchquerung des Kontinentes über Bolivien und Argentinien zurück nach Uruguay alles drin. Wir freuten uns trotzdem und waren offen für alles.
Da kam uns mal wieder Kairos zu Hilfe. Zwei Wochen vor unserem Abflug wurden die Landesgrenzen geöffnet. Was für ein Timing!
Die Covid-Einschränkungen sind noch deutlich zu erkennen: Im Madrider Flughafen darf nur jede dritte Rolltreppenstufe betreten werden. In Peru gilt nicht nur in Taxis und Innenräumen, sondern auch im Freien eine verschärfte Maskenpflicht:
eine FFP2 oder zwei(!) Stoff-/medizinische Masken übereinander.
Ein paar Wochen vor dem Abflug fing Peter an mit der Expertenwelt über mögliche Schäden am Auto zu kommunizieren. Was sollten wir für Ersatzteile mitnehmen? Mussten wir mit Dieselpest, ausgeflocktem Biodiesel, rechnen? Mit Moder, Stock in der Kabine?
Peter bestellte noch für den Ankunftstag einen Mechaniker auf den Campingplatz. Der kam zwar nach deutschem Verständnis „leicht zu spät“, bestätigte aber dem glasklaren Tankinhalt beste Qualität. Per Sicht- und Riechtest. Jetzt der spannendste aller Momente - Zündschlüssel umdrehen. Kein Stottern, Zögern, Verhaspeln - der Motor springt sofort an! Und das nach zwei Jahren Stillstand. Da hat wohl das Tätscheln des iMobils bei der Ankunft Wunder gewirkt.
Zwei Jahre haben doch ein paar Spuren im Gras hinterlassen. Die Katze muss sich leider einen neuen Lieblingsplatz aussuchen.
Ja, und auch in der Kabine ist alles in Ordnung. Ein handtellergroßer Stockfleck an der Kabeldurchführung vom Solarpanel in die Kabine ist schon nach einer Stunde in der Tropensonne getrocknet, die muffige Luft sofort verflogen. Wir mussten nicht in ein Hotel ziehen.
Tip-top das iMobil - was man von der Schutzhülle des Nachbarn nicht gerade behaupten kann.
Und wir selbst - gelandet mit sechs Stunden Zeitverschiebung auf 3600 m? Natürlich ist die Luft ziemlich dünn (665 hPA) - zumal mit Maske, die in Peru auch im Freien noch obligatorisch ist. Aber Gott sei Dank sind sie nicht so streng hier, denn eine Schnappatmung an der Maske vorbei ist bergauf unumgänglich. Und in Cusco geht es immer bergauf oder bergab. Das leichte Schädelbrummen ist bereits nach einem Tag verflogen. Dank der Koka-Ingwer-Knoblauch-Pillen? Oder dank des Kokatees? Zumindest war beides nicht schädlich.
Jetzt warten wir nur noch auf das neue TIP, temporary import permit, für das Auto und dann geht’s los. Das geht übrigens alles online oder per „video llamada“. Da sollten sich die deutschen Zulassungsbehörden mal eine Scheibe abschneiden.
Also alles in Ordnung? Mit uns schon, aber mit der Welt nicht. Drei Tage vor unserem Abflug hat der Krieg in der Ukraine begonnen.