Zuhause hatten wir die Befürchtung, dass das Wandern in Afrika zu kurz kommen würde. Der uKhahlamba-Drakensberg-Park überzeugt uns nun vom Gegenteil. Wir sind in einem Paradies für Wanderer! In der Gegend gibt es nur verschiedene Antilopen, Paviane und Schakale - jedenfalls keine großen Raubtiere. So darf und kann man sich frei bewegen und das Angebot an Wanderwegen reicht vom einfachen Spaziergang bis zur anspruchsvollen Mehrtages-Tour. Zudem sind die Wanderwege in allen Nature Reserves, die wir besuchen - Cobham, Lotheni, Didima/Cathedral Peak und Royal Natal - sehr gut gepflegt und markiert.
Die Drakenberge heißen in der Sprache der Zulu uKhahlamba - Barriere aus aufgestellten Speeren . Wenn man darauf zufährt, versteht man die Bezeichnung sofort. Die weiten Grasflächen mit den Speeren der Dreitausender im Hintergrund liefen eine grandiose Kulisse und nach jeder Kehre oder Kuppe bietet sich eine neue atemberaubende Perspektive. Die Sonne scheint jeden Tag vom stahlblauen Himmel und je nach Lichteinfall wird das Relief der Bergketten hervorgehoben oder die endlose Graslandschaft schimmert von Dunkelgrün über Gelb bis Rot. Man ist ständig in Versuchung, schon wieder den Fotoapparat zu zücken. Selbst die Picknickpausen dauern vor dieser Aussicht etwas länger als normal.
Je weiter wir nach Norden kommen, desto spektakulärer wird die Landschaft. Gleichzeitig ändern sich die Camps und der Publikumsverkehr. Sind die Camps in Cobham und Lotheni noch klein, sehr einfach und nur über Schotterstraßen erreichbar, so fahren wir zu den großen, komfortablen Camps von Cathedral Peak und Royal Natal über Teerstraßen. Während wir in den ersten beiden Camps noch allein auf weiter Flur stehen, ist das Mahai Camp im Royal Natal Park zu 30 % belegt und im Cathedral Peak NP ist wenigstens das gleichnamige Hotel gut besucht. Das hat nicht nur mit den beginnenden Schulferien zu tun. Cathedral Peak und Royal Natal sind einfach viel besser erschlossen und wie schon erwähnt, die Landschaft ist spektakulärer.
So hat sich im Nachhin erwiesen, dass unsere Route von Süden nach Norden durch die Drakensberge genau richtig gewählt war, von weiten Hochebenen mit hohen Bergen am Horizont steigert sich die Szenerie hin zu tiefen Schluchten mit 1000 m senkrecht abfallenden Felswänden direkt vor uns.
Cobham Nature Reserve
Das Cobham Nature Reserve entdecken wir nur durch Zufall. Eigentlich sind wir hierher gekommen, um den legendären Sani Pass nach Lesotho zu befahren. Der Ausgangspunkt dafür ist das Städtchen Underberg. Dort kaufen wir ein und kehren in das Lemon Tree Café ein, wo wir wie so oft in Gespräche über das Woher und Wohin sowie über unser Auto verwickelt werden. Dabei wird uns das Camp im Cobham Nature Reserve wärmstens empfohlen. Und tatsächlich, die Lage in einem Flusstal unter großen Bäumen ist etwas Besonderes. Wir bleiben ungeplant eine ganze Woche und …wandern: in Richtung Mzimkhulwana Hut ins nächste Seitental, hoch auf die Berge zu einer Höhle sowie entlang des Pholela Flusses zu der steil aufragenden Bergkette zur Grenze nach Lesotho - soweit uns die Füße tragen.
Ja, und den Sani-Pass erklimmen wir dazwischen natürlich auch.
Lotheni Nature Reserve
Täglich können wir Paviane beobachten, die in troops durch die Berge ziehen, so heißen die Großfamilien, die von einem Männchen dominiert werden und 10 bis 20 Tiere zählen. Seltener sehen wir einzeln umherziehende Männchen - stattliche Exemplare, die auf der Suche nach einem Weibchen sind. Das soziale Leben der Paviane ist interessant zu beobachten und die Reaktionen auf unsere Anwesenheit reichen von wir weichen lieber sachte zurück und wahren Abstand bis hin zu Radau!, wenn sich junge Tiere zu weit von der Herde entfernt haben und unser Erscheinen als Bedrohung empfunden wird. Dann bellen die älteren Aufpasser ihre jungen Cousins und Cousinen zusammen und laufen aufgeregt umher bis der Letzte in Sicherheit ist. Sie nehmen ihre Aufgabe sehr ernst!
Hier in der freien Wildnis sind Paviane offensichtlich eher friedliebend. Sie ziehen weidend über die Wiesen oder sonnen sich auf ihrem Lieblingsfelsen, wo sie sich auch während der Nacht in Sicherheit bringen. Anders sieht das in der Nähe von Camps und Ortschaften aus. Haben sich die Tiere erst einmal an die leichte Beute „Essensreste“ gewöhnt, fordern sie dies zunehmend agressiv ein. Auch Fleisch direkt vom Grill oder der gedeckte Tisch ist dann nicht mehr sicher. Dabei können sie durchaus auch gefährlich für Menschen werden. Es mussten schon Tiere getötet werden.
Bei unserer Weiterreise durchfahren wir Straßensperren (—> Impressionen / Haltet den Dieb) und erleben einen herbeigesehnten Monatsanfang (—> Impressionen / Zahltag).
Didima / Cathedral Peak Nature Reserve
Im Didima Nature Reserve ist es fast egal wo man sich befindet, das gewaltige Massiv des Cathedral Peak (rechts) mit seiner Glocke (links davon) begleitet einem auf Schritt und Tritt. Wir mieten einen Führer, der uns zu einer Höhle mit Felsmalereien führt. Dabei erfahren wir noch einiges mehr über zaubernde Omas und Preise für Frauen … (—> Eine Frau kostet 12 Kühe).
Royal Natal Nature Reserve
Im Royal Natal beherrscht das Amphitheater die Szene. Eingegrenzt von Sentinel (Wachposten) rechts und Eastern Buttress (Östlicher Stützpfeiler) links baut sich eine 3 km breite und 1000 m senkrecht abfallende Wand vor uns auf.
Wir wandern vom Thendele Camp den Tugela Fluss aufwärts bis zur Tugela-Schlucht (—> Feuer-Wirtschaft) und sehen die 1000 m Fels direkt über uns. Im Sommer, wenn der Tugela Wasser führt, stürzt der zweithöchste Wasserfall der Welt hier 974 m in die Tiefe. (—> Amphitheater und Tugela Fälle - diesmal von oben).