Unsere erste Reise nach Südafrika 1996 hat uns auf dem Weg in den Krüger Park durch den Blyde River Canyon geführt. Aus Nostalgie und weil es praktisch ist, wählen wir wieder die gleiche Route.
Wir freuen uns darauf, die alten Plätze wieder zu besuchen, aber sind sehr ernüchtert, was mittlerweile daraus geworden ist. Es gibt Parkplätze, vor denen ein willkürliches Eintrittsgeld verlangt wird, jede Menge Souvenierhändler versuchen ihr Glück bei den Touristen, gepflasterte Wege führen zu den Aussichtspunkten und der Blick vom Aussichtspunkt God’s Window geht zwar immer noch viele 100 m tief in die Ebene des Lowvelds, aber nicht mehr in eine ursprüngliche Savanne, sondern in kultivierte Baumplantagen. Vielleicht verklärt ja auch die Erinnerung einige Details, aber wir behaupten beide: So war das alles nicht vor 18 Jahren!
Wir fahren an der oberen Kante des Canyon weiter in Richtung Norden und übernachten einige Tage im Camp des Forever Resorts Blyde. Hier werden wir entschädigt mit traumhaften Ausblicken auf die Drei Rondavels, eine mächtige Felsformation, die die Form der typischen afrikanischen Rundhütten hat.
Blick in die Tiefe und zu den 3 Rondavels.
Außerdem unternehmen wir zwei sehr schöne Wanderungen mit Tiefblick in den Canyon. Eine dieser Wanderungen führt uns steil bergab durch den Urwald entlang des Flusses Kadishi, der 100 kleine und große Wasserfälle bildet mit jeweils schönen Pools. Diese Wanderung ist definitiv nicht mehr einfach und wir überlegen einige Male, ob es wohl besser ist umzudrehen. Wir überqueren mehrfach auf klitschigen Baumstämmen den Fluss - wir sind keine Seiltänzer - und müssen die Höhenunterschiede der Wasserfälle mit Klettereinlagen auf nassem Stein überbrücken.
Am 8. Juli erleben wir das für Deutschland siegreiche Endspiel der Fußball-WM in diesem Camp. Nach kurzer Diskussion kann Peter die Managerin des Restaurants überzeugen, dass sie nicht um 21:00 Uhr schließt, weil genau dann das Spiel anfängt. Ihre erste Zusage gilt jedoch nur für die erste Halbzeit und es kostet ihn noch einmal charmante Überredungskünste, ihr klar zu machen, dass die zweite Halbzeit eigentlich die entscheidende und spannende ist. Und dann muss die arme Frau auch noch die Verlängerung durchhalten … wir haben uns herzlich bedankt und sie war auch wirklich bis zum bitteren Ende sehr nett.
Noch bis zum Wochenende sind Schulferien in Südafrika und während bisher alle Parks leer waren, sind einige Camps im Krügerpark zu unserer Überraschung voll ausgebucht. Bei diesem Andrang wollen wir auch gar nicht in den Park. Außerdem widerstrebt es uns, die Camps vorab zu buchen und uns festlegen zu müssen. Wir bewahren uns lieber die Freiheit und warten noch ein paar Tage. So drücken wir uns also im Blyde River Canyon 50 km vor den Toren des Krügerparks herum.
Unser Auto ahnt wohl, dass wir lange Weile bekommen könnten und überrascht uns mit der nächsten Fehlermeldung: Dieses Mal ist die Warnlampe rot und der Bordcomputer meint: „Motorfehler 130“. Das klingt irgendwie nach einer Steigerung zur letzten Fehlermeldung. Oh Mann, nicht schon wieder! Alle Versuche, diese Warmmeldung wieder verschwinden zu lassen, scheitern diesmal. Wir suchen die nächste Iveco-Werkstatt - 400 km in die falsche Richtung. In Gedanken machen wir bereits diesen Umweg, suchen aber erst einmal im Internet, was denn der Fehler 130 bedeutet. Zusätzlich konsultiert Peter die Fahrzeug-Dokumentation und taucht dann mit Schraubenzieher, Zange und viel Fingerspitzen-Gespür in die Kühlerhaube ab und findet das Kabel, das aus der Buchse gerutscht ist, als beim letzten Werkstattbesuch der Luftfilter überprüft wurde. Alles wieder im Lot, das war einfach! Der Auto-Mechaniker erhält als Belohnung auch gleich ein Magnum Eis mit dem schönen Namen Tod durch Schokolade.