Auf unserem Weg zum Mountain Zebra National Park beschließen wir auf halber Strecke eine kleine Schleife nach Graaff-Reinet zu machen, einem Städtchen mit schönen viktorianischen Gebäuden, einer reich verzierten Kirche mitten im Zentrum, ein paar Restaurants und einem netten Café, das von Mohairwolle, über afrikanische Kunst bis zum nicht zu übertreffenden Apple Crumble (Apfel-Streusel-Kuchen) alles bietet.
Auf unserem Weg hierher, vom Baviaanskloof durch die Halbwüste Karoo, sind wir mitten durch das Zentrum der Mohairproduktion in Südafrika gefahren, haben auf einer Mohair-Farm übernachtet und erfahren, dass das Geschäft im Moment sehr gut läuft, da die Chinesen „voll auf Mohair stehen“. Wie’s das Schicksal will: die Besitzerin der Farm war allergisch gegen Mohair und hatte eine Fleecejacke an.
Der Camdeboo National Park in der Nähe von Graaff-Reinett hat uns Wanderer eingeladen, die Schuhe zu schnüren. Außer Pavianen gibt es keine gefährlichen Tiere und für Schlangen ist es viel zu kalt: wir hatten heute morgen um sechs Uhr -1 °C, tagsüber maximal 12 °C - uhhh, aber natürlich bei absolut wolkenlosem Himmel! Als wir um 10 Uhr bei 5 °C los wandern, braucht man Stirnband und Handschuhe. Wer stellt sich so einen Wanderer in Afrika vor?
Ein Highlight des Nationalparks ist das Valley of Desolation (Tal der Trostlosigkeit). Entlang der Klippen gibt es einen kleinen Rundweg, von wo man herrliche Ausblicke über die zerklüfteten Felsen und die weite Karoo-Ebene hat, in der Ferne immer wieder die seltsam aufragenden Karoo Koppies. Wir haben Glück und können sogar einen Schwarzadler beobachten.
Als wir die Waaihoek Rustic Campsite auf der Nationalpark-Karte entdecken, von der zwei Wanderwege ausgehen, fragen wir den Ranger, ob wir dort übernachten dürfen. Nach kurzer Begutachtung unseres Autos haben wir sein okay und den Schlüssel für das Tor zu diesem abgelegenen Teil des Nationalparks. Über eine 4x4-Schotterpiste erreichen wir nach einer knappen Stunde das Ziel auf 1250 m. Die alte Campsite dort ist abgebrannt und gerade wieder im Aufbau. Der Ranger hat uns uns den Weg zum Wassertank mit Solarpaneele ca. 500 m vom Camp entfernt beschrieben. Dort sollten wir den Hahn aufdrehen, dann könnten wir auch warm duschen - wohlgemerkt im Freien. Bei einstelligen Temperaturen nichts für Warmduscher!
Die Wanderung am nächsten Tag entpuppt sich als ausgesprochen afrikanisch - es geht quer durch den Busch. Statt des erwarteten 7,8 km Rundwegs, verliert sich nach 4 km der Weg, wir finden nur noch mehr oder weniger gut sichtbare Wildpfade, nach einer Stunde sinnlosen Umherirrens (mache mögen das Zitat erkennen) kehren wir um und irren eine Stunde lang zurück, um wieder auf unseren ursprünglichen Weg zu kommen. Zwar ist das Gestrüpp nur niedrig und man sieht immer, in welche Richtung man gehen muss, aber ohne unser maps-with-me würden wir wohl immer noch herumirren. Dennoch, wir sind von unserer Wanderung begeistert: wir haben unendliche Fernsicht in die Karoo-Ebene, rechts von uns sind die steilen Felsenklippen der fast 1500 m hohen Berge, wir sehen Paviane, die sich zum Gruppenfoto auf einen Felsen drapieren, Kudus, Blessböcke und sogar eine Zebra-Familie, die uns genau so neugierig beobachtet, wie wir sie.