Richtung Osten, der Wiege der Revolution, tauchen die ersten Revolutions-Parolen auf. Che blickt überall verklärt in die Ferne: an der Straße, von der Hauswand oder hoch vom Dach herunter. Hasta la victoria - Siempre!
Auch das Handelsembargo der USA ist Thema auf den Plakaten. Es traf Kuba und dessen Bevölkerung besonders hart als der große Bruder UdSSR zusammen brach. Die Kubaner nennen es die „Spezial-Periode". Hungerperiode würde auch passen.
Am Pranger: Das Handelsembargo der USA, Bloqueo. Die Passantin scheint sich für Che nicht zu interessieren.
Fidel hält sich weitgehend im Hintergrund. Erst im August dieses Jahres wurde er 90 und ist immer noch sehr beliebt. Man wünscht ihm ein langes Leben. Als er zwei Wochen später am 25. November stirbt, erfahren wir, dass er auch posthum keinen Personenkult um sich wünscht: keine Schule, keine Straße soll nach ihm benannt werden.
Trotz des Hinweise auf das USA-Handelsembargo oder an anderer Stelle auf die Invasion der Amerikaner in der Schweinebucht finden wir, dass die für Touristen sichtbare Propaganda und Selbstdarstellung sich für einen kommunistischen Staat sehr in Grenzen hält. Che Guevara ist natürlich eine Ikone - aber das nicht nur in Kuba.
In den „Revoluzzer-Städtchen“ Camagüey und Manzanillo pulsiert das Leben. Man sitzt auf dem Bänkchen, hält Händchen und man gibt sich ausgelassen!
Der Verfall nimmt Richtung Osten leider zu, es mangelt hinten und vorne an Geld. In Camagüey und Manzanillo finden wir tolle Architektur, recht verfallen und wenig restauriert. Positiv ausgedrückt: Städte mit viel Potenzial.
Immerhin sehen wir hin und wieder eine Baustelle. Der Blick ins Innere dieses bewohnten Hauses ist weniger erbaulich.
Zum ersten Mal bekommen wir hier mit, dass die Versorgung mit Milch nicht so gut funktioniert wie bei uns: Nur Kinder bis zu sieben Jahre und ältere Menschen bekommen Milch auf Bezugsschein. Alle anderen müssen Milch teuer mit convertible Pesos (CUC) bezahlen. 2 CUC pro Liter kann man sich aber allerhöchstens leisten, wenn man eine Casa Particular (Privatpension) hat und für eine Übernachtung 25 bis 30 CUC einnimmt. War lange kein Gast da, hat man auch keine Milch im Haus. Dann gibt’s zum Frühstück angerührte Trockenmilch oder eben schwarzen Kaffee mit Zucker. Tee wird ebenso zur Mangelware. Er scheint zum einen unüblich, zum anderen sehr teuer zu sein. Also funken wir nach Hause, dass unsere Tochter uns Teebeutel mitbringen soll. Sie wird uns mit Heikes Mutter in zwei Wochen besuchen.
In Manzanillo ist die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes stehen geblieben - auf jeder Turmseite zu einem anderen Zeitpunkt :-). Touristen kommen nur wenige hierher und wenn, dann sind sie nur auf der Durchreise. Wir wussten, dass Kosmetika und Kugelschreiber sehr teuer und daher Mangelware sind. Hier werden wir zum ersten Mal an jeder Ecke nach Seife und Stiften gefragt. Angebettelt wäre etwas zuviel gesagt, denn die Kubaner sind sehr zurückhaltend und wenig aufdringlich - aber fragen kostet ja nichts.
Dieselpartikelfilter? Ein „Sil“ sowjetischer Bauart darf ebenso unbekümmert herumfahren wie der LKW rechts - wenn er denn fährt.
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