Sechstausender-Runde  mit Laguna Santa Rosa und Laguna Verde

Geschafft! An der Laguna Verde auf 4350 m.

Nach einer Woche zieht es uns wieder in die Berge und wir verlassen die unwirtliche Pazifikküste, die uns meist mit Nebel und 17° C umhüllt hat. Schon nach wenigen Kilometern landeinwärts brezelt die Sonne vom Himmel und das Thermometer steigt. Bis 27° C in Copiapó. Jetzt kennen wir dieses Wetterphänomen zwar schon, sind aber immer wieder fasziniert.

Copiapó nutzen wir zum „Auftanken". Zum einen sind wir völlig abgebrannt. Nach dem dürftigen Angebot der Küstenweiler fehlt fast alles, nicht nur Diesel, Wasser und Brot. Zum andern wollen wir eine 500-km-Runde zur Laguna Santa Rosa im Nationalpark Tres Cruces und zur Laguna Verde am Paso San Francisco machen. Wir rechnen mit einer Woche - das passt zu unserem Reisetempo, wenig fahren, viel wandern. Vollgepackt starten wir die Runde - etwas blauäugig haben wir in diesem Moment die Akklimatisation noch gar nicht auf dem Radarschirm. Die Laguna Verde liegt auf 4350 m - schnapp! 

Die Straße zum Paso San Francisco führt ohne Windungen in einem breiten Flusstal geradewegs mitten in die Anden. Wir wählen zunächst die Südroute - über die Nordroute kommen wir später zurück - und fast ohne es zu merken gewinnen wir an Höhe. Doch mit jedem Kilometer wächst in mir die Beklemmung. Ich kann es weder begreifen noch in Worte fassen, aber die Landschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend. Plötzlich bin ich froh, dass wir ein Satellitentelefon dabei haben. Nur warum? Es kommen zwar nicht viele Autos, aber die Pass-Straße ist befahren. Wir sind nicht ganz allein, nicht abgeschnitten. Das Tal ist weit, sicher 500 m. So erdrückend können die Berge doch gar nicht sein. Doch! Sie wachsen genau hier aus der Erde und türmen sich mächtig auf. Bedrohlich. Peter geht es nicht viel besser - uns sitzt wohl der Alpdruck im Nacken! Auf 2000 m finden wir, dass das Pensum für einen Tag - von der Küste kommend - genug ist. Spontan planen wir hier einen gemütlichen Wandertag zum Akklimatisieren ein.

Ohne eine einzige Serpentine steigt die Straße auf 2000 m, die Berge rechts uns links sind ca. 3500 m hoch.

Am Tag 3 fahren wir nur ein ganz kleines Stückchen, 35 km, das liftet uns weitere tausend Höhenmeter nach oben. Auf 3100 m liegt ein traumhafter Übernachtungsplatz in einem kleinen „grünen“ Seitental. Mehr Wildnis und Abgeschiedenheit geht jetzt wirklich nicht mehr. Aber … unser Platz liegt noch an einer benannten „Straße“, besser Schotterweg, die sich auf der Landkarte 140 km bis zur Laguna del Negro Francisco verfolgen lässt. Peter möchte das unserem iMobil nicht zumuten. Immerhin gehen wir die ersten 3 km zu Fuß und sehen eine(!) in Lehm fest gebackene Autospur und einen Hasen. 

Ein salzverkrusteter Mini-Bach speist die grünen Ebene mit zum Teil mannshohen Grasbüscheln.

Kein Kopfweh, keine Übelkeit - am Tag 4 trauen wir uns die 4000-er-Grenze zu. Es sind nur noch 26 km zur Laguna Santa Rosa (3760 m), dafür benötigen wir allerdings  zweieinhalb Stunden. Das liegt nicht nur am ausgiebigen Fotostopp auf der Passhöhe von 4150 m: das Farbenspiel der umliegenden Berge, die  Aussicht auf die Sechstausender und die unwirkliche Laguna Santa Rosa mit Flamingos unter uns sind nicht zu toppen. Die Straße hat es auch in sich.

Erster Blick auf die Laguna Santa Rosa - der Wind pfeift zwar kräftig, aber der Fotostopp fällt trotzdem etwas länger aus.


Heute schlafen wir auf fast 3800 m in der Salzpfanne Salar de Maricunga. Kein Kopfweh, keine Übelkeit. Aber nachts wir gehen beide in die „Cheyne-Stockes-Atmung“ über: ganz tief - tief - mittel - flach - Luft anhalten - und nun das Ganze von vorne. Beunruhigend oder belustigend für den, der daneben liegt und über den Schlaf des anderen wacht ?!? (Wer Näheres wissen will, der bemühe bitte Wikipedia.)

Und morgens ist auch das iMobil mürrisch. Nach einer kalten Nacht mit -7° C und in der dünnen Luft kommt es erst beim zweiten Startversuch auf Touren. Der Luftdruck hier oben beträgt nur noch 60 % vom Normalmaß und da haben Mensch und Maschine schon einmal Atemprobleme.

Aber immer noch geht es aufwärts. Am Tag 5 erklimmen wir mehr als 4600 m - mit dem Auto! In weitem Umkreis reihen sich die Sechstausender um uns, unter anderem der höchste Vulkan der Erde und höchste Berg Chiles, der Nevado Ojos del Salado mit 6891 m. Jeder Gipfel für sich ist einsame „Spitze“, aber wie so oft: das Beste kommt zum Schluss - die Laguna Verde! Wir fühlen es eigentlich schon seit dem ersten Tag, jetzt an der Laguna Verde sind wir uns absolut sicher: diese fünf Tage werden für uns zum absoluten Highlight dieser Reise! 

Unsere Peakfinder-App zeigt uns sechs Sechstausender auf einmal an. Wow! Es stehen aber weit mehr um uns herum.

Nach einem Foto-Spaziergang entlang der Lagune, japsen wir etwas nach Luft. Erholung ist dringend nötig. Wir legen uns am Ufer in einen der kleinen Thermalpools oder richtiger, in ein kleines Erdloch mit Thermalquelle. Im Pool hat es 40°, die Außentemperatur beträgt 8° in der Sonne! Mit Aussicht auf die salzig-eingekrustete Lagune Verde und die umliegenden Berge - einfach dekadent!

Blick vom Thermal-Pool auf den See - konzentrierter Glücksmoment!


Wie schon erwähnt, fahren wir die Nordroute Richtung Copiapó zurück. Auf 2800 m übernachten wir ein letztes Mal - vollkommen entspannt und ganz ohne nach Luft zu schnappen ;-)

Die Landschaft wurde auf dieser Sechstausender-Runde jeden Tag schöner, wilder, bizarrer. Die Fotos auch. Deshalb haben wir diesmal pro Tag eine eigene Fotogalerie erstellt.  Wir wünschen viel Spaß und viel Ausdauer :-)   



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