Anfahrt nach San Pedro: Geysire, Flamingo-Lagunen und Säulenkakteen

Es dampft und brodelt im El Tatio Geysirfeld.

Vor uns liegt ein touristisches Highlight - die Umgebung von San Pedro de Atacama. Die Prospekte locken mit dem höchsten Geysirfeld der Welt und dem größten in der südlichen Hemisphere, Thermalquellen, Salzlagunen, in denen entweder Flamingos herumstolzieren oder in denen man baden kann, bizarren Mondlandschaften und bunten Canyons. Da müssen wir mindestens eine Woche einrechnen - es wird sich herausstellen, dass uns das nicht ganz reicht.

Die „Umgebung“ ist weit gefasst, denn alles was im Umkreis von 100 km liegt, wird zu San Pedro gerechnet. Es gibt aber auch sonst keine größere Ansiedlung. Die Hürden sind folglich nicht allzu hoch, als „Wüsten-Hauptstadt" bekannt zu werden.

Wir nähern uns von Calama aus über eine Nebenstrecke, unsere erste Station ist das kleine Dorf Chiu Chiu. Mittelpunkt und Attraktion ist eine Kirche oder besser Kirchlein aus Adobe (luftgetrocknete Lehmziegel) und Kakteenholz. Kein Gold, kein Prunk, nichts Monumentales - aber einzigartig schön!

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Mit Riemen aus Ziegenleder werden die Kakteen-Bretter zusammen gehalten.

Durch das Tal des Rio Loa fahren wir einen „Scenic Drive“, der für Busse und LKW gesperrt ist - das Schild sehen wir allerdings erst, als wir am Ende angekommen sind… Wir passen mit unseren 2,20 m Breite gerade so durch die in den Canyon gehauene Straße, aber „scenic“ ist sie allemal. Und jetzt will das Navi auch noch eine senkrechte Felswand durchfahren, um uns auf die nächste Hochebene zu hieven. Das ist uns jetzt doch etwas zu abenteuerlich! Anhalten, aussteigen, verifizieren, ob hier überhaupt eine Straße entlang führt und wenn ja, wie sie aussieht. Mein Bauchgefühl rät davon ab, aber Peter traut unserem 5,5-Tonner die Passage zu und wir erklimmen mit Untersetzung im Schritt-Tempo die Steilpassage durch die Felswand. Auch hier steht am Ende(!) das Schild „nur für leichte Fahrzeuge“…

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Irgendwo zwischen dem dicken Felsbrocken unten und der Steilwand oben führt diese Straße entlang.

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Der Aufstieg hat sich gelohnt: 50 km vor uns liegen die Anden!

Herrlich ist es oben - eine riesige Ebene, nur von ein paar kleinen Canyons durchzogen, in der Ferne die Anden. Wir sehen die ersten Nandus auf dieser Etappe und die ersten Alpakas und Vikunjas. Eine Kurzversion unserer Wikipedia-Lektion beim Frühstück lautet: beide haben den Familiennamen Kamel, das Alpaka ist domestiziert, das Vikunja ist der kleinere Bruder des Guanakos. Letzteres kennen wir schon aus Patagonien und wissen, dass es auch auf den Namen Kamel hört. Wir übernachten bei den Baños de Turi, lauwarmen Thermalquellen mit Thermalbach und natürlichem Thermalpool und Peter, ich diesmal nicht, badet mal wieder auf 3000 m mit Andenblick. 

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Wir finden: Alpakas sehen immer gut gelaunt aus.

Die nächste Etappe wird etwas länger: wir wollen das Geysirfeld El Tatio auf fast 4300 m besuchen, aber nicht in der dünnen Luft (600 hPa) übernachten. Das heißt, wir müssen mindestens 150 km Schotterpiste fahren, um ohne Schnappatmung schlafen zu können. Entgegen aller Ratschläge der Reiseführer, aber ganz bewusst geplant, kommen wir am Geysirfeld am Nachmittag um 15 Uhr an. Wir müssen uns das Geblubber, Gewaber und Gesprudel der über 80 aktiven Geysiren zunächst nur mit einem indischen Pärchen teilen und nach 16 Uhr sind wir ganz allein. Wirklich! Kurz nach Sonnenaufgang, so erfahren wir später, finden sich hier 60 Tourbusse mit 1000 Menschen ein. Unsere Vorstellungen sind nach fast sechs Jahren Reiserei sicher etwas versch(r)oben, aber allein die Vorstellung lässt uns erschaudern. Natürlich sieht man den  Dampf bei morgendlichen Minusgraden besser, aber bei uns dampft’s immer noch und wir haben den 38° C-Geysir-Bade-Pool, indem man tatsächlich Bahnen ziehen kann, ganz für uns allein! Da nehmen wir ein bisschen weniger Dampf gerne in Kauf.

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Wie so oft, ist für uns heute der Weg schon das Ziel.            Auch winzig kleine Geysire zählen mit - der ist vielleicht 15 cm hoch ;-)

Die Talfahrt Richtung San Pedro de Atacama übertrumpft für uns das Erlebnis am Geysirfeld. Lagunen mit Scharen von Flamingos und grüne Canyons mit Vikunjas in der Abendsonne. Wie schön! Leider viel zu kurz - wir müssen ja noch tausend Höhenmeter bergab. Aber was hält uns eigentlich davon ab, am nächsten Tag mit viel Zeit wieder zu kommen?  

Wir übernachten auf 3350 m mit Blick auf den alles beherrschenden Vulkan Licancabur (5920 m) und fahren am nächsten Tag wieder in die Höhe zurück zu unseren Lagunen, um Flamingos, Flamingos und noch einmal Flamingos zu beobachten und zu fotografieren. Auch die Vikunjas finden sich wieder am Fluss ein. Welch ein Luxus, sich die Zeit so einzuteilen, wie es einem gerade gefällt!

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Tiere in freier Wildbahn erleben zu dürfen, ist immer wieder etwas ganz Besonderes.

Am nächsten Tag erreichen wir San Pedro de Atacama erst am Nachmittag, nicht ohne dass wir noch in einen der vielen sich hier herumschlängelnden Canyons gestiegen sind und ganz aus der Nähe die meterhohen Säulenkakteen bestaunt haben. 

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Säulenkakteen und ein ziegenhütendes Mütterchen auf einem Maultier  - Atacama wie aus dem Bilderbuch!



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