Auf den graden Weg schickt man nur die Schwachen

Parabrisas in Punta Arenas

200 Kilometer vor Punta Arenas, wir waren noch auf Feuerland, dachten wir, eine Abkürzung nehmen zu müssen: Statt 20 km Teerstraße, holperten wir eine 7 km Schotterpiste entlang. Nicht lange - da kam uns eine Pistensau mit affenartiger Geschwindigkeit entgegen (Wieso müssen eigentlich immer die Tiere für solche Vergleiche herhalten?). Wir sahen eine Staubwolke, wir hörten es prasseln, die Steine spritzen rechts und links. Sie kamen nicht alle an unserer Windschutzscheibe vorbei: eine riesiger Einschlag natürlich im Sichtfeld.

Bei mehreren Anlaufstellen in Punta Arenas (u.a. Iveco Büro, Tankstellen, Mercedes Werkstatt) wurde uns die Firma CER empfohlen, der Spezialist für „Parabrisas“, was auf spanisch Windschutzscheibe heißt. Kaum zu glauben, CER hatte die Scheibe auf Lager und konnte sofort mit dem Einbau anfangen, nur müsste der Kleber 24 Stunden trocknen. Okay, das bedeutete, wir mussten uns eine Unterkunft suchen. Da es mittlerweile schon spät am Nachmittag war, verschoben wir die Aktion auf den nächsten Tag. Wir gaben also das Auto morgens zum 9 Uhr in der Wertstatt ab, quartierten uns im Hostal Art Nouveau ein, in einem über 100 Jahre alten Haus, gingen dann auf Sightseeing Tour, Wäsche besorgen, SIM Karte freischalten, etc.

Am nächsten Morgen holen wir das Auto ab, bezahlen 450 EUR und verlassen um halb 12 Uhr Punta Arenas in Richtung Puerto Natales. 

Genau 16 km(!) von der Werkstatt entfernt kommt uns auf der gut ausgebauten Teerstraße Ruta 9N ein LKW entgegen, ein Stein spritzt hoch (von wo eigentlich?) und schafft es wieder nicht an unserer Windschutzscheibe vorbei…

Die Flüche im Auto wollen wir lieber nicht zu Papier bringen. Statt sofort in die Werkstatt umzudrehen ich Peter zu einer Cappuccino-Pause überzeugen und danach beschließen wir: der Schmarren wird uns jetzt durch Südamerika begleiten und erst der deutsche TÜV kann uns dazu bewegen, die Scheibe wieder auszutauschen.


Reifenpanne nach 96.400 km

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96.400 km sind wir mit unserem Auto unterwegs, als uns die allererste Reifenpanne erwischt: kurz vor unserem anvisierten Camp bei der Cueva de las Manos ein Tag vor Heiligabend um 18 Uhr bei Sandsturm und 6° C - der Reifen hätte sich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Aber „auf den graden Weg, schickt man nur die Schwachen“. Nachdem Peter das Reifenwechseln unter günstigen Bedingungen - auf der ebenen staubfreien Teerstraße bei Sonnenschein vor unserer Haustüre - schon 20 Mal geübt hatte, war das hier eine seiner leichtesten Übungen. Das schwierigste war noch - Heikes Arbeit - , alle Werkzeugbeutel festzuhalten, dass sie im Wind nicht davon flatterten und die Scharen von fetten Heuschrecken davon abzuhalten, Peter auf dem Kopf herumzukrabbeln. Ihhh! Staubgepudert von Kopf bis Fuß und mit Fingern zum abfallen kalt, fahren wir nach weniger als einer Stunde zu unserm Camp weiter.  

Vier Tage später lassen wir unseren Winkelhaken in der Lauffläche in einer Gomeria (Gummi-Werkstatt ) in Cochrane reparieren. Dauert eine Dreiviertelstunde, kostet 13,50 EUR.

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