Buenos Aires ist ein echtes Kunststück gelungen - es hat uns, die wir oft einen weiten Bogen um große Städte machen, in seinen Bann gezogen. Lebendig, modern, strahlend, prächtig bezogen auf Architektur, Kultur, Restaurants und Menschen.
Unser Hotel führt nicht nur Obelisco im Namen, nein, es liegt auch direkt an diesem Wahrzeichen der Stadt. Wir sind also „mitten drin“ und von hier aus können wir Buenos Aires in alle Richtungen zu Fuß erkunden. Wir arbeiten die Tipps der Reiseführer ab und stellen wie schon oft fest: Ja, einige Sehenswürdigkeiten sind berechtigterweise aufgeführt, andere sind nur ein blasses und touristisch verfärbtes Abbild des wahren Charakters der Stadt. Wir entdecken Buenos Aires lieber in den Nebenstraßen und eher zufällig.
Tradition und Moderne verknüpft - in Buenos Aires ist es gut gelungen.
Einem solchen Zufall haben wir auch unser Konzertbesuch im berühmten Teatro Colon zu verdanken. Eigentlich wollen wir an einer Führung durch das Gebäude teilnehmen. Dann kommt uns spontan die Idee, dass wir auch in eine Vorstellung gehen könnten. Fünf Minuten später haben wir zwei Logenplätze für ein klassisches Konzert - und zwar umsonst. Der Staat fördert Kunst und Kultur aktiv und gibt auch kostenlose Karten aus. Wir haben heute den Sechser im Lotto gezogen. Ausführlich können wir das Gebäude mit seiner beeindruckenden Architektur und den bunten Glasornamenten bestaunen, die unter südlicher Sonne strahlen. Und die jungen Künstler des Orchesters fesseln uns mit leidenschaftlich interpretierter Musik französischer Komponisten. So macht Kultur Spaß!
Das Hafengebiet wurde nach dem Vorbild anderer Städte in ein Luxus- und Erlebnis-Center umgestaltet. Das sieht sicher besser aus als verfallene Speicher, letztendlich ist die Kulisse aber glatt und austauschbar geworden.
Wahrzeichen am Hafen: Puente de la Mujer - Frauenbrücke.
Besser gefallen uns da schon die vielen kleinen Cafés und Restaurants, viele davon in Räumlichkeiten, die eine lange Tradition atmen. Hier kann man sich wohlfühlen und bei einem exzellenten Cortado y Medialuna (Halbmond = Croissant) das Treiben verfolgen. Am Nebentisch sitzen Einheimische, keine Touristen.
Dass Kultur im Leben der Menschen eine wichtige Rolle einnimmt, erkennen wir auch an der unglaublichen Dichte von Buchläden. Keiner erreicht dabei auch nur annähernd die Dimensionen eines Hugendubel, aber alle vermitteln den Eindruck von Individualität. Überleben können sie alle offensichtlich durch ein ausgesprochen lesefreudiges Volk.
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Buenos Aires ist unsere erste Station in Südamerika. Wir „fliegen ein“, unser Auto schippert derweil noch den Rio de la Plata entlang nach Zárate, um einige Tage später auf dem Rückweg in Montevideo entladen zu werden. D.h. wir erkunden Buenos Aires zwei Tage lang als ganz normale Touristen und queren dann mit den Schnellfähre Buquebus den Rio de la Plata nach Montevideo. Dort holen wir unser Auto ab und kehren über den Landweg bei Fray Bentos aus Uruguay nach Argentinien zurück.