Wer denkt, die Niedere(!) Tatra impliziert ein einfaches Wandergebiet, der irrt sich gewaltig. Die Wanderbeschreibungen in den Outdoor-Apps lesen sich zum Beispiel so: 22 km, 1480 Höhenmeter! Da möchte man sagen: Wo bleibt die Ü-60-Variante? Zudem haben wir bei der Ankunft 29 °C.
Wir wandeln die vorgeschlagenen Touren also etwas ab und nehmen statt drei, nur einen Gipfel in Angrifft: den des Siná, 1560 m. Es bleiben immer noch 700 Höhenmeter auf wenig begangenen Pfaden, mit teilweise 25 Prozent Steigung, durch Windbruchareale mit querliegenden hüfthohen Baumstämmen, durch Geröllfelder in verwüsteten Bachbetten, durch mannshohes Dickicht und durch voll hängende Himbeerhecken. Da hat noch keiner eine Beere gepflückt - auch kein Bär, das immerhin ist beruhigend. Mit einem alpinen Bergwanderweg, wie man ihn aus den Alpen gewöhnt ist, hat das hier nichts mehr zu tun, auch wenn er gut gekennzeichnet ist. Es ist eher ein Querfeldein-Abenteuer. Die Belohnung: Cappuccino auf dem Gipfel mit Hohe-Tatra-Blick - das freilich ist nicht zu toppen!
Ein seilgesichertes Stück ist echt harmlos gegen die herumliegenden Baumstämme.