Wir waren nicht ganz sicher, ob wir vom Lake Bunyoni aus die Straße durchs Gebirge nach Ruanda nehmen sollten oder doch die schnelle Asphaltstraße zum „großen“ Grenzübergang in Richtung Kigali, der Hauptstadt Ruandas. Wir entscheiden uns für die Gebirgsstraße und die Ausblicke auf die mit Bananen, Bohnen und Tee bepflanzten Hänge sowie die dahinter liegenden Gebirgsketten, wo die Gorillas wohnen, sind großartig und nebenbei erwähnt: die Straße auch!
Uganda verabschiedet uns in Kisoro mit einem Gewitterguss allererster Güte. Nach einer Minute steht unser geparktes Auto in einem See, triefend nass steigen wir ein. Unser Stopp hier dient nur Einem, die restlichen 275.000 ugandischen Schilling (70 EUR) sinnvoll an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Wir decken uns in einem indischen Geschäft mit allem ein, was „teuer“ ist und nicht schlecht wird und schmuggeln eine halbe Stunde später einen Biervorrat für die nächsten Wochen über die Grenze :-)
Der verschlafene Grenzübergang Cyanika gefällt uns: keine Nepper, keine Warteschlange, eine One-Stopp-Border, d.h. Aus- und Einreise werden in einem Büro erledigt. Mit unserem Ost-Afrika-Visum, gültig für Kenia, Uganda und Ruanda, sind wir so schnell wie noch nie. Außerdem wollen die Ruander keine Road Fee von uns und wir sind bei der Polizei „most welcome“. Das hört sich doch schon gut an!
Auf der ersten Strecke nach Gisenyi am Lake Kivu stellen wir fest, dass sich allein wegen der Fahrt durch die wilde Gebirgslandschaft der Abstecher nach Ruanda gelohnt hat. Wird das durch den Lake Kivu, der der schönste der großen Seen im Rift Valley sein soll, noch überboten?
Seine Ufer sind zerklüftet, die Hänge steil und grün und auf der anderen Uferseite sieht man auf die kongolesischen Berge. Von Gisenyi nach Kibuye nehmen wir die Weichei-Variante circa fünf Kilometer vom See entfernt im Landesinneren. Den echten Congo-Nile-Trail, den man in zehn Tagen erwandern kann, wollen wir unserem iMobil nicht zumuten. Doch auch das ist eine Fahrt der Superlative: Wir sind von der Gebirgslandschaft begeistert auch ohne den See zu sehen, wir haben die schlechteste Straße seit langem - für achtzig Kilometer brauchen fünf Stunden - und die Kinder entlang der Strecken rücken uns auf den Pelz wie noch nie.
Egal wie steil, jeder Hügel wird bebaut. Eher ein seltener Anblick: eine Alm.
Den zweiten Abschnitt von Kibuye nach Süden fahren wir auf dem echten Congo-Nile-Trail, der hier fast durchgängig in eine gut ausgebaute Teerstraße umgewandelt wurde. Ein Fortschritt für die hier lebende Bevölkerung, gut um schnell voranzukommen, schlecht für die Wanderer und Biker, die den Trail in seiner Ursprünglichkeit genießen wollen. Die Straße führt dicht am See entlang und doch bis zu 300 m oberhalb. Die Blicke hinunter sind atemberaubend! Mal erinnert uns ein Abschnitt an den Lago Maggiore, mal an eine Fjord-Landschaft - in jedem Fall fantastisch schön!
Wer genau hinschaut, entdeckt das iMobil am Strand. Zu einer solchen Villa gehört gleich die ganze Halbinsel.
Das „Drumherum“ ist dennoch etwas widersprüchlich: In Gisenyi erinnern Strandpromenade, Strandleben, Villen und Hotels an einen italienischen Urlaubsort, unsere Lodge La Bella hat einen parkähnlichen Garten wie die Villa Charlotta am Comer See und ein Mercedes S 500 mit kongolesischem Kennzeichen kurvt durch die Straßen. Gehört der einem Waffenschieber, Schmuggler oder Menschenhändler? In den Vororten hingegen und auf der Fahrt durchs Gebirge lebt die Bevölkerung sehr, sehr arm. Wer es sich leisten kann, hat Schuhe an. Hier gehen viele barfuß.
An der Uferpromenade von Gisenyi gibt es zirkusreife Vorführungen - in der Stadt ein Hippie-Taxi.
Was unbedingt erwähnt werden muss: Nicht nur, dass in Ruanda die Tragetaschen aus Plastik verboten sind, heute morgen von 8 - 11 Uhr war schwäbische Kehrwoche, genannt Umuganda! Das ist jeden letzten Samstag im Monat so und wird sogar als Feiertag deklariert. Alle Geschäfte sind geschlossen, Autos und Mopeds müssen stehen bleiben (nur wir als Touristen durften fahren!) und es wird zur Gemeinschaftsarbeit aufgerufen. Wir haben allerdings nur einen „Bautrupp“ gesehen und eine einzige Frau, die die Straße gefegt hat. Wenn man seinen Dreck selbst wieder zusammensuchen muss, wirft man ihn offensichtlich erst gar nicht weg - Ginsenyi ist vorbildlich sauber! Das könnten sich andere Staaten, Deutschland nicht ausgenommen, ruhig zum Vorbild nehmen!