Cerro Castillo - Coyhaique
Das kleine Dorf Villa Cerro Castillo liegt schon auf 700 m, danach steigt die Straße schnell auf über 1100 m an, um dann in eine andere Welt abzutauchen. Die Hänge sind noch dicht bewachsen mit Urwald, aber das Tal weitet sich. Wir landen in einem „Alpenvorland“ mit üppigen Blumenwiesen, Weiden und Kühen. Zudem ist die Carretera jetzt asphaltiert - die Zivilisation inkl. Mobilfunk hat uns wieder!
In Coyhaique, einem schmucken Touri-Städtchen, ist für uns ein Wartungstag angesagt: Einschlag auf der Windschutzscheibe von einem Scheiben-Doktor reparieren lassen, Gas tanken (nicht erfolgreich), Heike eine salonfähige Frisur verpassen, Wäsche vom Wild-Camping-Duft befreien, Vorräte aufstocken, die an der Carretera Austral liegenden Fährfahrten organisieren und zum krönenden Abschluss in einem typischen Parrilla (Grill)-Restaurant Essen gehen. Typisch - nicht nur weil alles über offenem Feuer gegrillt wird, sondern auch, weil wir um 19:30 Uhr die einzigen Gäste sind und als wir eineinhalb Stunden später gehen, nur ein weiterer Tisch besetzt ist. Wir nehmen an, die ersten „locals“ sind so gegen 22 Uhr eingetrudelt. Peter berät sich mit dem Kellner und bestellt letztendlich ein 500-g-Steak, das von einer lokalen Farm geliefert wird - und wird nicht enttäuscht!
Vor uns liegen jetzt einige permanente, aber auch temporär eingerichtete Fährstrecken, die die Carretera Austral an unpassierbaren Strecken überbrücken. Sie dauern zwischen 20 Minuten und 7 Stunden und müssen laut Auskunft der Reederei in Coyhaique „in dieser Zeit des Jahres“ nicht vorgebucht werden. Wann soll denn hier Hochsaison sein, wenn nicht jetzt im Hochsommer, wenn nach Weihnachten alle Chilenen Urlaub machen?! Trotzdem sind wir mehr als froh, dass wir uns für die Fährfahrten nicht auf ein bestimmtes Datum festlegen müssen.
Coyhaique - Puerto Aysén und Puerto Chacabuco
Der Abstecher nach Puerto Aysén ist nicht ganz freiwillig. Wir wollen eine unserer zwei Gasflaschen auffüllen, dieses Vorhaben ist uns in Coyhaique auch nach vier Versuchen nicht gelungen. Ziemlich kompliziert! - war jedesmal die Auskunft. In Puerto Aysén sieht man das nicht so eng. Der selbstgelötete Adapter des freundlichen, schnellen, unkomplizierten(!) Inhabers der Gasstation sieht zwar ziemlich abenteuerlich aus, aber ohne dass uns etwas um die Ohren fliegt fahren wir 10 Minuten später vollgetankt vom Hof :-))
Jetzt ist es nach Puerto Chacabuco auch nicht mehr weit - das kleine Hafenstädtchen liegt in der idyllischen Fjordlandschaft Chiles. Dachten wir. Idyllisch mag die Fjordlandschaft ja sein, wenn sie denn zugänglich wäre und man einen „unverbauten“ Blick auf sie hätte. In Puerto Chacabuco ist die ganze Front zum Meer hin eingezäunt. Dahinter ist entweder Hafengelände mit LKW- und Containerabfertigung oder die Fischfabrik SITRAMHAR - Marine Harvest. Unbefugten ist der Zutritt in jedem Fall verboten!
Aber so hat jedes Ding, seine zwei Seiten: in Aysén haben wir uns über den kleinen Laden von SITRAMHAR gefreut, weil wir dort fangfrischen Lachs kaufen konnten …