GPS: -33.9895, -53.5482, Google Maps
Das Naturreservat Cabo Polonio soll ein Highlight sein. Zufahrt mit dem eigenen Auto verboten, wir klettern auf einen alten DDR-LKW, der laut Peter einmal die LPG-Felder entlang gebraust ist und sich jetzt jetzt durch die tiefsandige Zufahrt pflügt. Uns erwartet ein künstliches, dazu abgewracktes Touri-Dorf, von Naturreservat keine Spur. - Doch! Am Kap tummeln sich in der schäumenden Gischt lauter schwarze Punkte - Seelöwen. Und auf den Felsen liegen sie nicht nur faul in der Sonne, sondern veranstalten einigermaßen Spektakel mit ihren Rivalen. Das entspricht jetzt eher den Erwartungen von einem Naturreservat, auch die Ausdünstungen.
Wir schreiben immerhin das Jahr Zweitausend und x, sind stolz wie die Pfauen auf unseren technologischen Fortschritt. Wir können Bild und Ton einfangen, konservieren und durch den Äther in rasender Geschwindigkeit um die halbe Welt schicken. Wo bleibt der Geruch? Der Gestank, den die Seelöwenkolonie einen Kilometer gegen den Wind verbreitet, fehlt eindeutig, um den Gesamteindruck zu abzurunden.
Ja, die Definition eines Naturreservats oder Nationalparks scheint sehr länderspezifisch zu sein: Der Nationalpark Santa Teresa entpuppt sich als riesengroßer Freizeitpark. Toll zum Campen, toll, um lange Strandspaziergänge zu machen. Aber was haben die angelegten Palmenalleen, gemähten Wiesen und der 100 m x 100 m -große „Zoo“ mit einem Nationalpark zu tun? Immerhin sehen wir dort - im Zoo - jede Menge Cabybaras, Wasserschweine, und einen einsamen Kaiman.
Aber es gibt ja soviel Natur jenseits der ausgewiesenen Naturreservate! In Uruguay leben im Schnitt weniger als zwanzig Menschen auf einem Quadratkilometer, in Deutschland sind über 220. Da ist viel Platz für Nichts! Und genau dort verbringen wir unseren Adventsurlaub. Wobei - Advent? Ein weihnachtliches Gefühl kommt nicht wirklich auf, auch wenn wir am Heiligen Abend unsere peruanische handtellergroße Krippe aufstellen und ein Licht anzünden. Frohe Weihnachten!