Sonntag Morgen, viele rausgeputzte Gauchos, Pferde, Grills mit pfannengroßen Bratwurstschnecken, noch größeren Fleischlappen, Stände mit Pferdeklimbim, eine Westernband auf der Bühne. Wir dazwischen. Lustig, oder?
Lustig ist’s nur, solange man gar keinen Schimmer hat, was hier abgeht. Aber die Gauchos mit ihren Lederschürzen, Baskenmützen oder Cowboyhüten, extra langen Messern im Gürtel und Zigaretten im Mund, die Grillroste, die Musik - das ist lustig. Wirklich. Gleich geht’s richtig los. Der Sprecher redet sich so langsam schon mal in Hochform.
Dem ersten Pferd wird eine Binde umgelegt, es wird an einem Pfahl gebunden, ihm wird ein Sattel aufgeschnallt, ein Mann steigt auf. Das Pferd wehrt sich nicht. Es weiß so wenig wie wir, was jetzt kommt. Ein Hieb mit der Peitsche und das Pferd wird losgelassen, es buckelt, wirft den Reiter von sich, buckelt noch ein bisschen weiter, beruhigt sich. Wird eingefangen. Die Zuschauer klatschen. So harmlos sieht es von Weitem aus für uns.
Erst beim Näherkommen, sehen wir, dass nicht die Peitsche allein das Pferd zur Rage bringt. Es ist der Tritt mit langen Sporen in die Flanke. Sicher ein unerträglicher Schmerz. Zusätzlich schneidet sich bei jeder Bewegung der absichtlich viel zu eng geschnallte Sattelriemen in den Leib. Noch mehr Schmerz. Noch mehr Buckeln. Das ist eine Teufelskreis. Bis der Gaucho endlich durch die Luft fliegt und auf dem Rücken liegend nach Luft japst. In dem Fall hält sogar die Band die Luft an. Oder nach einer langen halben Minute zwei berittene Begleitcowboys den Reiter vom Sattel zerren.
Wir waren ja so schlicht und dachten, hier werden wilde Pferde zugeritten. Nein, es werden alte, klapprige Pferde bis aufs Blut(!) gequält. Nicht einmal, sondern mehrmals hintereinander. Sie werfen sich schon beim zweiten Einfangen auf den Boden, wehren sich wie wahnsinnig, stellen sich sogar tot. Hier mussten wir die Veranstaltung verlassen, wir konnten nicht mehr zusehen. Berichte im Internet geben das ganze Ausmaß wieder: mindestens ein Drittel aller Pferde landet anschließend beim Schlachthof. Zu Tode gequält.
Dieser Bericht bleibt ohne weitere Fotos.
19/04/2022
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