Kulinarisches „para ti" 

Paprika, frisch gemahlen und gemischt von der Marktfrau in Potosí.

Von Peru kommend muss jedes Land kulinarisch etwas abfallen. Angeblich. Allerdings merken wir das weder auf den Mercados Centrales in den Großstädten La Paz und Sucre, noch in den Restaurants. Das Angebot an frischem Gemüse und Obst ist für unsere Augen nach wie vor überwältigend, vielleicht sind die Ess-Stände etwas weniger vielfältig - Ceviche fehlt im Angebot - und die Smoothies fallen etwas kleiner aus. Dafür gibt es jetzt „Salatthecken". Diese Stände haben fertig geputztes, geschnippeltes und zum Teil gegartes Gemüse, zum Beispiel rote Beete, Bohnen, Erbsen, Karotten. Nicht angemacht, das darf man zuhause selbst nach eigenem Geschmack. Und es gibt wieder krause Blattsalate. Das freut uns besonders, denn bei uns gibt es jeden Tag ohne Ausnahme einen Salat zur Vorspeise. Leider reduziert sich das Angebot hierfür je näher man dem Äquator kommt: hier scheint es nur noch den wohl alles überlebenden Eisbergsalat zu geben.

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Auch in Bolivien aufgefallen sind uns die Gewürzstände. Sind gerade keine Kunden da, wird Paprika selbst gemahlen und Gewürzmischungen werden hergestellt. Alles wird in Säcken angeboten. Wir möchten ein paar Lorbeerblätter kaufen, da macht uns der Verkäufer darauf aufmerksam, dass das kein Koka, sondern Lorbeer ist. Für die Küche, fügt er hinzu. Genau das wollen wir ja! Ein kleines Tütchen kostet 1 Boliviano (0,13 EUR), ebenso wie die Knoblauch- und die Ingwerknolle.

Wir fragen uns: Wie lange dauert es denn, um Gottes willen, bis so ein Sack verkauft ist?


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Brot

Das Brot und die Brötchen sind sehr gut, fast deutsch, natürlich nur „weiß“. Und so haben wir in den ersten drei Wochen in Bolivien nicht einmal unser Roggenbrot gebacken. Hefewecken, Käse- oder Zitronentörtchen sorgen für Abwechslung bei unseren Cappuccino-Pausen, egal ob im Café oder unterwegs am Rastplatz mit Aussicht über den Canyon.


„Hay Pan“ - hier gibt’s Brot, steht an manch verschlossenen Tür.


Kartoffeln  

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Wie Deutschland dazu kommt, als Kartoffelland bezeichnet zu werden, ist uns spätestens seit Peru vollkommen schleierhaft. Denn: Kartoffelsorten gibt es hier so viele wie Pastasorten in Italien. Fingergroße Winzlinge, orangengroße Knollen und alle Größen dazwischen. Hellgelbe - fast weiße, orange-rot-gesprenkelte, rote, dunkelrot-lilafarbene, hellbraune, mittelbraune, dunkelbraune, dunkellila - fast schwarze. Glatte, gerunzelte, welche mit tiefen Kerben, die man kaum schälen kann. Längliche, runde, ovale. Und dann natürlich von absolut festkochend bis supermehlig - nur, das sieht man den Dingern nicht an und so wird das Kartoffelkochen jedesmal zum Abenteuer. Ganz außer Konkurrenz sind getrocknete Kartoffeln, chun. Sie sind so klein wie dicke Bohnen und schwarz. Für uns schmeckten sie fast wie Gnocchi - perfekt zubereitet im Restaurant „El tenedor de plata“, Zur silbernen Gabel, in Potosí, wo der Inhaber auch noch perfekt deutsch spricht, weil er elf Jahre in Berlin gelebt hat.

Besonders witzig ist der Mercado in Uyuni, hier gibt es keine Waagen. Wurde vorher alles in der 1-kg- oder ½-kg-Einheit verkauft, war die Einheit in Uyuni entweder eine 1 Boliviano Spinat (eine Handvoll) oder 2 Bolivianos Bohnen (eine kleine Tüte). Für die Tomaten gab’s große Tüten. Das war ungefähr ein Kilo, soviel Augenmaß haben wir inzwischen auch schon. Ging’s ans Rechnen, wurde es schwierig oder besser gesagt witzig: für 2 Bolivianos gab es fünf Maracujas. Wir wollten aber 10 Maracujas. Die kosteten 5 Bolivianos - da gab’s nichts zu verhandeln :-)


Käse und Co 

Was definitiv besser ist als im Rest von Südamerika ist das Käse- und Joghurtangebot. Höhepunkte waren der „Junge deutsche Tilsiter“, ein Camembertähnlicher und dem Namen nach ein Reblochon. Letzterer hat allerdings seinem Namen keine Ehre gemacht...


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Chocolates Para ti 

Jetzt aber zum süßen Höhepunkt, der Schokolade! Besonders bekannt für Schokolade ist Sucre. Mehrere Schokoladenmanufakturen eifern hier den Schweizern in ihren Kreationen nach. Man kann hier so eine Art Schokoladen-Tasting veranstalten. Wir konzentrieren uns eher auf die klassischen Sorten, grasen aber die verschiedenen Geschäfte um die Plaza 25 de Mayo alle ab, unter anderem das berühmteste „Chocolates Para ti“. Leider gibt es im iMobil nicht allzu viele Verstecke. Es ist also fraglich, ob der Vorrat bis zum Ende der Reise reichen wird.


Inkagurken-Suppe mit gesprenkelten Kartoffeln

In Bolivien fallen uns zum ersten Mal grüne, etwas stachlige, gurkenähnliche Teile auf dem Markt auf. Sie entpuppen sich als Inkagurken, achojcha. Wir fragen, was man daraus macht: Suppe! 

Hier unser Rezept: Knoblauch klein hacken und in Olivenöl anbraten. Die etwas klein geschnittenen Inkagurken dazu geben. Schwarze Kerne und weißes Gewebe außen herum vorher entfernen. Ein paar klein geschnittene gelb-rot gesprenkelte Kartoffeln dazu. Mit Gemüsebrühe auffüllen und kochen bis es weich ist. Unterwegs und insbesondere in großer Höhe, in der wir in Bolivien immer sind, nehmen wir gerne unseren Mini-Schnellkochtopf: 10 Minuten plus abdampfen lassen. Danach ist alles weich, aber nicht zerkocht.

Uns hat’s richtig gut geschmeckt! Außerdem haben wir festgestellt, dass sich Inkagurken problemlos ein paar Tage frisch halten. Also ideal fürs Reisen.

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