Alles selbst erlebt!

Globetrotter - Warum und Wie? 

Tatsächlich aufzubrechen war der schwierigste Schritt …

      … und als anderer Mensch wieder zukommen das größte Risiko unserer Reise!


Wenn man als Langzeitreisender die Welt entdecken will, sollte man sich zunächst über die eigene Erwartungshaltung klar werden. Unter den tiefen Eindrücken einer solchen Reise ändert sich diese vielleicht sogar. Zu Beginn unseres Overlander-Lebens haben wir für uns einmal ausgesprochen, was wir wie erleben wollen.

Was wollen wir erleben?

Jeder Mensch entwickelt ganz unterschiedliche Interessen: Hobby, Verein, politisches oder gesellschaftliches Engagement, u.a.m.

Unsere Leidenschaft gilt dem Reisen!

Über viele Jahre haben sich dabei drei Schwerpunkte herausgebildet: Die unberührte Natur, die Menschen in fremden Kulturen und letztendlich die lokal spezifischen kulinarischen Genüsse. Das alles ist für uns immer wieder spannend und inspirierend.

Natur

Die unberührter Natur ist immer wieder ein Erlebnis, das Kraft gibt. Unsere Erde bietet unendlich viele schöne Plätze von einsamsten Wüsten bis hin zu undurchdringbarem Regenwald. Diese„Kraftorte" wollen wir mit viel Zeit entdecken und genießen. Das ist der größte Luxus, den wir uns vorstellen können. Neben unverbrauchten Naturlandschaften ziehen uns auch eindrucksvolle Kulturlandschaften, die oft über Jahrhunderte in Harmonie mit der Umwelt geschaffen wurden, in ihren Bann: von den Bananen-Kaffee-Mais-Bohnen-Gärten in Uganda bis hin zu den terrassierten Maisfelder in den Anden.



Frühstück mit Löwengebrüll aus dem Nichts. Namibia, 2014.

Menschen

Wir sind in Deutschland geboren und aufgewachsen. Dieses Land ist unsere Heimat und wir sind mit seinen Traditionen und Werten groß geworden, die wir verinnerlicht haben. Menschen in fremden Kulturen haben ihre eigenen Lebensweisen entwickelt, die eine Antwort auf die Herausforderungen des Lebens in diesen Regionen sind. Aufgeschlossen sein gegenüber dem Anderen - das ist nicht nur interessant, oft lernt man dazu oder kann sogar Elemente davon für sich selbst übernehmen.



Bei Kaffeebauern in Ruanda, 2015.

Küche

Die Esskultur musste in der Vergangenheit in hohem Maße „praktisch“ sein. Man konnte nur die Zutaten verwenden, die auch ohne Supermarkt und Kühltruhe zur Verfügung standen. Und die Art der Zubereitung musste sich den Zwängen des Alltags unterwerfen. Diese Regeln gelten in vielen ländlichen Regionen heute noch und wenn man sich traut, dann bietet das Essen nach lokaler Tradition nicht nur Reize für den Gaumen, sondern auch Einblicke in die traditionelle Lebensweise der Menschen. Für uns eine der schönsten Arten von Geschichtsunterricht!

Geschenkter Fjordfisch. Norwegen, 2012.

Wichtig ist uns außerdem, dass wir beim Reisen jung bleiben - oder zumindest fit alt. Auch wollen wir so reisen, dass angenehme Erinnerungen zurück bleiben. Das schließt Abenteuer nicht aus, wohl aber Risiken für Leib und Leben. Wer uns als friedliebende und aufgeschlossene Gäste nicht will, den werden wir auch nicht besuchen. Menschenfeindliche Regimes verschwinden regelmäßig auch wieder. Unsere Zeit wird also kommen!

Wie wollen wir reisen?

Die Art der Fortbewegung

Es gibt viele Möglichkeiten die Welt zu erkunden: Man kann mit dem Motorrad aufbrechen, wie Michael Martin oder mit Reit- und Packpferden, wie Günter Wamser. Manche sind hart zu sich selbst und nutzen ihr Fahrrad, wieder andere gönnen sich mehr Luxus im Mega-Truck mit Fußbodenheizung und Bidet. Und auch mit dem Rucksack kommt man um die Welt! Alles hat signifikante Vor- und Nachteile und jeder muss den Kompromiss schließen, der letztendlich am besten zu ihm passt. Für uns war klar, dass wir für viele Reiseabschnitte ein Auto brauchen und wir haben uns für einen leichten Allrad-LKW (5,5 t) mit einer individuell angefertigten Wohnkabine entschieden. Mehr dazu im Abschnitt Ausrüstung/Wahl des Fahrzeuges.

Eine für uns besonders interessante Alternative zur Fortbewegung mit dem Auto, die intensive und direkte Reiseerlebnisse geradezu garantiert, ist die Rucksackreise als „echter Globetrotter". Das hat ganz sicher einen eigenen Charme und man gewinnt Eindrücke, die einem sonst verwehrt bleiben. Allerdings muss man eine gehörige Portion Leidensfähigkeit und noch mehr Zeit mitbringen. Auch eine robuste Gesundheit, gute körperliche Kondition sowie starke Nerven gehören dazu.

Wir haben auf allen Reisen Wanderschuhe und Rucksack dabei und soweit es irgendwie geht, erkunden wir unsere Umgebung zu Fuß und das am liebsten täglich.

Für die Zeit zwischen den großen Reiseetappen mit unserem Auto und auch für die „Zeit danach“ haben wir durchaus vor, auch die anderen Reiseformen weiter zu pflegen: Zu Hause steht ein zweites Paar Wanderschuhe, das Zelt ist griffbereit, der Benzinkocher gefüllt, die Fahrräder geölt und das Kajak wartet auf seinen Einsatz!

 

Reisedauer

Unser Traum ist, die Welt zu bereisen. Wir gehen davon aus, dass dass zehn bis fünfzehn Jahre in Anspruch nehmen wird. Es gibt viel zu sehen und wir wollen das mit ausreichend Zeit tun, um dem Fremden zu erlauben, seine Wirkung auf uns zu entfalten. Außerdem sind große Entfernungen zu überbrücken und die Tagesetappen sollen nicht zu lang werden.

Ein weiterer Aspekt ist, dass man aus Sicherheitsgründen zu keinem Zeitpunkt die Reiseziele frei wählen kann. Wir sind für kleine und mittlere Abenteuer bereit, aber wir werden nicht in Gebiete reisen, in denen wir als Gäste gerade nicht willkommen sind. Und es scheint wohl so zu sein, dass mindestens zehn Jahr vergehen müssen, bis in Risikogebieten wieder Frieden eingekehrt ist. Viele Länder Lateinamerikas und Afrikas sind dafür konkrete Beispiele. Wir hoffen sehr, dass Nordafrika, der mittlere Osten und weite Teile Asiens innerhalb absehbarer Zeit auch wieder unter normalen Umständen bereisbar werden.

Trotzdem ist es natürlich so, dass zu jedem Zeitpunkt viele aufregende Ziele offen stehen. Afrika hat für uns dabei die erste Priorität, insbesondere weil sich auf diesem Kontinent gerade viel verändert - zum Guten wie zum Schlechten. Wir wollen Afrika so bereisen, wie wir es bisher auf diversen Urlaubsreisen kennen gelernt haben. Die weitere Reihenfolge steht noch nicht fest, unter Master-Plan kann man den jeweils aktuellen Planungsstand nachlesen. Wir schließen auch längere Etappen in Europa zwischen den Fernreisen nicht aus. Im Gegenteil, es gibt viele attraktive Reiseziele auf unserem Kontinent.

Kein Zweifel besteht daran, dass wir uns auch zu Hause sehr wohl fühlen und wir haben keine Angst davor, irgendwann einmal wieder sesshaft zu werden oder einen ganz anderen Reiserhythmus zu verfolgen.

Vielleicht werden wir unseren Wohnsitz auch irgendwann einmal verlegen, wer weiß? Unsere Weltreise ist jedenfalls auch dazu angelegt, den schönsten Platz für die Zeit zu finden, wenn wir einmal wirklich alt sind.

 

Reiserhythmus und Reisetempo

Nichts unterscheidet die Reisenden mehr als Reiserhythmus und -tempo. Von echtem Globetrotterleben über mehrere Jahre ohne ein festes Zuhause bis zu „Kurzeitreisen über 6 Wochen“. Alles ist vertreten. Für uns stand von vorn herein fest, dass wir unser zu Hause nicht aufgeben wollen. Vielleicht sehen wir das ja in einigen Jahren anders, aber bis jetzt ist das keine Option.

Wir haben uns von Anfang an bei drei- bis sechsmonatigen Reisen außerhalb Europas eingependelt.  Das empfinden wir als optimal. So hat man Zeit genug, um auch entfernte Reiseziele ausgiebig zu erkunden und es kommt (fast) noch kein Heimweh auf. Der Kontakt zu Familie und Freunden geht nichtverloren und eine Vielzahl von praktischen Fragen rund um Haus, Garten, Finanzen, Versicherungen u.a.m. sind einfacher handhabbar. Das bedeutet auch, dass wir nicht zu „echten Nomaden“ und Dauer-Reisenden ohne festen Wohnsitz in Deutschland werden.

Ganz entscheidend ist, für sich das richtige Reisetempo zu finden. Die größte Gefahr besteht darin, dass man zu schnell unterwegs ist, etwa so, wie bisher im Urlaub. Auch wir haben uns am Anfang öfter „zwingen“ müssen, uns Zeit zu gönnen. Dass man die Zeit auch aktiv nutzt, ist ein wichtiger Schlüssel für ein nachhaltig positives Reiseerlebnis und gleichzeitig der größte Luxus dieses Lebensstils. Uns ist es nie langweilig geworden. Ganz im Gegenteil, beim "langsam sein“ haben wir die interessantesten Entdeckungen gemacht!

Wir halten es mit Goethe: „Man reist, ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.“  Wir wollen die Zeit auf der Straße in Grenzen halten. Tagesetappen von maximal 80 - 100 Kilometer im Durchschnitt empfinden wir als angenehm. Lange Etappen sind uns ein Gräuel. Und wir wissen inzwischen, dass das auch in sehr weitläufigen Regionen wie Skandinavien, dem südlichen Afrika oder Patagonien realisierbar ist, ja sich automatisch ergibt, wenn man sich Zeit für tiefer gehende Eindrücke lässt. Nach zehn Jahren Reisen überspringen wir sogar Highlights, wenn die Anfahrt dahin zu weit und zu eintönig erscheint. Oder wir besuchen sie „alternativ“, wie die Iguazúwasserfälle mit dem Flieger von Buenos Aires aus.

Letztendlich muss man auch daran denken, dass während einer Langzeitreise ab und zu ein „Administrationstag“ für praktische Dinge notwendig ist. Einkaufen, Wäsche waschen, Mails lesen und beantworten, Anrufe tätigen, Fotos sortieren, Webseite aktualisieren, Bankkonto/Kreditkarte prüfen, Auto warten, Wohnkabine sauber halten - auch das muss mal eingeplant werden.

Drakensberge, Südafrika 2014: Niemals würden wir ohne eigenes Auto an eine solche Stelle kommen.

Tugela Wasserfall, Südafrika 2014: so abenteuerlich muss Wandern ja nicht immer aussehen.

Wir sind ziemlich gemütlich unterwegs - zum Fotografieren haben wir immer Zeit!

Beruf, Karriere, Träume

In diesem Kapitel stellen wir für unsere Maßstäbe einige private Dinge sehr offen dar. Wir machen das aus genau einem Grund: Nachdem wir unser Arbeitsleben mit Anfang 50 vorfristig beendet hatten, um die Welt zu bereisen, haben uns mehr Leute gefragt „Wie habt ihr das gemacht?“ als „Wo geht es hin?“. Wir waren extrem überrascht wie viele Menschen um uns herum den Traum vom Reisen hegen, ihn aus unterschiedlichen Gründen jedoch offensichtlich nicht umsetzen. Wir wollen hier unsere Beweggründe und den von uns gewählten Weg beschreiben und damit anderen Mut machen. Denn Mut war auch für uns die wichtigste Voraussetzung, um eine neue Lebensphase zu beginnen.

Um es gleich vorab zu sagen: Wir haben unsere Arbeit über viele Jahre sehr gern gemacht und gut gemacht haben wir sie auch! Das hat sich bis zum Schluss auch nicht geändert. Unsere Karriere war intakt und am Ende haben wir sehr attraktive Positionen aufgegeben. Auch muss man hervorheben, dass wir für renommierte und erfolgreiche Unternehmen gearbeitet haben und dabei von Chefs gemanagt wurden, die man in weiten Bereichen durchaus als Vorbild akzeptieren konnte. Das ist viel mehr, als die meisten von sich behaupten können und insofern waren wir sicher in gewissem Maße privilegiert.

So weit, so gut - wäre da nicht auch das Phänomen gewesen, dass die Arbeit in unserem Leben immer mehr Raum eingenommen hat. Es hat zunehmend mehr Energie gekostet, eine akzeptable Balance zwischen den beruflichen Pflichten und dem Privatleben zu finden und zu oft ist es uns dann auch nicht mehr gelungen. Wir haben großen Respekt vor denjenigen, die die Grenzen besser ziehen können - das haben wir nicht geschafft. Auch können wir akzeptieren, dass Andere in gleicher Situation in der Arbeit aufgehen - das haben wir nicht gewollt.

Es gab sicher eine Reihe von äußeren Umständen, die den täglichen Stress erzeugt haben. Es wäre aber zu einfach, auf Dritte zu zeigen. Es war vielmehr unsere persönliche Auffassung von Verantwortung und Pflichterfüllung, die uns getrieben hat.

Wir haben beschlossen unseren Lebensstil zu ändern, bevor diese Schieflage dauerhaft Spuren hinterlässt. Wir wollen mittelfristig als Globetrotter die Welt erkunden und habenmit umfangreichen Vorbereitungen begonnen, die uns drei Jahre lang zunehmend beschäftigt haben. Während dieser Zeit hat die vage Idee Konturen bekommen und einigegrundlegende Voraussetzungen für die große Reise wurden geschaffen. Unter anderemhaben wir gegenüber unseren Arbeitgebern unsere Pläne und die Gründe dafür offen dargelegt. Das hat schon ein wenig Mut erfordert und ein gewisses Risiko war das auch. Man muss einen guten Tag erwischen und die richtigen Worte finden. Das war nicht einfach, aber wir würden das wieder so machen, weil auch rückblickend die positiven Aspekte überwogen haben.

Wenn dann der Beweggrund einmal klar ist und der Grundstein gelegt ist, findet sich auch bald ein Anlass. Etwas mehr als ein Jahr nach offizieller Ankündigung haben wir unser Berufsleben als angestellte Manager beendet. Es waren nun drei Jahre vergangen, seit die Idee ein erstes Mal in Worte gefasst wurde. Das mag lang erscheinen. Für uns ist die Zeit schnell vergangen, es gab immer viel zu tun und die Vorfreude hat bereits einen neuen Lebensabschnitt eingeleitet.

Gegenüber der Familie haben wir unsere Pläne sehr zeitig ausgesprochen und neben vielen besorgten Fragen grundsätzlich positiven Zuspruch erhalten. Auch einige Freunde haben wir eingeweiht und gerade deren bohrendes Nachfragen hat uns immer wieder motiviert, nicht aufzugeben, wenn das Ziel wieder einmal so weit weg erschien.

Wir wissen aus vielen Gesprächen, dass die meisten Menschen bei den finanziellen Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben die größte Herausforderung sehen. Wir möchten dem widersprechen und haben unsere Sicht hier dargelegt.

Neben einer angemessenen finanziellen Basis müssen noch andere Voraussetzungen erfüllt sein, um den Traum vom Reisen zu realisieren: die Kinder müssen selbstständig sein, den Eltern muss es gut gehen, man muss sich in der Partnerschaft einig sein in seinem Lebensentwurf und das auch unter Belastung durchstehen. Je nach individueller Situation kommen viele andere Aspekte hinzu.

Wenn man am Ende tatsächlich die Wahl hat für unterschiedliche Lebensmodelle, ist man schon hochgradig privilegiert, so sehen wir das jedenfalls. Dann muss man sich nur noch entscheiden - und das ist wohl der schwerste Teil. Fatal ist, dass die Optionen schwinden, wenn zu viel Zeit beim Nachdenken und Abwägen vergeht! Und sie kommen nicht wieder ...

Finanzielle Voraussetzungen

Alle anderen Kapitel unserer Webseite waren Fleißarbeit. Über dieses Kapitel haben wir jedoch lange diskutiert und waren uns uneinig: Sollen wir es überhaupt veröffentlichen? Ist die Wortwahl angemessen? Können wir aus unserer privilegierten finanziellen Position heraus überhaupt sinnvolle Tipps zum Thema Geld geben? Letztendlich aber ist das Interesse gerade an diesem Thema überwältigend und so wagen wir den Versuch …

Okay, das Reisen kostet Geld. Das Mindest-Budget liegt nach unserer Erfahrung bei etwa 15 … 20 Euro/Tag für zwei Personen. Hinzu kommt gegebenenfalls die An-/Abreise. Das bedeutet, dass man schon mit 10 Tausend Euro ein ganzes Jahr lang unterwegs sein kann! Vorausgesetzt man reist zu zweit auf dem Motorrad, schläft im Zelt unter freien Himmel, meidet teure Nationalparks und ernährt sich von einheimischen Lebensmitteln. Das wiederum ist vielleicht nicht jedermanns Sache, womit wir beim ersten Lösungsansatz für das Problem „Finanzen“ sind: Man muss

Die eigenen Ansprüche mit den Möglichkeiten in Übereinstimmung bringen! 

Wer von einem aufwändigen Reisestil träumt, aber weder bereit, noch in der Lage ist, das Geld dafür vorab zu sparen, wird nicht glücklich werden. Andererseits haben wir eine Reihe von Menschen getroffen, denen war die Reise als solches so wichtig, dass sie diesem Wunsch alles andere untergeordnet und auf Komfort verzichtet haben.

Was aber, wenn ein Jahr im Zelt nun wirklich kein Spaß macht? Oder wenn man auch Nationalparks, Museen und andere Einrichtungen besuchen will, die nun mal Geld kosten? Oder wenn ein kleines bisschen Luxus ab und zu dazu gehört, um die gute Laune hoch zu halten? In diesem Fall braucht man etwa 70 Euro/Tag für zwei Personen, wovon jeweils ca. ein Drittel auf Treibstoff, Übernachtung/Essen und Unternehmungen entfällt. Dann hilft

Fokus und Verzicht

(Fast) jeder Mensch kann sich (fast) alles leisten, nur nicht alles gleichzeitig! Wenn eine Langzeitreise der große Traum ist, kann man den sicher zu gegebenem Zeitpunkt auch erfüllen. Man muss sich jedoch darauf konzentrieren und braucht ein wenig Ausdauer. Und egal wie die Einkommensverhältnisse sind: Wir kennen niemand, der außergewöhnliche Lebensziele erreicht hat ohne gewisse Einschränkungen im Lebensstil.

In der Gesamtrechnung müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden: Die Anschaffung der Ausrüstung inklusive Fahrzeug kostet Geld, die Reparatur oder gar der Ersatz nach einigen Jahren auch und man braucht Rücklagen für das Alter! Die Inflation treibt die Kosten in allen Ländern nach oben und der Wechselkurs zum Euro schwankt erheblich. Andererseits kann man die Kosten im Heimatland drastisch senken: Wohnung und Versicherungen kündigen, Auto/Hausrat verkaufen, Telefon/Internet abmelden, etc. Je nach individueller Situation kann man so unterwegs mit weniger Geld leben als zu Hause!

Die Kosten im Reiseland lassen sich auf vielfältige Weise in Grenzen halten: Wer kurze Tagesetappen plant, sieht mehr und verbraucht weniger Treibstoff. Man kann auch mal eine Woche an einer besonders schönen und „ergiebigen“ Stelle verweilen. Es ist beeindruckend, was man selbst nach einigen Tagen noch Neues entdeckt! Und den Speiseplan auf das lokale Angebot umzustellen ist nicht nur viel interessanter als europäische Importware, sondern spart auch noch bare Münze.

Ein falsche Hoffnung ist jedoch es, auf extrem günstige Lebenshaltungskosten in weniger entwickelten Ländern zu setzen. Wir haben zum Beispiel bei vergleichbarem Reisestil in Skandinavien, eine der teuersten Regionen weltweit, genau so viel Geld ausgegeben wie im südlichen Afrika, und dort war Simbabwe als das ärmste Land gleichzeitig das teuerste. Diese Rechnung gilt jeweils ab/bis Haustür in Deutschland, also inklusive Verschiffung und Flug.

Unmittelbar Einfluss auf die Finanzierung hat der Reisestil.

1. Der Ausstieg auf Zeit: Das Arbeitsleben wird für Monate oder Jahre unterbrochen und meistens wird mit einer Traumreise ein klar umrissenes Ziel angesteuert - Afrika, die Panamericana, die Hochgebirge Asiens. Gelebt wird vom Ersparten, die Möglichkeiten unterwegs hinzu zu verdienen sind sehr begrenzt. Nach der Reise erfolgt der Wiedereinstieg in den alten Beruf oder auch eine vollständige berufliche Neuorientierung. Vorteil: Eigentlich zu jeder Lebensphase durchführbar, auch mehrfach. Außerdem: begrenztes Risiko. Großer Nachteil: Der berufliche Neuanfang kann je nach Branche praktisch sehr schwierig werden, in jedem Fall ist er emotional anspruchsvoll, manchmal sogar bitter.

2. Der dauerhafte Ausstieg relativ zeitig im Berufsleben: Hier steht der Wunsch auf ein selbstbestimmtes Leben abseits aller Konventionen im Vordergrund. Alles andere, insbesondere der materielle Lebensstil, ordnen sich dem unter. Das muss man dann auch dauerhaft so wollen. Vorteil: Wer sich zu einem solchen Leben durchgerungen hat, genießt ein hohes Maß an persönlicher Freiheit! Nachteil: Für einen solchen Lebensstil ist sicher nicht jeder geeignet und ein wenig droht die Gefahr einer Einbahnstraße im eigenen Leben. Abschwächen kann man diese Nachteile, in dem man den Zeitpunkt des Berufsausstieges ganz nach eigenem Gusto nach hinten verschiebt. So haben wir das gemacht.

3. Berufs-Reisende: Ein besonderes Phänomen sind die Menschen, die wir „professionelle Abenteurer“ nennen. Meistens haben sie als sehr junge und wilde Reisende angefangen, manche haben nie einen Beruf im traditionellen Sinn ausgeübt. Den zunehmenden finanziellen Zwängen sind sie ausgewichen, indem sie Geld mit dem Reisen verdient haben: Vorträge, Bücher, Fotos, Filme, Kalender. Vorteil: Man kann so tatsächlich die eigenen Reisen (teil-)finanzieren. Nachteil: Das gelingt nur ganz Wenigen und es besteht die Gefahr, dass sich die kommerziellen Aspekte in den Vordergrund schieben.

Die schlechte Nachricht ist also: Auch wir kennen keine Zauberformel. Reisen kostet Geld und wer das nicht irgendwann einmal verdient und gespart hat, kann sich das nicht leisten. Das gilt für den Budget-Traveler genauso wie für Denjenigen, der nichts auslassen möchte.

Wir haben unterwegs immer wieder andere Langzeitreisende getroffen. Niemand davon war durch Fleiß, Glück oder Erbschaft zum Millionär geworden. Alle haben ihren ganz individuellen Lösungsansatz für die Finanzierung gefunden - Fokus, Verzicht und ein angemessener Reisestil waren jedoch der gemeinsame Nenner.

Es geht also. Auch uns hat einmal ein Finanzberater vorgerechnet, dass unsere Ersparnissen nicht ausreichen, um das Arbeitsleben vorfristig zu beenden. Was für ein Unsinn!

Naturgemäß gibt es gerade in der Fundamentalfrage der Finanzen die unterschiedlichsten Auffassungen. Unsere haben wir hier dargelegt und wir wollen damit nicht provozieren, sondern diejenigen zum Nachdenken anregen, die ausgerechnet vor den Finanzen kapitulieren. Dabei neigen wir Deutsche sicher auch zur Über-Vorsicht. Eine Portion Mut und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hilft, die Hürde „Finanzierung“ zu nehmen, oder um es mit Udo Lindenberg zu sagen:


Ich mach mein Ding, egal was die anderen labern! Was die Schwachmaten einem so raten, das ist egal.
Ich mach mein Ding!

Wie wir nicht reisen wollen







Unsere Erde hat viele schöne Flecken: eine tolle Aussicht, außergewöhnliche Landschaften, Geschichte und Kultur, beeindruckende Tier- und Pflanzenwelt u.v.a.m. Wenn wir uns eine bestimmte Region herauspicken, gibt es dort vielleicht hundert solcher Orte. Die Tourismus-Industrie sucht sich nun sieben davon aus. Die anderen dreiundneunzig merken wir uns, auf diese kommen wir gleich noch einmal zurück.

Nach welchen Kriterien werden die sieben zukünftigen touristischen Highlights selektiert? Klar, beeindruckend müssen sie schon sein, man will schließlich möglichst viele zahlende Gäste anlocken. Eine gute Verkehrsanbindung (Busse!) und die sonstige Infrastruktur der modernen Zivilisation muss baubar sein: Wasser, Elektrizität, Mobilfunk.

Massentourismus am Fish River Canyon, Namibia.

Und dann geht es los. Tourismus-Experten wissen schließlich, was ihre Kunden erwarten und sie können den internationalen Maßstab überzeugend darlegen. Es werden Straßen und Brücken gebaut, Kurven begradigt, Pässe entschärft und man braucht Parkplätze und Schranken. Dann kommen Gebäude hinzu, Aussichtsplattformen, Informationstafeln, Info-Center und Museen (gut!), Hotels, Lodges (na ja) mit Swimming Pools selbst in ariden Gebieten (schlecht!). Nun bleiben auch die Gäste nicht aus und da es wirklich ein tolles Erlebnis ist, kommen immer mehr. Die einheimische Bevölkerung verdient plötzlich in der Gastronomie und Hotellerie oder als Guide mehr Geld als durch ihre traditionelle Tätigkeit, wenn sie denn eine hatten.Allerdings hatte der Besitzer der kleinen Bar früher seine Stammgäste mit denen er charmant plaudern konnte. Nun kennt er keinen seiner Gäste mehr und sie kommen auch alle nur genau einmal in ihrem Leben zu ihm. Das macht ihn zwar reicher, aber nicht glücklicher und das sieht und merkt man ihm über die Jahre auch an.

Längst haben natürlich auch die Immobilienpreise kräftig angezogen und einer nach dem anderen hat verkauft. Ganze Ortschaften sterben so quasi aus und der ursprüngliche Charme geht langsam verloren. Dafür gibt es jetzt jede Menge Souvenirgeschäfte und viel mehr Restaurants als zuvor.

So sehr überzogen ist das gar nicht, sondern leider oft Realität. Besonders deutlich merkt man das, wenn man solche Orte im Abstand von 10 Jahren besucht. Nun ist der Tourismus grundsätzlich nicht schlecht, im Gegenteil: vielen Menschen wird der Zugang zur Schönheit der Natur ermöglicht und das oft auf sehr verantwortungsvolle und umweltschonende Weise. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir Individualtouristen und Langzeitreisende auch genau an diese touristischen Hotspots reisen möchten. Und hier kommen wir auf die „restlichen“ 93 schönen Orte von oben zurück. Die sind nämlich immer noch da und wollen entdeckt werden. Und das alles im ganz ursprünglichen Charme, allerdings sicher ein wenig beschwerlicher und auch zeitaufwändiger. Man muss ein wenig fragen, suchen und man irrt auch einmal. Der Aufwand lohnt sich jedoch unbedingt!

Noch einmal Fish River Canyon: Nur wenige Kilometer weiter, aber hierher verirrt sich kein Tour-Bus!

Ein Beispiel soll das illustrieren: Der Geiranger Fjord in Norwegen ist sicherlich beeindruckend und daher ein fest eingeplantes Ziel für viele Besucher. Als wir dort waren, lag gerade ein Kreuzfahrtschiff vor Anker. Der Schiffsgenerator lief die ganze Zeit, weil man natürlich Strom an Bord braucht. Da es windstill war, sammelte sich eine dicke Abgaswolke im Talkessel über dem Fjord. Das sah weder gut aus, noch hat es gut gerochen!

Es stinkt im Geiranger Fjord und laut ist der Schiffsgenerator auch.

Gar nicht weit entfernt, am Ende vom Osa Fjord haben wir nur einige Fischer getroffen. Die Szenerie war mindestens genau so beeindruckend wie am Geiranger, zusätzlich waren wir allein und konnten die Natur ungestört genießen - übrigens mit gegrilltem Fisch, den wir vorher geschenkt bekommen hatten. Den Hinweis auf dieses traumhafte Plätzchen hatten wir von einer netten Dame in derTouristen-Info vonUlvik erhalten, nur wenige Kilometer entfernt. Sie kam bei der Beschreibung so ins Schwärmen, dass wir uns das anschauen mussten.

Osa Fjord - kein Kreuzfahrtschiff stört die perfekte Idylle.

Auch wir lassen die touristischen Höhepunkte nicht vollständig aus, unser eigentliches Ziel ist jedoch die Ursprünglichkeit der Natur und im Leben der Menschen!

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© P Wroblowski / H Zängerlein 

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