Alles selbst erlebt! In Griechenland.

Wohntürme - Zeugen kämpferischer Vergangenheit 

Haus oder Verteidigungsanlage?

Seitenweise kann man über die kriegerische Natur der Mani-Bewohner in früheren Zeiten lesen. Vorstellen können wir uns es nicht, wenn wir zwei junge Griechen auf einem Moped durch Areopoli fahren sehen mit dem Tavli-Brett (ähnlich Backgammon) unterm Arm geklemmt oder die ältere Generation mit einem Ouzo und Meze (griechische Tapas) palavernd vor der Bar sitzt.

Die Überbleibsel der Familienfehden- und Blutrache-„Kultur“ stehen allerdings noch wie Trutzburgen in den Dörfern und in der Landschaft: Wohntürme. Wehrturm und Wohnhaus zugleich. Wobei der Wehrturmcharakter deutlich überwiegt. 

Unsere Fahrt von Kardamyli zur Südspitze der Mani wird zu einer regelrechten Wohnturmtour. Man könnte in jedem Örtchen halten und die martialischen Türme bestaunen, die ganze Gegend ist davon geprägt. Hier ein paar Beispiele:


Vathia: Verlassen.

Vathia gleicht einer Geisterstadt. Die meisten Häuser sind verfallen. Offensichtlich gibt es außerhalb der Corona-Zeit ein Hotel und eine Taverne, aber im Moment ist alles geschlossen und nur genau ein weiteres Besucherpärchen in den leeren Gassen auszumachen. Vor einem Haus mit Meerblick ist die Treppe noch nass vom Putzen und es steht ein Moped davor. Es gibt also mindestens einen Einwohner.


Limeni: Klein, aber fein.

Das gesamte Dorf ist auf exklusive Art und Weise renoviert. Wirklich toll. Die entstandenen Restaurants und Wohnturm-Hotels gehören zur Luxusklasse und eins ist schöner als das andere. Nur, hier wohnt kein einziger Einheimischer mehr. Das alte Dorf wirkt so künstlich wie das daneben aus dem Boden gestampfte Resort Limeni Village. Schade.

Traumhaft gelegen, aufwendig restauriert, aber leider  wirkt es künstlich.

Areopoli: Quirlig.

Da wirkt Areopoli, Hauptort der Mani, viel natürlicher und lebendiger. Hier sind die denkmalgeschützten Wohntürme renoviert, aber nicht nur für Touristen reserviert. Da ist auch eine Bäckerei oder ein Gemüseladen im Erdgeschoss untergebracht. Und neben den aufgehübschten Cafés gibt es auch die Bar, in der die Griechen ihren 12-Uhr-Ouzo trinken und ein bisschen schwatzen. Ein fliegender Händler fährt durch die engen Gassen und preist seine Ware durchs Megaphon an. Wir verstehen natürlich nichts, aber es riecht nach Fisch! Wir rennen dem Auto in die nächste Gasse hinterher. Im Kofferraum stehen zwei eisgefüllte Styroporschachteln mit Sardinen und Babycalamari. 530 Gramm Babycalamari für fünf Euro wechseln den Besitzer. Bloß, wie präpariert man die für die Pfanne? Google weiß alles!  

Diashow

02/06/2021

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