Alles selbst erlebt! Auf dem Balkan.

Endstation Iveco. Von Südwest nach Nordost.

Nicht immer endet die Reise am gewünschten Ziel …

Vorabend - die Reise geht nicht nach Griechenland

Da sitzen wir also am Vorabend unserer Abreise nach Griechenland (!) daheim auf dem Sofa und wollen uns für die nächste Woche eine Fährfahrt von Ancona nach Igoumenitsa buchen … Eine Stunde lang wollen wir buchen, dann geben wir es auf. Das eine Portal lässt gar keine Online-Buchungen für Camper über 3 m Höhe zu, das nächste meckert Fehler an, wo keine sind, dann sollen die Passagiere plötzlich unter 60 Jahren sein. Na toll! Die erste Fähre für unser Auto über 3 m Höhe inklusive Außenkabine - ohne Sicht nach draußen geh ich ganz bestimmt nicht auf ein Schiff -  finden wir schlussendlich für in zwölf Tagen - da müssen wir jetzt erst mal drüber schlafen. 

Aber wir schlafen nicht, sondern planen weiter. Wir könnten doch noch eine Woche lang vor Abfahrt der Fähre in den Abruzzen wandern. Oder? Oder wir könnten einfach statt der Fähre die Balkanroute nehmen. Da könnten wir noch bei Peters Mutter in Cottbus vorbei fahren. Danach den Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau besuchen - einen unserer Lieblingsorte. Nebenbei in Polen tanken und gleich nebenan beim Rhododendronpark in Kromlau vorbei schauen. Da sollte bei dem warmen Wetter nächste Woche schon etwas blühen. Dann auf dem Weg durch Tschechien in Hejnice - wieder ein Lieblingsort - die Wanderung zur Friedlander Zinne machen und zur Belohnung eine Haxe mit böhmischen  Knödeln einschieben und einen Becherovka kaufen. Es gibt Sachzwänge!

In unserer Begeisterung fallen uns spontan so viele Dinge ein, die wir unbedingt auf dem Weg nach Osten mitnehmen müssen, dass ich - wieder eine Stunde später - sicher bin, dass wir niemals in Griechenland ankommen würden. Ist das jetzt ein Problem? 

Eigentlich nicht. Wir definieren als neuen Wendepunkt der Runde Nordmazedonien und heben uns den Norden Griechenlands einfach für die Anreise in die Türkei im nächsten Jahr auf. Endlich haben wir einen neuen Plan und können beruhigt schlafen.

Erste Abreise

Ein paar Dinge sind mit unserer neuen Route jetzt noch zu klären, obwohl wir noch gar nicht wissen, welche Route wir ganz genau nehmen. Klar ist nur, wir fahren durchs Landesinnere nach Nordmazedonien und wie ursprünglich geplant an der Adriaküste zurück. Aber Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn sind neue Transitkandidaten. Österreich hat Winterreifenpflicht vor dem 15. April. Wie ist das mit der Maut mit Fahrzeugen über 3,5 t? Welche Reiseführer müssen wir noch mitnehmen? 

Nach dem letzten Cappuccino starten wir am Sonntagnachmittag um 15:25 Uhr den Motor. Ziemlich gut gelaunt. Und das ist gut so, denn schon zehn Minuten später rieche ich untrüglich heißen Gummi. Die nächste Abfahrt in 500 Metern ist unsere und da qualmt es schon am rechten Vorderreifen und der linke ist verdammt heiß … wir sind sechs Kilometer von zu Hause und zehn Kilometer von unserer Werkstatt entfernt. Ein paarmal aufs Bremspedal treten löst offensichtlich die Bremsen, beim Weiterfahren kühlen die Räder ab, aber so eine Drei-Monats-Tour starten? Das wollen wir nicht. 

Wir fahren nicht zurück nach Hause, sondern vorwärts zur Werkstatt in der Hoffnung auf einen Wochenend-Notdienst. Wir finden nur die Notrufnummer von IVECO und vertrösten uns selbst auf Montag früh sieben Uhr.  Was machen mit dem angefangenen Nachmittag? 

Eine Wanderung zum nahe gelegenen Fuchstanz im Taunus wäre noch drin. Die Räder sind ja inzwischen abgekühlt. Aber auf dem Weg zum Wanderparkplatz piept dann auch noch die Warnlampe „Motorfehler - Werkstatt anfahren“ auf. Na, toll! Das Auto war letzte Woche in der Werkstatt.

Wir machen die kleine Wanderung und fahren dann ins absolut unromantische, aber ruhige Industriegebiet zu Iveco Südwest in Bad Homburg zurück. Morgen früh um sieben Uhr werden wir am Tor stehen …

Zweite Abreise

Nach einer Nacht im Industriegebiet und einer weiteren im eigenen Bett zu Hause starten wir erneut Richtung Osten. Die Bremsanlage unseres iMobils wurde komplett durchgecheckt - nichts zu finden! Ein handfester Fehler wäre uns lieber gewesen, aber wir sind froh, wieder auf der Autobahn zu sein. Daheim kamen wir uns vollkommen deplatziert vor. 

Auf halbem Weg nach Cottbus übernachten wir, nicht ohne auf dem Beifahrersitz ein Sinfoniekonzert in der Semperoper gebucht zu haben, stellen uns am nächsten Morgen bei der Kult-Metzgerei Haase in Magdala in der Schlange an, führen Goldgruben-Gespräche mit den Vorder- und Hinterfrauen und -männern, die von Mainz in den Spreewald bzw. Frankfurt nach Berlin fahren und wie wir „in der Mitte“ halt machen, um Wurstsuppe, Lammschinken, Pressack, Schwartenmagen oder Hackepeter zu kaufen. 

Bis kurz zum Ortsschild von Cottbus sind wir ganz entspannt. Bis es wieder anfängt zu stinken … 

Jetzt geben alle ihr Bestes, erstellen Ferndiagnosen, suchen Teilenummern heraus, machen einen Werkstatt-Termin für uns frei. Von Iveco Südwest und Nordost bis zu Allrad-Christ, der Allwissende, der zu jeder Tageszeit und überall auf der Welt die Iveco-Allrad-Overlander unterstützt.

Am Dienstag Morgen, eine Woche nach Start unserer Reise, haben wir nun den zweiten Werkstatt-Termin. Diesmal bei Iveco Nordost in Dresden. Der Hauptbremszylinder wird ausgetauscht. 

Innerhalb einer Woche von Iveco Südwest nach Iveco Nordost - das entbehrt nicht einer gewissen Komik. 

07/04/2024

©   Wroblowski / Zängerlein