Alles selbst erlebt! Auf dem Balkan.

Skopje - äußerst widersprüchlich!

Majestätisch möchte Skopje sein - aber es gibt auch eine andere Seite. 

Wir sind in einem anderen Kulturkreis gelandet! Minarette statt Kirchtürme, die Häuser auf dem Land etwas größer, die Autos auch. Alles eigentlich schön, wäre da nicht der Müll. Es fing im Süden von Serbien an: Styroporschachteln am Kriegerdenkmal, Coladosen vor der Sporthalle, zerfetzte Plastiktüten in den Bäumen, Plastikflaschen am und im Bach, am Straßenrand hingekippte Müllhaufen. 

In Nordmazedonien setzt sich das fort. Das trübt leider unseren ersten Eindruck. Auch von Skopje, der ersten Station nach dem Grenzübertritt aus Serbien. 

Denn eigentlich ist Skopje zunächst einmal monumental!  „Skopje 2014“ hieß das inzwischen gestoppte Projekt, durch das der damalige Ministerpräsident Gureski  für mehr als 700 Milllionen Euro (Kostenexplosion!) die Hauptstadt in eine Barock-Stadt umwandeln wollte. Herausgekommen ist der Beinamen „Kitschhauptstadt Europas“. Ein Triumphbogen, Säulenhallen-Ministerien, überdimensionale Bronze-Statuen, monströse Brunnen, barocke Brücken.

Allein die Statue Alexander des Großen auf einem ebenso großen Pferd soll acht Millionen Euro gekostet haben.

Unser bescheidener Kommentar: Dafür hätte man die gesamte Stadt sanieren und sie obendrein noch sauber halten können!

Die Brücke der Künstler führt direkt zur  Generalstaatsanwaltschaft.

Die Altstadt von Skopje ist winzig. Nach zwei halben Tagen auf und ab und wir sind an jeder Ecke schon fünfmal vorbei gekommen.

Wir besuchen eine alte Karavanserei, in der wir auch abends sehr gemütlich sitzen und ebenso gut essen. Für den Besuch der Moscheen passen wir die Stunde des Gebets ab. Solange die Moschee leer ist, darf ich sie auch als Frau besichtigen. Sogar als der Muezzin ruft und sich die Moschee schnell mit herbeieilenden Männern füllt, darf ich einmal dabei bleiben. Zusammen mit einer Muslimin, die mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn die Moschee besucht, stehen wir ganz hinten und dürfen bei der Gebetszeremonie zuschauen. Alles läuft sehr andächtig ab, nur der Zweijährige klettert mal von links, mal von rechts über seinen knienden Vater oder hängt ihm am Bein, wenn er wieder steht. Seine Mutter neben mir wird ganz nervös.

In der Bunten Moschee bekommen wir eine Privatführung von einem mazedonischen Albaner(!). Dass er Albaner ist, das betont er mehrmals. Und dass der Friedhof direkt bei der Moschee da nicht hingehört auch. Man betet nicht in Richtung Grab - das haben die Osmanen gemacht. Die hatten keine Ahnung. Außerdem sagt er, ich könne mein Kopftuch abnehmen, solange sonst niemand in der Kirche ist. Er zählt wohl nicht?

Die Bunte Moschee von Skopje.

Die Mazedonier mögen’s süß. Wir auch. Also probieren wir uns durch. Das ist nicht schwierig, denn die türkische Süßigkeiten gibt es an jeder Ecke. Außerdem die farbenfroheste, künstlichste Eiscreme, die man sich vorstellen kann. Der Renner ist Red-Bull-Eis. Muss nicht sein!

Wer kann da widerstehen?

Skopje ist Multikulti. Bauchfrei neben verhüllt. Lammchops neben Schweinespeck, Palatschinken neben Baklava. Süße Limonaden neben Bier und Wein. Kyrillisch neben Latein. Englisch neben Mazedonisch. Und deutsch aus der Gastarbeiterzeit in Neuss, Sindelfingen, Rüsselsheim.

Faszinierend - aber eben widersprüchlich.


Platz vor der National-Philharmonie (rechts). Treppe kaputt, Bank verrottet, Mülleimer voll. Na, toll!

Haare verhüllt oder offen - Freundinnen kann man trotzdem sein.

Die Fotos sind nicht sortiert, um das nebeneinander von Prunk und Verfall, Designer-Café und Koran-Shop, Moderne und Monumentalismus besonders deutlich zu zeigen.

04/05/2024

©   Wroblowski / Zängerlein