13.8. - 19.8.2012
Tag 44: Å - Moskenes (Insel Moskenes)
Tagesetappe: 5 km, gesamt: 5180 km Ü: schön und absolut ruhig gelegener Campingplatz Moskenes
(sollte man nehmen, wenn man von der Fähre kommt)
Erkundung von Å:
Å heißt soviel wie Bach. Wenn man bedenkt, dass die Norweger alles einfach so schreiben, wie sie es hören, dann erkennt der Franzose sein „eau“. Für uns ist die Schreibweise von deutschen Wörtern oft sehr lustig.
Å ist ein sehr schönes, authentisch wirkendes Örtchen, dessen Häuser teilweise zu Museen umfunktioniert sind, z.B. eine alte Bäckerei, die Brot backt und leckerste Zimtschnecksche (wie der Hesse sagt) oder auf norwegisch Kanelboller. Das Rezept steht auf der Tüte und wir werden es zu Hause mal nachbacken, allerdings muss man etwas rechnen, da das Rezept auf 10 kg ausgelegt ist!
Nach der fürchterlichen Überfahrt und Ankunft bei Nacht und Nebel tritt die Wettervorhersage tatsächlich ein: Sonnenschein auf den Lofoten!
Das Trockenfischmuseum ist sehr interessant für uns, es werden alle Stationen und Geräte des Trockenvorgangs erklärt und es gibt einen Film vom Hessischen Rundfunk, der sehr aufschlussreich gemacht ist.
Kleine Wanderung Å:
Kleine Wanderung vom Parkplatz den Berg hinauf und Richtung des kleinen Bergsees Ågvatnet. Um uns senkrechte schwarze Wände bis 800 m hoch. Die Landschaft ist in ihrer Schönheit einmalig. Die schroffen Felszacken, der See, das Meer - alles auf einen Blick und dazu der blaue Himmel und die Sonne, man kann es kaum fassen. Paradiesisch!
Kleine Wanderung Sørvågen:
Ebenso geht es im nächsten Örtchen Sørvågen in ein kleines idyllisches Tal: See, Wasserfall, steile Zacken, absolute Ruhe. Schon wieder wie im Paradies!
Tag 45: Moskenes - Reine - Fredvang (Insel Moskenes) - Sund (Insel Flakstad)
Tagesetappe: 37 km, gesamt: 5217 km Ü: wild auf Parkplatz Fiskerimuseum Sund (nach Anfrage in Museumsrezeption)
Wanderung zum “Panoramabalkon” bei Reine - „einfach spektakulär“
Auszug aus einem Mail:
Einfach spektakulär! - Erinnerst du dich an den Ausdruck? Er fällt mir oft hier ein. (Anmerkung: der Ausdruck stammt aus einem Urlaub 1992 in Australien)
Wir sind seit zwei Tagen auf den Lofoten und haben traumhaftes Wetter. Wahrscheinlich gibt es das nur an wenigen Tagen im Jahr, aber heute waren über 20 Grad.
Wir sind gewandert, eigentlich die meiste Zeit auf allen Vieren gekraxelt, eine mehr oder weniger senkrechte Wand hoch. Es gibt hier aber nichts Anderes. Aus dem Meer steigen senkrecht 1000 m hohe Zacken nach oben, das sieht gigantisch aus, ist aber sehr anstrengend!
Am Ende der Wanderung auf ca. 500 m war ein Blick wie aus dem Flieger über die Küstenlinie, Fjorde, Berge. Echt einmalig und mit nichts vergleichbar. Gegen Abend kommt jetzt von der West- = Atlantikseite eine kalte Nebelwurst angekrochen, das Thermometer sinkt in Minuten auf 10 Grad, obwohl der Nebel gar nicht bis zu unserem Platz reicht, sondern an den hohen Bergen entlang zieht. Auch ein spektakulärer Anblick. Leider habe ich den Eindruck, dass die Bilder das gar nicht einfangen können.
Blick vom Panoramabalkon bei Moskenes.
Eigentlich wollen wir auf einen Campingplatz bei Fredvang auf der Westseite der Insel, aber dort hängt dichtester Nebel und es hat nur noch 10 °C. Wir fahren zurück auf die Ostseite nach Sund.
Auch hier kommen abends die Nebelschwaden von der Westseite über den Berg gezogen wie eine dicke Nebelwurst oder ein Ungeheuer, das sich immer weiter vorschiebt. Im Nebel hat es 10 °C und mit Windchill kann man sicher noch 3 - 4 Grad abziehen.
Noch sitzen wir mit kurzer Hose, da kommt die 10 °C kalte Nebelwurst angezogen.
Tag 46: Sund - Nusfjord (Insel Flakstad)
Tagesetappe: 38 km, gesamt: 5255 km Ü: wild auf Parkplatz in Nusfjord (nach Anfrage in Touristeninfo)
Besichtigung von Nusfjord, das als ganzes Örtchen unter Weltkulturerbe gestellt wurde. Es gibt noch einen authentischen Lebensmittelladen, der natürlich auch Souvenirs verkauft zu horrenden Preisen. Da wird P. ganz wuschig!
Die Rorbuer, das Café und das Restaurant schauen aber sehr einladend aus und so beschließen wir, mal wieder einen Hochzeitstag zu feiern, ohne zu wissen, der wievielte es ist und bestellen für abends einen Tisch.
Es gibt leckeren Stockfisch und “halbgetrockneten” Stockfisch. Dazu Kartoffelbrei mit Zwiebelstückchen und Gelbe-Rüben-Gemüse (Gulrot) und ausgelassenen Bacon. Der Nachtisch, eine riesige Marzipan-Schoko-Praline mit Mangosorbet, dekoriert mit Erdbeere, Kirsche, Himbeere und Granatapfel ist nicht zu überbieten. Der Preis mit 1 Glas Wein, 1 Flasche Wasser und 1 alkoholfreien Bier war 840 NOK, d.h. ca. 120 EUR.
Wanderung
Die Wanderung - Richtung Østre Nesland war nicht so leicht wie beschrieben, sondern z.T. sehr alpin. Mag sein, dass mir (H.) noch die Wanderung vom Vortag in den Knochen steckte, aber eine leichte Wanderung geht nicht in einem Geröllfeld an einer Kette senkrecht den Berg hoch!
Ich (H.) merke von Tag zu Tag mehr, dass unser “Velbinger” Reiseführer keine einzige Wanderung selbst gemacht hat, sondern sich auf Aussagen verlässt, z.T. sogar falsch abschreibt: bei den 7 Schwestern sollten wir knapp 1000 Höhenmeter in 2 Stunden schaffen… lt. Rother Wanderführer waren es dann realistische 2 ½ bis 3 h.
Über Stock und Stein: Wandern oder Klettern? Nichts für Weicheier: geschätzte 12 °C, da nützt auch kein Golfstrom.
Tag 47: Nusfjord (Insel Flakstad) - Ure (Insel Vestvågoy)
Tagesetappe: 61 km, gesamt: 5316 km Ü: wild auf Parkplatz von Museum in Ure
Das Wetter bleibt weiterhin stabil schön! Jeden Tag scheint 14 Stunden lang die Sonne, allerdings bei Temperaturen um 10 - 13 °C im Schatten - man möchte sagen: Bullenhitze! An einem windschattigen Plätzchen kann man allerdings mit Top sitzen. Bloß nicht aus dem Windschatten raus gehen! Mich erinnert es an Skiurlaub im Februar, nicht März - so warm ist es nun auch wieder nicht :-)
Wie auch die letzten Tage bezieht sich die Beschreibung nur auf die Ost-, d.h. dem Festland zugeneigte Seite. Im Westen hängt nach wie vor dicker Nebel, der sich zwischen den Inseln, wenn die hohen Berge kein Hindernis bilden, nach Osten wie eine dicke Wurst vorschiebt. Ein echtes Naturschauspiel, es erinnert an die Nebelwurst daheim, die sich im Herbst so oft im engen Maintal bildet.
Wir wollen eigentlich schon einmal auf die Westseite und versuchen es mehrmals am Tag, aber letztendlich suchen wir uns doch zum Lesen, Sonnen, Relaxen und Übernachten jeweils Plätzchen auf der Ostseite.
Tag 48: Ure - Borg - Eggum (Insel Vestvågoy)
Tagesetappe: 81 km, gesamt: 5455 km Ü: Camping Bustranda zw. Valberg und Stamsund
Heute haben wir nur einen schönen Campingplatz gesucht mit Waschmaschine und Trockner, das Wetter ist leider nicht geeignet, etwas anderes zu unternehmen.
Doch: Wir besuchen das Wikingermuseum in Borg.
Abends kommt starker Wind von Norden aus - eiskalt, aber er treibt die Wolken weg. Wir haben also, wie gestern, abends wieder ein paar Sonnenstrahlen, die uns bis 21:45 Uhr die “Almwiesen” unterhalb der grauen Bergzacken in wunderschönes Licht tauchen.
Das Museumsgebäude ist einem Wikingerschiff nachgebaut, aber es gibt auch richtige Schiffe, die nicht auf dem Kopf, sondern im Wasser liegen.
Tag 49: Camping Bustranda (Insel Vestvågoy)
Tagesetappe: - km, gesamt: 5455 km Ü: Camping Bustranda zw. Valberg und Stamsund, alle Norweger reisen morgens ab
Urlaubstag! (D.h. Urlaub vom Reisen.)
Keine Wolke am Himmel, eiskalter Wind aus Norden.
Wir machen eine Wanderung von Bustranda ins Tjønndal auf den Sattelpunkt (ca. 200 Höhenmeter, 1 h). Hier hat man Blick aufs Meer in beide Richtungen.
Im Windschatten kann man sich bis aufs Hemd ausziehen. Um uns herum jede Menge Sonntagsspaziergänger, die Moltebeeren sammeln. Und wir dachten mal wieder, hier oben ist keiner mehr.
Tag 50: Camping Bustranda (Insel Vestvågoy) - Henningsvær - Laukvik (Insel Austvågoy)
Tagesetappe: 105 km, gesamt: 5560 km Ü: Camping in Laukvik, nur nur 4 Gäste
Henningsvær:
wunderschön gelegen auf ein paar Schäreninseln, die mit einspurigen Brücken verbunden sind. Die Brücken erinnern an die Brücken, die man als Kind aus Bauklötzchen zusammengesetzt hat. Sie haben z.T. richtige Steigungen bzw. Gefälle, da sie in der Mitte so hoch über dem Meer sein müssen, dass die Schiffe passieren können.
Von Henningsvær mit seiner Insellage hat man einen genialen 270° Blick aufs Meer, die letzten 90° sind ausgefüllt durch senkrecht aus dem Meer steigende Berge. Wirklich ein idyllisches Fleckchen, auch das Meer ist türkisblau.
Der Ort selbst ist enttäuschend, überproportional viel liederliche Häuser, die nicht gestrichen oder deren Dächer kaputt sind. In Summe ist das Örtchen nicht für den Tourismus “hergerichtet”, keine Blumen, kein schön hergerichteter Weg zum Aussichtspunkt. Da haben sich andere mit weniger klingendem Namen viel mehr Mühe gegeben. Vom Tourismus bleiben übrig: viele Souvenierläden mit Trödel und ein überteuerter Bäckerstand. Skoleboller und Schnecksche kosten je 23 NOK statt 15 NOK. P. ist verärgert und fühlt sich über den Tisch gezogen.
Dafür lässt sich an einem der Sandstrände schön Kaffee trinken.
Kaum fassbar für mich: Für die letzten zwei Tage gibt es keine Fotos. Da nehmen wir zum Abschluss den Blick auf Reine.
Nicht zu toppen: der Ausblick vom Panoramabalkon auf Reine.