Sambia: Letzte Eindrücke auf dem Weg nach Süden

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Es wuselt - aber mit Distanz

Es wuselt überall - diesen Satz einer Münchner Reisenden haben wir schon oft zitiert. Wir trafen sie in Simbabwe und sie bereitete uns damit auf die Menschendichte in Malawi vor. Seit Anfang April wuselte es nun um uns herum, nicht nur in Malawi, sondern auch in Tansania, Kenia, Uganda, Ruanda. Es gab keine Kaffeepause ohne mindestens 10 Zuschauer, kein Anhalten ohne Smalltalk. 

Wir hatten ganze Sippen zu Besuch und es hat uns eine Weile auch Spaß gemacht, zumindest wenn es bei den freundlichen Annäherungen blieb und nicht mehr oder weniger aggressive Give-me-money-Rufe die Atmosphäre verseuchten. 

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Aber vielleicht sind wir als Deutsche nicht für diese ständige Nähe geschaffen - irgendwann wurde uns das zuviel, wir wollten ab und zu einfach nur unsere Ruhe haben! 

Seit wir in Richtung Süden wieder die Grenze zu Sambia überschritten haben, sind die Menschen höflich, manche sehr herzlich, aber viel zurückhaltender. Sie bleiben auf Distanz. Keine johlende Kinderschar zum Kaffee ums Auto herum, keine kreischenden Marktfrauen - für unser Empfinden wesentlich netter, da weniger aufdringlich. 

Neugierige Blicke gibt es natürlich,
aber ohne uns gleich die Bude einzurennen.

Ja und zu guter Letzt: Heike heißt jetzt wieder Ma’m und nicht mehr Mama. Dabei fand sie das How are you, Mama? doch gar nicht so schlecht :-) 

P.S. Die Tendenz der freundlichen Zurückhaltung setzt sich in Simbabwe fort. So lassen wir die Simbabwer ganz vorne, wenn es um die Freundlichkeit der Menschen geht, obwohl Sambier und Ugander dicht folgen. 


Verkehr: umgekippt

Früher als Kinder haben wir in der Adventszeit beim Autofahren Christbäume gezählt, in Sambia zählen wir in den letzten Tagen umgefallene LKW. Hört sich an wie ein Witz, ist es aber nicht. Zwei bis vier LKW pro Tag sehen wir im Graben liegen. Dabei meinen wir nicht die Wracks, die schon angefangen haben zu rosten, sondern „frische“ Unfälle, bei denen wir noch die Bergungsarbeiten beobachten. Sind die Fahrer eingeschlafen? Oder sind die LKW hoffnungslos überladen und geraten bei jedem Schlenker außer Kontrolle? Es bleibt uns ein Rätsel, denn eigentlich fahren sie in Sambia ganz gesittet, verglichen mit ihren Kollegen in Tansania und Kenia.

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Weit und breit keine Kurve, kein Speedbump, kein Schlagloch: Wieso fallen die also einfach um?

 


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Nord-Süd-Gefälle: Müll

Als wir aus Tansania kommend im Norden von Sambia einreisen, sind wir erstaunt: Sambia ist genauso sauber wie Ruanda. Die Dörfer sind aufgeräumt, gekehrt und sehen richtig geleckt aus. Als wir uns Lusaka nähern ändert sich das Bild. Die ach so vertrauten Bilder verdreckter Straßen und zugemüllter Dörfer - Liebes Afrika, tut uns leid, das so deutlich sagen zu müssen - tauchen wieder auf. Südlich von Lusaka müssen wir unser Bild vom sauberen Sambia leider ganz revidieren. 

Kenia: Müllkippe am Straßenrand


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Campingplätze: Vorbildlich

Zwei Wochen lang sind wir durch den Norden Sambias getourt und jeden Abend haben wir uns über die vorbildlichen Campingplätze gefreut: Großflächig, meist voneinander separiert, sauber, ordentlich ausgestattet mit individuellem Schatten-Hüttchen, Braai- (Grill-)Station, Mülleimer, Wasser- und manchmal sogar Stromanschluss. In den ostafrikanischen Ländern zuvor wurden wir wirklich nicht verwöhnt und haben wochen-, wenn nicht monatelang nur unsere eigene Dusche und Toilette benutzt. Plötzlich kommt Wasser aus dem Duschkopf und nicht aus der Wand, man bekommt jeden Abend ein Lagerfeuer gemacht und morgens wird der Wald gefegt. 


Wie ist Sambia?

Kommt drauf an, von wo man kommt! Seltsame Antwort, stimmt aber und ist für alle von uns bereisten Länder anwendbar. 

Von März bis Juni sind wir von Johannesburg nach Norden zum Äquator gefahren (Südafrika, Botswana, Sambia, Malawi, Tansania , Kenia), seit September sind wir vom Äquator nach Süden unterwegs (Kenia, Uganda, Ruanda, Tansania, Sambia, Simbabwe, Südafrika). 

Spätestens seit wir im Juni das zweite Mal in Tansania eingereist sind, wissen wir: die Richtung bestimmt den Eindruck. Wenn man aus Malawi kommt, dann ist Tansania viel entwickelter und wohlhabender. Kommt man aus Kenia oder Ruanda, ändert sich der Maßstab und man glaubt, noch nie auf solch schlechten Straßen gefahren zu sein und die Menschen am Straßenrand werden ärmer. 

Kommt man aus Simbabwe, sind alle anderen Menschen danach etwas unfreundlicher, obwohl sie einem zuvor doch recht annehmbar erschienen. Und kommt man aus Sambia, kann es nur noch schlechtere Straßen (bezogen auf die Hauptadern) geben. Die Beispiele lassen sich fortsetzen: Einkaufsmöglichkeiten, Campingplätze, Verkehr, Mobilfunk, Natur.  „Transit durch das grüne Sambia“ - haben wir im April geschrieben, als wir aus Botswana kamen. Vom Norden kommend ist das grüne Sambia kaum mehr erwähnenswert.

Vorsicht also beim Lesen von Blogs - es kommt immer auf die Richtung an! 

Unser persönliches Highlight in Sambia: die Lumangwe Falls

Doch egal in welche Richtung wir es wenden: 

Wir finden Sambia großartig und wären gerne noch länger geblieben!

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