Vis-à-vis Angola

Seit den Ruacana Fällen sind wir dem Kunene entlang flussabwärts in Richtung Westen gefolgt. Auf dieser Strecke bildet er die Grenze zu Angola. So werfen wir immer wieder einen Blick zu diesem für uns fremden Land hinüber und finden es auf den ersten Blick sehr schön. Die Berge reichen direkt bis zum Fluss, der sich mit seinem Wald- und Palmengürtel wie ein grünes Band durch die Landschaft zieht.

Bis zu der Kunene River Lodge fahren wir tatsächlich dicht am Kunene entlang auf einer Schotterpiste. Dann aber raten uns alle ab, die letzten 80 km zu den Epupa Falls weiter die Allradstrecke direkt am Fluss zu nehmen: man sollte mindestens eine Gruppe von zwei bis drei Fahrzeugen sein, sich zwei Tage Zeit lassen und für unser großes Auto hat die Strecke zu viel Seitenneigung, ist zu schmal und zu dicht mit Bäumen bewachsen. Eine Schweizer Gruppe mit zwei Allrad-Vehikeln bricht einen Tag vor uns aus der Kunene River Lodge auf. Sie benötigen für die Strecke zwei Tage und 13 Stunden Fahrzeit. Sie kommen am zweiten Tag erst bei Dämmerung am Epupa Camp an und erzählen, sie hätten öfter mal Angst gehabt, in den Fluss abzurutschen. Nichts für uns!

Wir nehmen also den Umweg landeinwärts auf einer gut gepflegten Schotterpiste und kommen in weniger als drei Stunden an den Epupa Falls an. 

Die Fahrt geht durch Himba-Land und wir sind von unseren Beobachtungen hin und her gerissen. Zum einen sind wir fasziniert von ihrem einfachen Leben im Einklang mit der Natur, auf der anderen Seite gibt es ein offensichtliches Problem beim Zusammentreffen mit westlicher Zivilisation.


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Hütten aus Lehm, Dung, Holz und Palmwedeln

 Als wir die Reifen unterwegs aufpumpen, kommt eine traditionell gekleidete  Himba-Frau in kindlicher Neugier zu uns, stellt sich direkt zu uns und freut sich einfach nur. In ihrer traditionellen Kluft und Bemalung sieht sie richtig gut aus. Wir sehen schöne Nomadendörfer, hin und wieder begegnet uns eine Ziegenherde, gefolgt von einem kriegerisch aussehenden Himba-Mann. Entlang der Strecke sitzen Himbas unter Bäumen und warten darauf, dass ein Auto sie mitnimmt. Uns ist nicht klar, wo sie herkommen, denn weit und breit ist keine Hütte zu sehen.

Das einzige größere Dorf Okangwati hinterlässt keinen guten Eindruck: verarmt, desolat, vermüllt. Das winzige Lädchen bietet nur das Allernötigste, ein paar Konserven, Mehl, Milch und Öl. Kein Brot, nichts Frisches. Die Bar dagegen ist gut gefüllt. Davor sitzen Himba-Frauen, z.T. traditionell, z.T. westlich gekleidet, mit der Bierflasche in der Hand auf dem Boden. Eine hat ihr Baby an der Brust. Dahinter eine Werbung gegen Aids und für Kondome. Gleich nebenan befindet sich die Flaschen-Mülldeponie. Mitten auf dem Dorfplatz. Erschreckend und traurig!

Die Himbas sind ein halb-nomadisches Herero-Volk, das im Norden Namibias und Süden Angolas lebt. Sie kleiden sich traditionell in Lendenschurze aus Leder und Fell, tragen Schmuck und eine Haartracht, die den Status der Person widerspiegelt. Ihre Haut reiben sie mit einer Creme aus Butterschmalz und ockerfarbenem Steinmehl ein. So schützen sie sich sehr effektiv gegen Sonne und Mücken. Hütten bauen sie aus Lehm, Palmblättern und Dung. Aus unserer Sicht sind sie Außenseiter in der namibischen Bevölkerung. Wir glauben, dass es Himbas gibt, die weit ab von der Zivilisation ein hartes, sehr einfaches, aber tatsächlich auch zufriedenes Leben führen. Wo immer sie jedoch mit der Zivilisation konfrontiert werden, vegetieren sie offensichtlich am unteren Ende des sozialen Spektrums. Ihre Situation erinnert uns stark an die der Aborigines in Australien.





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