Am Oranje angekommen, haben wir endlich wieder „freie" Natur um uns herum. Die Weidezäune sind verschwunden - es ist wohl zu gebirgig für die Kühe! Wir freuen uns auch endlich wieder etwas Fließendes zu sehen. Seit wir den Kunene vor acht Wochen verlassen haben, sind wir nur noch durch ausgetrocknete Flussbette gefahren. Das hatte auch seinen Reiz, aber jetzt gefällt uns die Oranje-Landschaft ausgesprochen gut.
(Der Oranje ist der einzige Fluss im Süden Namibias, der ganzjährig Wasser führt. Im Norden gehören die Grenzflüsse Chobe, Sambesi, Okavango und Kunene noch zu dieser Kategorie. Das sind alles Flüsse an der Grenze Namibias. Im Innen des Landes gibt es keinen einzigen Fluss, der dauerhaft Wasser führt!)
Von Rosh Pinah kommend, statten wir dem Grenzübergang Sendelingsdrift nach Südafrika zunächst einen kurzen Besuch ab - einfach weil es uns interessiert, wie man mit der Fähre über den Oranje nach Südafrika kommt und weil wir herausbekommen wollen, wie wir vielleicht doch noch ein längeres als ein 7-Tage-Visum für Südafrika bekommen. Wie erwartet, weiß der namibische Grenzbeamte natürlich nichts über die südafrikanischen Einreisebestimmungen, lässt uns aber ohne dass wir offiziell ausreisen müssen, noch einen Kilometer bis zum Oranje fahren. Dort liegt die Fähre auf der südafrikanischen Seite und es scheint wie beschrieben: man muss die Fähre erst herbei winken, um übersetzen zu können.
Weiter den Oranje flussaufwärts landen wir im Namibia, wie wir es lieben: keine Autos, keine Menschen, dafür Natur pur. Wild zerklüftete Berge, karge raue Landschaft mit einem grünen Streifen am Fluss entlang, der auch noch richtig kräftig fließt. Der Wind weht heftig. Es scheint, als ob das Wasser bergauf fließt. Die Wellen haben weiße Häubchen. Auf der gegenüberliegenden Fluss-Seite sind große Dünen entlang der Bergkante. Der Wind zeigt uns, wie er seinen Kunstwerken täglich neuen Schliff versetzt und verschont auch unsere Kabine nicht mit einer Sandschicht (innen!). Morgens beobachten wir einen Otter beim Spielen.
Noch etwas weiter flussaufwärts werden um Aussenkehr Tafeltrauben angebaut. Eine echte Herausforderung in dieser trockenen Gegend mit 38°C Tages-Durchschnittstemperatur. Aber es scheint zu gelingen. Die namibischen Trauben schmecken ausgezeichnet! Die Farmarbeiter kommen größtenteils aus dem Norden, und haben in einer wilden Ansiedlung ihre traditionellen Hütten gebaut. Offensichtlich verdienen sie im Süden - 1500 km von der Heimat entfernt - viel besser, denn wir haben auch an der Tankstelle und auf dem Campingplatz immer wieder Leute aus dem Norden getroffen.
Ein Monat später beim ersten Einkauf in Deutschland, finden wir bei REWE Trauben mit der Aufschrift „Product of Namibia“. Die müssen wir gleich kaufen und stellen dann fest: sie kommen tatsächlich aus Aussenkehr!