Tansania hat uns sehr gut gefallen, solange wir durch wenig touristische Gebiete gefahren sind. Auf abgelegenen Pfaden hatten wir die nettesten Begegnungen, z.B. bei unseren Kaffeepausen auf der Dorfwiese oder bei den Massai. Auch in Städten wie Musoma, die abseits des Touristenstroms liegen, haben wir uns rundum wohl gefühlt und hatten sehr viel Spaß beim Einkaufen auf dem lokalen Markt oder beim Joggen mit einem Massai.
Fürchterlich wird es, wenn man in die touristischen Hochburgen, wie Ngorongoro, Serengeti oder Kilimandscharo kommt. Nepper und Schlepper sind lästig und es dreht sich alles nur um eines - das liebe Geld. Die geforderten Eintrittspreise sind unter den von uns besuchten afrikanischen Ländern mit weitem Abstand die höchsten, die dafür gebotene Leistung (Infrastruktur, kompetentes Personal, reibungslose Administration, Informationsmaterial) dafür die schlechteste. So tut sich eine Diskrepanz auf, die das Reiseerlebnis nachhaltig negativ beeinflusst hat. Das ist sehr schade für ein Land mit dieser überwältigenden Natur und den vielen gastfreundlichen Menschen, die es zweifelsfrei gibt. Auf Individualtouristen ist man nicht eingestellt, wir würden auch so weit gehen und behaupten, dass wir nicht einmal willkommen sind.
Unsere Route
Von Malawi kommend bleiben wir an der Nordspitze des Nyasa Sees, wie der Malawi See in Tansania heißt, ein paar Tage hängen. Im Gegensatz zu der eher lieblichen Landschaft in Malawi, werden die Berge hier steiler, höher, bizarrer - und so liegt der schönste Fleck des Malawi Sees in Tansania.
Auf der Weiterfahrt Richtung Mbeya merken wir, dass wir jetzt mitten in den Tropen angekommen sind: zunächst in der Ebene Bananen-, Reis- und Kakaoanbau, mit zunehmender Höhe kommen Kaffeeplantagen hinzu und über 2000 m überziehen Teesträucher die hügelige Landschaft wie eine zweite Haut. Bei der Wanderung zum Rand des Ngosi Kraters landen wir zum ersten Mal in dichtestem Urwald: eine grüne, triefend nasse und undurchdringliche Masse um uns rum. Faszinierend!
Auf einer „Abkürzung“ zum Ruaha Nationalpark, die sich als abenteuerliche Allradstrecke entpuppt, haben wir eine unvergessliche Begegnung. Wir werden als Überraschungsgäste in einem Massai-Dorf aufgenommen und dürfen sozusagen im Vorgarten des Dorfältesten campen. Man stelle sich umgekehrt einen verirrten Massai in Deutschland vor…
Den Ruaha NP besuchen wir letztendlich nicht, die Vegetation ist zu dicht jetzt am Ende der Regenzeit, man würde kein Tier sichten. Stattdessen fahren wir über Iringa, ein sehr nettes Städtchen, Richtung Norden.
Auch hier werden einige 100 km Abstecher auf eine Nebenstraße zum Salz in der Suppe. Zunächst eine einzigartige Landschaft: Wir fahren direkt auf den steilen Hang des Grabenbruchs zu, müssen dann einen Fluss durchqueren, bevor wir uns am nächsten Tag in engen Serpentinen die Abbruchkante hochschrauben. Auf der Fahrt durch das Hochland weit abseits vom Touristenstrom treffen wir auf freundliche, neugierige Menschen, die sich ums Auto versammeln, weil sie sich freuen, dass wir da sind. Hier denkt keiner an Bettelei, sie wollen nur einmal ins Auto spitzen. Wir verstehen gegenseitig kein Wort, aber diese Begegnungen enden alle unvermeidlich in viel Spaß auf beiden Seiten und in schallendem Gelächter vom Kind bis zum Greis.
In Karatu, dem Tor zur Ngorongoro Conservation Area NCA, wechselt die Szenerie: Wir können uns kaum mehr einen Schritt über den Markt bewegen ohne belagert zu werden. Durch die Hintertür eines kleinen Mini-Marktes entwischen wir unseren Verfolgern! Leider sind unsere Begegnungen mit der Bürokratie und den Angestellten der NCA nicht besonders erfreulich, aber das Naturerlebnis im Ngorongoro Krater stellt alles in den Schatten. Die Massai leben hier in vollkommener Harmonie mit der Natur und die Tiere kennen keine Angst. So friedlich muss es wohl im Paradies gewesen sein.
In der Serengeti haben wir das große Glück, die Gnus bei ihrer Migration zu sehen. Kilometerlang zieht der Trek über die weite Graslandschaft. An einem Nebenfluss des Grumeti versammeln sie sich. Leider können wir nicht beobachten, wie sie den Fluss queren. Das bleibt dem zweiten Teil der Reise vorenthalten.
Musoma ist herrlich am Viktoriasee gelegen. Wegen eines Defektes am Auto bleiben wir einige Tage und fühlen uns sehr wohl. Markt- und Straßentreiben sind sehr authentisch. Wegelagerei und Bettelei gibt es keine, dafür viele nette und hilfsbereite Menschen. Ein schöner Abschluss, bevor wir nach Kenia weiterreisen.