We sell Mangos - das kam so leise und schüchtern, dass wir es fast überhört haben. Zwei ärmliche Jungs stehen an einem Aussichtspunkt hoch oben über dem Kerio Valley. Wir fahren gerade „Berg und Tal“auf der Eldoret-Karbarnet-Road vom Lake Baringo im Rift Valley nach Iten in Richtung Westen zur Grenze nach Uganda. Auf nur 100 km geht es von 1000 m hinauf auf 2150 m, dann steil hinab ins Kerio Valley auf 1150 m und gleich anschließend zum zweiten Mal auf über 2100 m das Elgeyo Escarpment hoch. Bergauf glüht der Auspuff, bergab die Bremsen - Uff! Die Strecke gilt als eine der schönsten in Kenia, das Wetter ist gut, die Sicht auf die Berge frei - die Mühe wird belohnt. Kurz vor Iten, halten wir ein letztes Mal an einem Aussichtspunkt direkt am Rand des Escarpment und blicken hinunter in das Kerio Valley und auch etwas wehmütig zurück auf unsere Kenia-Etappe, die nun zu Ende geht. Und da kommt ganz leise dieser Satz: We sell Mangos.
Wie versprochen bietet die Straße vom Lake Baringo nach Iten tolle Ausblicke - Wälder wechseln sich mit bebauten Hänge ab.
Die Leute in dieser kargen Gegend sind arm. Viel ärmer als im Rift Valley um Nakuru herum. Das merkt man an der Kleidung, Häusern, dem ganzen Aussehen der kleinen Dörfer. Man versucht, mit allem was man im Garten erntet, Geld zu machen. Natürlich sitzen meist Frauen an der Straße und bieten ihre Ware an. Weitab von einem Dorf am Aussichtspunkt sind es jetzt zwei Jungs, die in ihren Plastiksäcken Mini-Mangos haben. 10 Kenianische Schilling, 9 Cent das Stück. Wer so viel Mühe auf sich nimmt, muss belohnt werden. Die beiden freuen sich riesig, als wir ihnen ein paar Mangos abkaufen!
Entlang der Straße decken wir uns mit Obst und Gemüse ein, die Mangos der Jungs sind winzig - wir kaufen trotzdem ein paar.
Die meisten Kinder schlagen einen anderen Weg ein: das fröhliche „Hello, habari - wie geht’s?“ oder das schreiende „Mzungu, Mzungu* - ein Weißer!“ wird entlang der Touristen-Routen rar. Viel öfter heißt es jetzt „Give me sweets, give me money“ begleitet von einer aufgehaltenen Hand. So hatten wir auch heute das gesamte Repertoire. Umso mehr freuen wir uns über die schüchterne Geschäftsidee der beiden, werden aber gleichzeitig nachdenklich: Was soll aus so einem Menschlein werden?
Iten, auf fast 2200 m gelegen, macht nicht nur Werbung als „die Stadt der Champions“. Tatsächlich sieht man überall entlang der Straße die Läufer trainieren, die Kenia die Weltrekorde bescheren. Die dünne Höhenluft kombiniert mit einer speziellen Trainingsmethode gilt als Rezept für die Meister von morgen. Heike kann es nicht lassen und kauft sich bei dem Sportausrüster vor Ort gleich zwei paar Laufschuhe. Sie wird Peter demnächst davon rennen. (Leider haben wir vergessen, die Bude zu fotografieren - es war ein Shopping-Erlebnis pur.)
In Iten, der „Läuferschmiede“ von Kenia treffen wir überall auf Läufer - die machen ernst, es sieht nicht nach „joggen“ aus.
Am nächsten Tag fahren wir bei Malaba über die Grenze nach Uganda. Wir sind ein wenig traurig. Kenia hat uns sehr gut gefallen und so schnell werden wir wohl nicht wieder kommen.
Asante sana - vielen Dank!
*Mzungu ist heute die gebräuchliche Bezeichnung für einen weißen Europäer. Ganz ursprünglich hatte es die Bedeutung „jemand, der ziellos umher wandert“, was wohl den Eindruck beschreibt, den die ersten europäischen Forscher hinterlassen haben. Die kleinen Geister, die uns mzungu nachrufen, ahnen nicht, wie gut das manchmal auf uns zutrifft :-)