Von Iringa führt eine „Strabag“ - in Tansania das Synonym für eine gut ausgebaute Teerstraße - Richtung Dodoma. Auf den 250 Kilometern ist „gefühlt“ bei der Hälfte die Geschwindigkeit auf 50 km/h begrenzt, da die Straße durch weitläufige Ortschaften führt. Trotzdem kommen wir bei wenig Verkehr gut voran.
Hier ist anzumerken, dass man Geschwindigkeitsbeschränkungen in Tansania sehr ernst nehmen muss. In jeder zweiten Ortschaft steht die Polizei mit der Pistole und winkt die Verkehrssünder heraus. Wir wurden schon einmal erwischt und achten diesmal verstärkt auf das Frühwarn-Lichthupen-System, das sehr gut funktioniert!
Die Landschaft wechselt öfter ihren Charakter, bleibt aber immer herrlich afrikanisch: weite grüne Hochebenen mit dichter Buschsavanne, kurz darauf trockene Baobab-Landschaft, nachdem wir ein kleines Gebirge durchquert haben. Hier sind die Blätter schon gelb und zum Teil abgefallen - Beginn der Trockenzeit.
So viele Baobabs über Zig Kilometer haben wir noch nie gesehen: je nach Region mal „nackt“, mal belaubt.
Nördlich von Dodoma ist es viel weniger besiedelt und schlagartig endet an der Ortsgrenze die Teerstraße. 5 km vom Zentrum der Hauptstadt entfernt landen wir auf übelster Piste - und das bleibt für die nächsten 200 km so! Zwar wird auf der gesamten Strecke eifrig gebaut (von den Japanern finanziert, von den Chinesen gemanagt, also keine echte „Strabag“), aber nur 30 km sind fertig und freigegeben. So rumpeln wir vollkommen ausgebremst weiter und weil wir den nächsten Campingplatz nicht erreichen, schlupfen wir bei fortgeschrittener Dämmerung bei den Chinesen unter - wir reihen uns in die abgestellten Baustellenfahrzeuge ein. Nicht der lauschigste Übernachtungsplatz, aber mit zwei Bodyguards der sicherste!
Absolut ruhig und sicher schlafen wir unter chinesischer Oberaufsicht.
Südlich des Manyara Sees biegen wir auf eine noch kleinere Nebenstraße Richtung Westen ab. Durch Reisplantagen fahren wir direkt auf die ca. 1000 m hohe Abbruchkante des afrikanischen Grabenbruchs zu. Ein gigantischer Anblick!
Die bedrohliche Wand des Grabenbruchs baut sich vor uns auf. Reisbauern bewachen ihre Felder. Vor wem?
Eine angekündigte Flussdurchfahrt 300 m vor unserem Ziel, dem Camp beim Magara Wasserfall, macht die Fahrt zudem spannend. Ist der Wasserstand flach genug oder müssen wir umdrehen? Wir sind beruhigt, als wir Motorradfahrer und Fußgänger die Furt queren sehen, aber es steckt auch ein schwer beladener Anhänger darin fest. Peter macht zunächst eine Fluss-Begehung zu Fuß: fester Untergrund, aber eine steile und lehmige Böschung. Da können wir uns zwar hinunter rutschen lassen, aber das ist eine Einbahnstraße! Wir stürzen uns trotzdem in die Fluten und landen kurz später an unserem herrlichen Übernachtungsplatz direkt beim Magara Wasserfall. Drei junge Kerle aus dem nahegelegenen Dorf bieten sich als Nachtwächter an, machen ein großes Lagerfeuer und beschützen uns abwechselnd - vor sich selbst?
Alle helfen die Säcke vom gestrandeten Hänger aufs Trockene zu iMobil an seinem lauschigen Wasserfall-Camp.
tragen, derweil der zugehörige Traktor am Ufer zusieht.
Von Magara schraubt sich die Straße in vielen Serpentinen von 1000 m auf 1800 m die Abbruchkante hoch. Für die ersten 600 Höhenmeter brauchen wir mehr als eine Stunde, haben dabei 10 km auf der Piste zurückgelegt, sind jedoch nur 2 km Luftlinie von unserem Ausgangspunkt entfernt.
Der Blick zurück auf die letzten Kurven von 10 km Serpentinen. Tiefblick auf extrem steile, bewirtschaftete Hänge.
Danach fahren wir noch einige Stunden auf dem Rift Valley Hochland entlang, was einer hügeligen Mittelgebirgslandschaft gleicht. Zwischen 1750 m und 2000 m geht die Fahrt mehrmals auf und ab bevor wir Karatu, das Tor zum Ngorongoro Krater, erreichen. Wir sind begeistert - unser Abstecher auf die Nebenstraße hat sich gelohnt. Nur …
Eine Augenweide: grüne, sanfte Hügelketten des Rift Valley Hochlandes. Wie Alleenbäume säumen Agaven die Straße.
… Heute hat sich wieder einmal bewahrheitet, dass alle Aussagen über den Straßenzustand mit äußerster Vorsicht zu genießen sind. Wir bekommen immer die Antwort: GUT! Das muss man jedoch mit fahrbar übersetzen. Für 107 km haben wir mehr als fünf Stunden gebraucht.
Bei Sonnenuntergang erinnert uns der Muezzin mal wieder daran, dass es in Tansania mehr Muslime (35 %) als Christen (30 %) gibt. Sein Allahu akbar klingt so friedlich wie daheim die Kirchenglocken.