Kulinarisches I -Ready for Pudding?

Impala-Schenkel und Boerewors am Meter  

Wenn wir eine sehen, dann gehen wir in eine Butchery, d.h. in eine Metzgerei. Diese sehen „etwas" rustikaler aus als daheim in Deutschland, führen nur Fleisch, und haben qualitativ ein viel besseres Angebot. Über Schinken und Wurst sprechen wir noch später. Außerdem findet man Butcheries an Stellen, wo man sie als Deutscher so gar nicht erwartet, nämlich auch mitten in der Pampa, z.B. an der Abbiegung von der Landstraße zu den Camps am Blyde River Dam.

Hier haben wir Impala-Schenkelchen gekauft, dazu 1A-Rinderfilet. Das Kilo zu 14 EUR! Rinder grasen hier selbstverständlich auf der Weide und stehen nicht im Stall, da läuft dem Meatlover das Wasser im Mund zusammen. Das Impala haben wir wie Wild zubereitet und auch zuerst in Rotwein gebeizt. Naja, ganz stilecht waren wir für südafrikanische Verhältnisse nicht. Wir haben den Schnellkopftopf benutzt. Für einen Südafrikaner wäre nur der Potje (sprich: Poikie) in Frage gekommen, ein gusseiserner Topf, der in die Glut gestellt wird. Die Kochprozedur dauert dann allerdings mehrere Stunden und dafür reisen wir immer noch nicht langsam genug. 

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Ein paar Wochen später sind wir adaptiert und kochen im Potje.

Alles, was sich aus Fleisch herstellen lässt, nämlich Schinken, Salami und typische deutsche Wurst gibt es nicht in diesen Metzgereien und auch nicht im Supermarkt, mit einer Ausnahme: Boerewors (sprich: Burewurs). Das ist eine rohe, sehr leckere Bratwurst zum Grillen. Man kauft sie meistens am Meter. Wenn sie schon abgepackt ist, dann liegt sie gekringelt auf dem Tablett. Unsere Meinung: sie stellt jede Thüringer in den Schatten!

In den Bucheries gibt es immer auch ein breites Angebot an Dingen, die wir ganz bestimmt nicht kaufen: Hühnerfüße, Lamm- und Kuhmägen und auch mal einen ganzen Lammkopf. 


Biltongeria

Wären wir in Italien, dann würden diese Läden bestimmt Biltongeria heißen. Hier gibt es Biltong, d.h. luftgetrocknetes Fleisch und Droewors, Trockenwurst. Bei Biltong kann man zwischen Rind- oder Wildfleisch, zarter oder trockener Qualität wählen und dann sagt man für wieviel Rand man Biltong kaufen möchte. Das haben wir auch nach diversen Einkäufen noch nicht verinnerlicht. Wir verlangen immer 150 Gramm und werden verdutzt angeschaut: 150 Rand? Nein, nicht Rand, sondern Gramm! Die kosten weniger als 50 Rand. Das ausgesuchte Biltong-Stück wird dann in einer Maschine in dünne Streifen geschnitten und in eine Papiertüte gesteckt. Meist sieht man schon auf der Straße die Leute in ihre Tüte greifen und ein bisschen Biltong naschen.

Droewors ist eine Art dünne getrocknete Cabanos. Manche sind so hart, dass man sich die Zähne ausbeißen kann. Beides, Biltong und Droewors eignen sich hervorragend als Wanderwurst und sind ein Ersatz für unsere heiß-geliebten Polnischen vom Main.


Barista an Bord oder Zimmer mit Aussicht

Mittlerweile ist es Kult: nachmittags trinken wir Kaffee - zubereitet vom besten eingeflogenen Barista unter afrikanischem Himmel. Es gibt Espresso oder Cappuccino aus handgemahlenem Kaffee und handaufgeschäumter Milch, auf Wunsch auch mit einem Schwapp mehr Milch und einem Löffel Zucker. Störungen während der Zubereitungsphase wirken sich allerdings direkt auf die Laune des Baristas und damit auf das Ergebnis aus. Am besten man liest ein bisschen und wartet bis einem der frische Kaffeeduft in die Nase steigt. 

Es kommt nicht nur darauf an, dass man Kaffee trinkt, extrem wichtig ist auch, wo. So fahren wir von einem zum nächsten uitkykpunkt, wie man in Afrikaans den Aussichtspunkt nennt, um den optimalen Platz zu finden. Hier stehen wir im Krüger Park und können während unseres Päuschens eine Büffelherde beobachten. Solches bekommt man zwar nicht alle Tage geboten, aber ein Zimmer mit Aussicht ist unser iMobil allemal. 

Als Durstlöscher tagsüber trinken wir das südafrikanische Kultgetränk Rooibos-Tee. In Kaffeebars gibt es sogar Red Espresso und Red Cappuccino. Italiener würden bei diesen koffeinfreien Rooibos-Varianten wohl das kalte Grausen kriegen - wir finden sie gar nicht schlecht. Wir haben auch gelernt: es heißt Rooibos mit einem „S“ am Ende, nicht Rooibosch.


Gemüse und Früchte frisch von der Plantage

Auf dem Weg vom Pafuri Gate des Krüger Parks Richtung Musina sind wir wie schon öfter kilometerlang durch Plantagen gefahren: zuerst durch Tomatenfelder, dann durch Orangenplantagen. Auf beiden wurde gerade geerntet. Entlang der Straße standen Frauen und haben die Ernte in Eimern angeboten: ein 20-Liter-Eimer Orangen für 20 Rand (1,50 EUR). Wir haben schon ein paarmal festgestellt: Frischeres Obst hängt nur am Baum. Und so gibt es im iMobil ab sofort jeden Tag frisch gepressten Orangensaft.

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Auch sonst fehlt uns an Obst und Gemüse nichts, im Gegenteil. Viele Dinge, die nach Deutschland importiert werden müssen, wachsen ja hier und sind zehnmal besser: Avocados, Papayas und die bei uns weithin unbekannte Butternut und Gemsquash (beide eine Kürbisart) wurden zu festem Bestandteil unseres Speiseplan.


Des Deutschen Liebstes: Brot

Natürlich gibt es Brot, weiß, weich, knatschig, kastenförmig, aufgeschnitten, eingepackt. Was wir als Toastbrot bezeichnen, gibt es in jedem Supermarkt. Wenn man Glück hat, wird dort frisch gebacken. Da stehen selbst die Afrikaner an und kaufen gleich drei bis vier Stück. Als Abwechslung zwischendurch ist das frisch gebackene, noch knusprige Weizenbrot auch uns willkommen. Aber sonst schwören wir auf unser selbst gebackenes Roggen-Sauerteig-Brot. Wir setzen den Teig morgens an, dann wird er einen Tag lang im Auto rumgeschaukelt, das tut im anscheinend gut. Abends wird der Backofen angeworfen. In den Drakensbergen bei um die 0°C war das gemütlich, weiter im Norden könnte man gerne auf die Hitze verzichten. 

Ebenso eingeschränkt ist das Angebot an Käse. Natürlich gibt es überall den für uns kaum essbaren Cheddar Cheese, aber ein ordentlicher Weichkäse - den haben wir nur ganz im Süden und in Johannesburg, aber sonst extrem selten gefunden. Gut getarnt kam ein Schmelzkäse daher - er war als Mozzarella-Kugel verpackt :-)
Bevor wir nach Simbabwe weiter gereist sind, haben wir uns in Musina noch einmal für zwei Wochen mit Essen eingedeckt. Bei ShopRite haben wir Camembert aus Dänemark entdeckt und das Regal zweimal leer gekauft: freitags zwei Stück und montags noch einmal vier. Die Lagerhaltung wird sich über den spontanen Verbrauchsanstieg wundern. 

Butter? Was ist Butter? In Phuthaditjhaba, einer echt afrikanischen Stadt, wurden wir zu Erdnussbutter geleitet. Wir mussten auf die überall erhältliche Margarine Spread ausweichen. Sonst sind wir zwar bisher immer fündig geworden, trotzdem führt Butter neben all den Spread-Arten ein kümmerliches Leben. Noch schwieriger wird’s, weil wir die ungesalzene Variante bevorzugen.


Ready for Pudding?

Seit ihr bereit für den Nachtisch? - Das wurden wir nach dem Hauptgang gefragt, als wir 1996 das erste Mal in Südafrika waren und im Coachhouse übernachtet und zu Abend gegessen haben. Unser mächtiger und strahlender Kellner kam mit einem Dessert- Wagen und pries uns den Hot Baked Pudding with Cream and Custard an. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass Pudding in Südafrika ein sündhaft guter süßer Auflauf mit Sahne (cream) und Vanillesoße (custard) ist. Diesen Hot Baked Pudding oder Malva Pudding gibt es fast immer in Restaurants mit einheimischer Küche. Auch wenn nach Springbok-Schenkeln oder Kudu-Gulasch nicht mehr viel Platz ist, einen Pudding muss man sich immer noch reinteilen.

Überhaupt gibt es gute Kuchen. Ob Chocolate Cake (Schokoladenkuchen) oder Milk Tart (Pudding-Kuchen), Scones (Brötchen aus Mehl, Backpulver, Butter, Milch und Zucker) oder Rusk (ein Cantucci-ähnliches Zwieback-Gebäck) - wir wurden nie enttäuscht. 

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