Eine Frau kostet 12 Kühe

Weil man die Höhlen mit Felsmalereien der San nicht alleine besuchen darf, haben wir im Cathedral Peak Nature Reserve einen Führer gebucht. Es war ein junger Zulu, 29 Jahre alt, und er hat uns nicht nur zu den Felsmalereien geführt, sondern auch äußerst interessante Geschichten aus dem Familienleben der Zulu erzählt. Und letztendlich war das für uns viel spannender als die Felsmalereien.


Eine Frau kostet 12 Kühe

Am liebsten würde er eine Deutsche heiraten, dann würde es nicht so teuer! Eine brave Zulu-Frau, die Betonung liegt auf brav, kostet 12 Kühe. Hat sie aber schon ein Kind, dann kostet sie nur 7 Kühe. Trotzdem möchte er natürlich lieber eine brave Frau finden und 12 Kühe bezahlen. Und über die Hochzeit darf man gar nicht nachdenken! Es kommen das ganze Dorf und natürlich alle Geschwister, Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins, die in Kapstadt, Durban und Johannesburg wohnen. Die feiern zwei Tage und essen noch einmal zwei ganze Kühe auf. Stellt euch vor: zwei ganze Kühe in nur zwei Tagen!

Die Kühe muss man über Jahre ansammeln. Wenn man als Junge die Herde seines  Vaters hütet, dann bekommt man zur Initiation eine Kuh geschenkt. Diese kalbt hoffentlich jedes Jahr und so sammeln sich über die Jahre immer mehr Kühe an, bis man schließlich heiraten kann. 

Klingt eigentlich ganz einfach.

 DSC9427 - 2014-06-18 um 13-18-33


Glück kauft man mit Zauberpflanze und Ziegenparty

Wenn jemand in der Familie vom Pech verfolgt wird, sei es dass er keine Frau oder keinen Mann findet oder keinen Job, obwohl er eine gute Ausbildung hat, dann geht er zu der Großmutter und bittet sie um Unterstützung. Seine Großmutter ist nämlich eine Heilerin und kann mit einer rituellen Zeremonie helfen. Sie sagt dem vom Pech Verfolgten zunächst, was er für den Ritus alles kaufen soll. Das wichtigste ist eine Ziege, dann aber auch Bier, Cola, Obst, Schokolade und andere leckere Dinge. Inzwischen sammelt die Großmutter eine gelbe Zauberpflanze und lädt die ganze Familie zur Glücksfeier ein. Auch hier kommen wieder alle Geschwister, Onkel, Tanten, usw., aber nur die blutsverwandten. Angeheiratete Familienmitglieder dürfen nicht teilnehmen. Sie versammeln sich in einem bestimmten Rondavel, das ist eine runde strohbedeckte Hütte. Das Rondavel gilt als heiliger Ort. Aus der gelben Zauberpflanze macht die Großmutter zunächst ein Gebräu, von dem nicht nur alle trinken, sondern die Ziege wird auf Kopf und Rücken damit bestrichen, bevor sie im Rondavel im Beisein aller geschlachtet wird. Anschließend wird der Glückstrunk noch mit einigen Tropfen Blut und Gallensaft der Ziege verfeinert und die Innereien werden gegrillt. So gestärkt gehen dann alle erst einmal zu Bett. 

Am nächsten Morgen versammeln sie sich erneut im Rondavel. Jeder bekommt wieder ein Gebräu von der Großmutter verabreicht - danach müssen sich alle übergeben!?! Wirklich! Jetzt wird das Ziegenfleisch gekocht und gegessen. Aus der Ziegenhaut bekommt jeder ein Armband umgelegt. 

Und dann, ein, zwei Wochen später, es kann aber auch vier Wochen später sein, trifft der Unglücksrabe die richtige Frau oder er findet einen Job. 

Klingt eigentlich noch einfacher.

© 2014-2016     P Wroblowski / H Zängerlein                                                                                Legende          Disclaimer          Kontakt          Sitemap