Jetzt freuen wir uns auf Cressie und Jürgen in Johannesburg - denn mit ihnen fing die ganze Afrika-Manie an. 2004 hat Jürgen für Freunde eine Tour durch Namibia organisiert. Unsere erste Erfahrung im Busch - wir waren begeistert! 2009 schlossen wir uns der Truppe wieder an, diesmal ging es durch den Chobe National Park und die Kalahari in Botswana …
Danach waren wir infiziert mit diesem Afrika-Virus und der spukte nun in unserem Kopf herum! Wo der Virus uns in den letzten zwei Jahren hingeführt hat, wissen alle, die diesen Blog verfolgen.
Nach eine paar entspannten Tagen in der Stadt einschließlich einem sechsstündigen Abschluss in unserer Lieblings-Iveco-Werkstatt - das iMobil hat genau zum richtigen Zeitpunkt etwas Öl verloren - fahren wir Richtung Westküste. 1300 km Luftlinie von Johannesburg nach Kapstadt, das ist fast so weit wie von Frankfurt nach Sizilien. Wir haben also noch richtig „Strecke“ vor uns.
Die Landschaft wird trockener und trockener, wir fahren am Rand der Kalahari entlang in Richtung Große Karoo.
Ein kurzer Stopp nur ein wenig abseits der Hauptstraße beschert uns eine Einladung auf eine Pekannuss-Farm in der Nähe. So etwas gibt es wohl nur in Afrika: der Farmer sieht uns, hält an und hat Angst, wir könnten nahe der Straße übernachten, was wir gar nicht vorhaben. Egal - hier ist es (nach Meinung fast aller weißer Südafrikaner) nicht sicher, kommt doch mit auf meine Farm! Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, denn nach dem langen Werkstattaufenthalt heute morgen, sind wir ganz schön platt. Er bietet uns eine kleine 2-Zimmer-Hütte inklusive Dusche und gefülltem(!) Kühlschrank an und gegen Abend kommt er mit seiner Frau noch einmal auf ein Bier vorbei. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt, das Reisen, das Farm- und Trucker-Leben. Sie haben einen Tieflader, mit dem sie Schwerlast-Transporte quer durch Südafrika bugsieren. Die Frau fährt mit Blaulicht voraus, dann kommt er mit seiner Ladung. Das letzte Mal waren sie vier Wochen unterwegs bis in den Norden Angolas, ein 11.000 km-Trip!
Schon nach der Einladung haben wir uns über den außerordentlich schönen Ausgang des Tages gefreut, nun werden wir auch noch ins „Haus“ eingeladen. Haus?! Eigentlich ist es eine gigantisch große und hohe Halle, voll mit Antiquitäten und Schrapel dekoriert, gesammelt über Generationen. Da steht das Rasieretui des Großvaters neben alten Paraffinlampen, die Singer-Nähmaschine von 1920 neben den ersten Holz-Cola-Kisten, die zu Regalen umfunktioniert wurden. Es gibt keinen neuen Stuhl, keine neue Lampe, kein neues Bett. Es gibt gar keinen Schrank, alles ist offen und einsehbar. Nicht nur, dass in der Küche das Geschirr auf offenen Regalen steht, auch der Kühlschrank hat Glastüren wie im Supermarkt. Es gibt auch keine richtigen Wände und Türen: die 2-Personen-Badewanne steht neben dem Bett, etwas weiter eine „Abteilung“ Arbeitszimmer, ein Kleiderzimmer, eine 5 m2 große Dusche. Alles XXL! In einem kleinen Innenhof ein Jacuzzi und ein Betonbett. Darauf kommen im Sommer die Matratzen - man schläft im Freien.
Erschlagen wanken wir im Dunkeln zu unserem Auto zurück. Jeder Tag ist ein Abenteuer! Pieter, der schon oft zitierte Farmer aus Namibia, hat mal wieder recht.