Viele Warnungen vor der Reise nach Simbabwe bezogen sich auf die zahlreichen Straßensperren und korrupte Polizisten, die mit den abartigsten Begründungen Geld abkassieren wollen. Wir waren dann auch ausgerüstet mit dem offiziellen Bußgeldkatalog und für die ganz harten Fälle mit den Telefonnummern von zwei hohen Polizei-Offizieren und der einer Beschwerdestelle.
Während 11 Fahrtagen auf öffentlichen Straßen haben wir 49 Straßensperren gezählt. Der Rekord lag bei 13 Kontrollen an einem Tag, das war südlich von Mutare in der Nähe von Diamantenminen. Tatsächlich angehalten wurden wir während der gesamten Reise gar nicht so oft, meistens wurden wir durchgewunken.
Andere Reisende und selbst Simbabwer hatten uns geraten: Lasst euch den Bußgeldkatalog zeigen, oft verlangen sie viel zu viel. Aber wenn gar nichts mehr geht, dann gebt 10 Dollar Bestechungsgeld!
10 Dollar für nichts - eine solche Einstellung wollen wir nicht fördern, außerdem sind wir dafür zu geizig. Also haben wir uns gleich vorgenommen, kein Bestechungsgeld zu bezahlen, wenn es irgendwie geht. Am Ende war es gar nicht so schwer, wie unsere Erlebnisse während einer Fahrt von 150 km mit sechs Kontrollen zeigen. Also, in chronologischer Reihenfolge:
- Ein Polizist steht auf der Straße und bedeutet uns anzuhalten: Wir kurbeln die Scheibe runter und grüßen erst mal: How are you? usw. Dann fragt der Polizist: Wo wollt hier hin? Wir sagen: Chirinda Forest. Und er: Schön, gute Fahrt!
- Ein Polizist steht auf der Straße und winkt uns durch.
- Eine Truppe von vier, fünf Polizisten steht vor uns. Nach ausführlicher Begrüßung will einer das Einfuhrdokument für das Auto sehen. Wir aber reisen mit einem sogenannten Carnet, das von dem üblichen Dokument deutlich abweicht. Peter erklärt dem Polizisten, wo was steht. Wir sind überzeugt, er hat es nicht verstanden, gibt uns das Dokument trotzdem zurück und wünscht uns Gute Fahrt!
- Eine zweite Gruppe von Polizisten macht gerade Mittagspause unter einem schattigen Baum.
- Dann kommt die Wiederholung von Nr. 1.
- Zum Abschluss dann doch noch eine ordentliche Prüfung. Wieder vier, fünf Polizisten, die uns anhalten. Einer fängt mit Heike ein Gespräch an, einer mit Peter. Nachdem Heikes Polizist merkt, dass sie gar nicht fährt, obwohl sie rechts sitzt, fängt er schallend an zu lachen und übergibt alle Prüfungen seinem Kollegen. Dieser entschuldigt sich fast, dass er jetzt Führerschein und Einfuhrdokument prüfen muss, obwohl doch bestimmt alles in Ordnung sei. Klar, wir zeigen unsere Dokumente. Dann geht er noch einmal um unser Auto herum, befindet alles für gut und wir fahren wieder.
Netter konnten die Begegnungen nicht sein, keiner hat irgendetwas zu bemängeln gehabt und die Frage nach Geld kam gar nicht erst auf.
Zum Schluss noch eine eigentlich lustige Begegnung, nur Peter war etwas genervt bei diesem Zwischenfall. Gleich an unserem zweiten Tag in ZIM wurden wir von einer Gruppe von Polizisten durch eine Straßensperre angehalten. Einer hat sich gleich Peters Führerschein geben lassen und verschwand damit. Peter stieg aus und ist dem Polizist gefolgt. Eine Polizistin schlich um unser Auto und blieb vorne stehen. Die Reflektorstreifen an der Front seien zu klein. Das ist einer der üblichen Mängel, die erfunden werden, das wussten wir schon. Heike hat eine Weile mit ihr diskutiert, dass unsere 30 cm langen Streifen in Ordnung seien, außerdem hätte die Sicherheitsprüfung an der Grenze alles für gut befunden. So ging das eine Weile hin und her. Alles freundlich, alles mit einem Lächeln. Da kam Peter dazu, erklärte in ziemlich genervten Ton, dass die Reflektoren vielleicht zu groß sind, aber bestimmt nicht zu klein. Der Polizistin blieb die Spucke weg. Sie nickte nur noch ein okay. Ihr Kollege war genauso verduzt, als Peter ihm seinen Führerschein geradezu aus der Hand riss mit Alles okay, im Auto verschwand und los fuhr. Bezahlt haben wir nichts, aber Heike hat beschlossen, jedes gesparte Bestechungsgeld daheim den Johannitern zu spenden.
Verstanden haben wir den ganzen Aufwand für diese vielen Straßensperren und Polizeikontrollen bis zum Schluss nicht. Wir haben täglich Autos in abenteuerlichem Zustand gesehen: Minibusse sind mit 20 Passagieren total überladen, Menschen werden ungesichert auf Ladeflächen befördert, Busse transportieren auf dem Dach scheinbar eine komplette Wohnungseinrichtung. All das interessiert offensichtlich Niemanden, es wir als Teil des afrikanischen Alltags akzeptiert.