Der Chimanimani NP liegt im östlichen Hochland an der Grenze zu Mosambik. Der Name bedeutet im Gänsemarsch gehen und ist eine Anspielung auf das enge Flusstal, dass das Gebirge in Ost-West-Richtung durchschneidet. Der Nationalpark ist bekannt für seine unberührte Natur und die wilden Wanderwege durch die Berglandschaft.
Zunächst einmal schauen wir uns im gleichnamigen Ort um. Wir haben einen Tipp für ein Hotel mit einer sehr schönen Terrasse, einem aufwändig angelegten Garten mit Pool, traumhaftem Blick auf die Berge und an dieses Hotel soll auch ein kleiner Campingplatz angeschlossen sein. In unseren Köpfen entwickelt sich eine nette Szenerie: Wir sitzen an einem schön gedeckten Tisch, genießen Kaffee und Kuchen in der Sonne, schauen uns blinzelnd schon mal die Berge an, die wir morgen besteigen wollen und blättern mit Vorfreude die Speisekarte für den Abend durch. Denkste! Das Hotel existiert, die Terrasse ist da, der Garten auch und die Berge sowieso, aber alles ist deutlich abgewirtschaftet und wir sind dann auch die einzigen Gäste. Kuchen gibt es natürlich auch keinen, für wen auch? In dem großen leeren Restaurant steht einsam ein Kaffeeautomat - nein, danke.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite tobt das afrikanische Leben. Von der Nivia-Dose bis zur Banane werden allerlei Waren an Marktständen verkauft und es gibt viele kleine Läden. Peters Blick fällt auf Autoersatzteile, da wir Hydrauliköl brauchen, und Heikes Blick auf Afro Dee’s Hair Salon, da sie sich die Haare schneiden lassen will und schon immer mal wie Aphrodite aussehen wollte. Heike ist schneller und sitzt schon im Friseurstuhl, als Peter noch über die richtige Ölsorte diskutiert. Nach weniger als fünf Minuten zahlt sie zwei US-Dollar und ihre Haare sind jetzt wirklich (!) sehr kurz. Wir nehmen es mit Humor, sind aber nicht sicher, ob Aphrodite sich jemals freiwillig einen solchen Radikalschnitt hätte verpassen lassen!
Nach der Enttäuschung mit dem Hotel fahren wir noch weiter bis zum sogenannten Basis-Camp in den Bergen, wo wir uns für zwei Nächte einquartieren. Hier ist es jetzt wirklich sehr schön! Am nächsten Tag machen wir uns auf dem Weg in Richtung der einzigen Berghütte, die es im NP gibt. Es geht steil bergauf, insgesamt knapp 500 Höhenmeter.
Die Vegetation wechselt rasch vom moosbehängten Regenwald mit Orchideen an den Baumstämmen, über Proteenhänge, bis hin zur trockenen Graslandschaft oberhalb der Baumgrenze. Nach einem Drittel des Weges geht es nur noch kletternd voran durch eine schroffe Felslandschaft. Die Wanderwege sind nicht markiert und wir müssen uns öfter orientieren, um einen geeigneten Pfad zu finden. Nur Steinmännchen helfen dabei. An einigen Stellen, die bergauf noch gut zu meistern sind, denken wir allerdings zwangsläufig daran, dass man diese steilen Passagen ja auch wieder runter muss. Mit jedem Meter Höhe, den wir gewinnen, weitet sich aber das Panorama und die Fernsicht um uns herum. Ganz oben auf dem Grat haben wir 360-Grad-Rundumsicht auf die alpine Landschaft und beschließen, dass wir hier mit einem ausgiebigen Picknick die Tageswanderung beenden. Der Sandstein ist sehr hart und dadurch ungewöhnlich schroff. Die Kulisse erinnert uns an die Dolomiten. Es gibt sogar richtige Almen, allerdings nicht bewirtschaftet. Nach einer Stunde treten wir den Rückweg an und sind viel eher wieder im Basiscamp als erwartet.
Das hat den entscheidenden Vorteil, dass wir den obligatorischen Cappuccino - das ist einfach Kult! - und warme Hefestückchen nicht ausfallen lassen müssen. Mit unseren Stühlen rücken wir immer wieder weiter, um zum Kaffee auch noch die letzten Sonnenstrahlen am späten Nachmittag einzufangen.