Wir waren vorbereitet. Alle Reiseberichte der letzten Jahre über Simbabwe kommen zu der gleichen Einschätzung. Simbabwe ist ein Land mit beeindruckenden Landschaften und sehr freundlichen Menschen, aber vollkommen maroder Infrastruktur. Die offiziellen Quellen, zum Beispiel das Auswärtige Amt in Deutschland, fügen hinzu: „Simbabwe bleibt ein repressiver Staat. Es gibt weiterhin politische Gefangene, die Zustände in den Haftanstalten sind katastrophal. In Notfällen ist von den Sicherheitskräften in der Regel keine Hilfe zu erwarten.“ Außerdem weiß man, dass Präsident Mugabe weder die eigenen Gesetze befolgt, noch das internationale Recht achtet. Auch aus diesem Grund hat er Einreiseverbot in die gesamte EU.
Das klingt alles nicht nach einer Einladung und erlebnisreichen Tagen im positiven Sinne des Wortes. Dennoch hat uns nie jemand, der schon Simbabwe bereist hat, von einem Besuch des Landes abgeraten. Im Gegenteil, alle privaten Reisenden waren begeistert. Selbst das oben zitierte Auswärtige Amt ringt sich final zu der Aussage durch: „Reisen nach Simbabwe sind somit grundsätzlich möglich“.
Also sind wir eingereist und haben es nicht bereut!
Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich von der trockenen Savanne im Süden, durch die sich große Flüsse winden und damit Wildtiere anlocken, über die Berglandschaft im Osten an der Grenze zu Mosambik mit gemäßigtem Klima bis zu subtropischen Regenwäldern und dann noch hoch im Norden die wildreiche Gegend am Ufer des Sambesi. Wir haben auch nach vier Wochen im Land längst nicht alles gesehen. Das, was wir gesehen haben, hat uns jedoch fasziniert!
Die Menschen sind für afrikanische Verhältnisse überdurchschnittlich gebildet und begegnen Fremden auf Augenhöhe. Das machte den Umgang für uns angenehm.
Mit ihrer Freundlichkeit und ihrem herzlichen Umgang haben sie uns geradezu vereinnahmt. Wir wurden stets mit strahlendem Lächeln begrüßt, es war immer Zeit für einen kleinen Schwatz und jeder Scherz war ein Volltreffer.
Selbst unsere Erlebnisse mit der Polizei waren positiv. Und bei 49 Straßensperren während 11 Fahrtagen auf öffentlichen Straßen hatten wir genügend Gelegenheiten, Eindrücke zu sammeln.
Soweit die guten Nachrichten. Leider ist der Verfall allgegenwärtig. Der Niedergang ist seit Einführung des US Dollars als offiziellem Zahlungsmittel ab 2009 zwar gestoppt und die Lage stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Allerdings mangelt es seit 20 Jahren an einfach Allem und die Verrottung ist einfach nicht mehr aufzuhalten. In Simbabwe haben wir gelernt zwischen „verfallen“ und „unordentlich“ zu unterscheiden. In diesem Land werden auch noch die Reste der zerbrochenen Fensterscheiben geputzt. Ohne irgendeine Aussicht auf eine neue Scheibe, gibt man sich große Mühe, wenigstens Sauberkeit und Ordnung zu wahren. Unser Campingplatz im Wald wurde täglich mit einem primitiven Reisigbesen Marke Eigenbau gefegt. Der krasse Widerspruch zwischen dem Bemühen der Menschen und den kläglichen Bedingungen, unter denen sie arbeiten müssen, hat uns oft sehr berührt. Die Nationalparks verlangen sehr hohe Preise für Eintritt und Übernachtung in harten US Dollars. Wir hatten jedoch den Eindruck, dass davon kein Cent für die Pflege der Anlagen bereitgestellt wird, sondern alles Geld bei den Politikern verschwindet. Überhaupt scheinen sich Politiker und Verwaltungsbeamte überall durch systematischem Betrug und Korruption zu bereichern. Das ist ja leider in vielen Ländern so, aber in Simbabwe schmerzt die Diskrepanz zwischen den herzlichen Menschen und dem betrügerischen Regime besonders.
Die Menschen halten das alles aus, leben von einem Tag auf den anderen und versuchen ihr bescheidenes persönliches Glück zu finden, was ihnen sogar oft zu gelingen scheint.
Wir sind Fans dieses Landes geworden und hoffen sehr, dass wie im Märchen vom Dornröschen diese schlafende Schönheit eines Tages aus dem Traum erwacht.