Great Zimbabwe

Welchen Glanz muss eine antike Stätte ausstrahlen, dass man nach der Unabhängigkeit von Südrhodesien 1980 ihren Namen als Bezeichnung für die neue Nation Simbabwe gewählt hat?

Great Zimbabwe war ein mittelalterlicher Königssitz, der 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Zimbabwe bedeutet in der Sprache der Shona „große Steinhäuser“ und weist darauf hin, dass sich die Behausung des Königs von den Lehmbauten der normalen Bevölkerung deutlich abhob. Great Zimbabwe ist nach den Pyramiden der größte vorkoloniale Steinbau in Afrika und hatte zu seiner Hochzeit zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert rund 20.000 Einwohner. Der König lebte zusammen mit dem geistigen Medium auf einem Hügel, seine 200(!) Frauen und Kinder in einem großen Ringbau (Great Enclosure) in der Ebene, außerhalb der Schutzmauern lebte das normale Volk. 

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Die Mauern sind ausschließlich aus Steinen aufgesetzt, es wurde kein Zement oder Mörtel verwendet

Great Zimbabwe ist entstanden, nachdem Mapungubwe, wo das Königshaus zuvor residierte, verlassen wurde. Es war das Zentrum der Macht über ein Gebiet, das bis nach Botswana und Mosambik hinein reichte. In diesem Gebiet sind bis heute noch 150 kleinere Simbabwes bekannt, wo untergeordnete Fürsten für Ordnung sorgten.  

Zahlreiche Funde von Gold- und Luxusgütern belegen, dass Great Zimbabwe mit Gold und Elfenbein handelte und dafür Waren aus dem arabischen Raum und China einführte. Ein Hafen am indischen Ozean war das Tor zur Welt und man kontrollierte die Handelswege dorthin quer durch das heutige Mosambik. Daneben wurde intensiv Viehzucht betrieben, Fleisch war das Hauptnahrungsmittel. Anhand von Knochenfunden konnte man nachweisen, dass die Könige das zarte Fleisch der jungen Tiere bevorzugten. Echte Gourmets also.

Wir fanden beeindruckend, dass es schon damals Sozialhilfe gab. Der König trieb zwar Abgaben vom Volk ein, war aber verantwortlich, die Armen damit zu unterstützen. 

Neben all diesen Fakten, die uns unser privater Führer (wir waren mal wieder nur zu zweit) näher brachte, erzählte er uns auch mystische Dinge von verbotenen Orten, spurlos verschwunden Menschen und dem Geist von Verstorbenen, der in Leoparden und Löwen schlüpft. Auch kann man, entsprechende Drogen, rhythmisches Trommeln und die richtige Grundeinstellung vorausgesetzt, mit den Ahnen in Verbindung treten. Heute ist das geistige Medium ein auserwähltes Mädchen der Familie, das in Trance mit der Stimme des Großvaters spricht. Früher ließ sich der König vor jeder Entscheidung mittels seines geistigen Mediums von den Ahnen beraten. So war Great Zimbabwe auch mystisches Zentrum des Königreiches und wer weiß, ob das geistige Medium oder die Frau Nummer 1 nicht mehr Macht hatten, als der König selbst?

Die herausragende Kultur Great Zimbabwes wollten die Europäer zunächst nicht der mittelalterlichen afrikanischen Bevölkerung zutrauen. Zu groß war die Arroganz und Ignoranz gegenüber den Schwarzafrikanern, sodass man den Ursprung lieber den eurasischen Phöniziern zuschrieb. Nicht zuletzt diese überhebliche Einstellung der Weißen führte zum heutigen Stellenwert von Great Zimbabwe.



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