Wenn man wie wir vom Süden kommend nach Simbabwe einreist, bietet sich der Gonarezhou NP als erstes Ziel an. Dieser Nationalpark beginnt im Dreiländereck zwischen Südafrika, Simbabwe und Mosambik und setzt sich nach Norden entlang der mosambikanischen Grenze fort. Geplant ist, den Gonarezhou NP mit dem Krüger NP in Südafrika und dem Limpopo NP in Mosambik zusammen zulegen. Dieser Great Limpopo Transfrontier Park wurde bereits vor 10 Jahren proklamiert, man spürt jedoch bis heute praktisch nichts davon. Angeblich sind noch einige private Farmen zu entschädigen und deren Land in die NPs einzugliedern. Das wird wohl stimmen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Wilderei im Grenzgebiet und letztendlich die politischen Verhältnisse in den drei Ländern der wesentliche Hinderungsgrund sind.
Der Name Gonarezhou bedeutet Refugium für Elefanten und das ist er offensichtlich auch. Nachdem jahrelang die Wildbestände systematisch dezimiert wurden, um so die Tsetse-Fliege auszurotten und das Land bewohnbar zu machen und in den 90-er Jahren dann auch noch zwei Dürrejahre in Folge ihre Spuren hinterlassen haben, gibt es momentan wieder fast 10.000 Elefanten in einem Park, der mit ca. 30 x 100 km gar nicht so groß ist. Im Busch sieht man die Tiere selten, dafür jetzt während der Trockenzeit an den Flüssen um so häufiger.
Schon die Anfahrt zum Park mit 100 km Wellblech-Piste ist ein einprägendes Erlebnis. Wir fahren durch eine offene Savannen-Landschaft und treffen immer wieder auf menschliche Ansiedlungen, die in keiner Karte verzeichnet sind. Die Hütten sind aus natürlichen Materialien gebaut: Holz und Stroh. Gemauerte Gebäude verfallen, da offensichtlich keine Materialien für die Reparatur zur Verfügung stehen. Wir beobachten mehrmals wie Männer Ziegel aus Lehm (oder auch Dung?) wie im Mittelalter herstellen. Die Farmen, auf denen die lokale Bevölkerung früher gearbeitet hat, sind verlassen nach Enteignung oder einfach aus Frust über die politischen Verhältnisse und die fehlende Rechtssicherheit für privaten Besitz. Hier sehen wir im Kleinen, aber sehr konkret, was das lähmende Problem des ganzen Landes ist: Der Niedergang des Wirtschaftslebens nach einer völlig misslungenen Politik der Landübertragung von den Weißen auf die Schwarzen. Die heute arbeitslosen (schwarzen) Farmarbeiter, die das Land noch nicht verlassen haben, ernähren ihre Familie mit einigen Ziegen und Kühen sowie kleinen Anbauflächen mit Mais.
Nach dieser bewegenden Anreise kommen wir im Südteil des Parks an. Bereits am Parkeingang treffen wir eine junge Frau aus Deutschland mit ihrem schwedischen Freund. Am Tag zwei im Park kommen wir ins Gespräch. Sie ist die Landes-Managerin der Johanniter Unfallhilfe und nach einem kurzen Gespräch haben wir die nächste Einladung für einen Privatbesuch im Adressbuch notiert!
Der Nationalpark selbst gefällt uns sehr gut. Die Landschaft ist extrem abwechslungsreich. Flüsse schlängeln sich durch die Savanne, die durch zahlreiche Klippen entlang des Flussufers aufgelockert wird. Wie bereits erwähnt sieht man bei der Fahrt durch den Busch kaum Tiere. Zu tief sitzen die schlechten Erfahrungen mit Wilderern und auch die aktiv betriebene Jagd in den angrenzenden Game Reserves, die hier für handfeste kommerzielle Interessen betrieben wird, wirkt verstörend. Man kann noch wie zu Zeiten von Hemingway auf Großwildjagd gehen, vorausgesetzt man bezahlt einen fünfstelligen Dollarbetrag. Sehr gute Tierbeobachtungen bieten jedoch die Flüsse, die von vielen Tieren regelmäßig aufgesucht werden.
Wir bleiben drei Nächte im Hauptcamp Mabauta des südlichen Parkteils und unternehmen Tagesausflüge und eine geführte Wanderung entlang des Flusses Nuanetsi. Zu den landschaftlichen Höhepunkten zählen Nyavasikana, Makwakwani, Muwatomba Pools und Rossi Pools. Dort hat man jeweils einen guten Überblick über das weite, fast ausgetrocknete Flussbett des Mwenezi, teilweise von einem Felsen hoch über dem Ufer, vor der Sonne geschützt in einem strohbedeckten Pavillon.
Auch die Swimuwini Chalet Anlage gefällt uns sehr gut. Jede individuell gestaltete Hütte steht an einem gigantischen Baobab-Baum, jeder mit einem Umfang von weit mehr als fünf Metern. Wir sind sehr beeindruckt von der Schönheit des Parks, nicht nur von der Natur, sondern auch von den Anlagen. Und zwei Tage lang sind wir ganz allein.
Trotzdem spürt man auch hier, dass ein Mangel an Allem herrscht. Auf der Toilette im Mabauta Camp gibt es ein blütenweiß geschrubbtes Porzellanwaschbecken, aber ein Dreieck ist herausgebrochen, die Fenster werden geputzt, aber zum Teil ist nur noch die halbe Scheibe da. Die Dusche ist auch absolut sauber, aber der Putz kommt einem entgegen.